„Laudare“, „benedicere“ und „praedicare“ also „loben, segnen und predigen“ ist das Motto des Dominikanerordens, von denen es in Vorarlberg gleich drei gibt. Wie unterschiedlich diese Grundsätze umgesetzt werden können, zeigen die Dominikanerinnen in Bludenz, Bregenz und Feldkirch.

Simone Rinner

„Willkommen" - so fühlt man sich in einem Wort, wenn man das Kloster St. Peter in Bludenz betritt. Das liegt zum Teil an den hellen, lichtdurchfluteten Räumen und Gängen des Klosters, einen noch größeren Teil tragen aber die fünf Dominikanerinnen bei, die dort leben. Vor Jahren kamen sie aus dem Schweizer Kloster in Cazis in die Niederlassung nach Bludenz, nun haben sie hier eine neue Heimat und Wirkungsstätte gefunden.

Gemeinsame Vergangenheit. Die Dominikanerinnen und das Kloster St. Peter verbindet eine lange gemeinsame Vergangenheit, die bis ins Jahr 1286 zurückreicht. Doch erst im Jahr 2002 entschließt sich das Kloster in Cazis, auf Anfrage des damaligen Bischofs Klaus Küng, St. Peter mithilfe von Schwestern zu „wiederbeleben". „Die Leitungen und Balken waren kaputt, die Fenster konnte man nicht mehr öffnen oder schließen und im oberen Stockwerk kam aus dem Wasserhahn nur eine braune Brühe", erzählt Oberin Sr. M. Marcellina Bihr vom damaligen Zustand des Klosters. Statt einer geplanten „sanften Renovierung" wurde eine Generalsanierung notwendig, die im Herbst 2007 nach zwei Jahren Bauzeit abgeschlossen werden konnte. 

Gäste sind willkommen. Nun bietet das Kloster nicht nur für die fünf Schwestern Platz, sondern auch für viele Gäste, die das Klosterleben für einige Tage oder Wochen selber erleben wollen. Ein Angebot, das vielleicht auch deshalb so begehrt ist, weil „dieses Mitleben" im Kloster in Vorarlberg einzigartig ist, erklärt Sr. Marcellina. Neben dem gemeinsamen Essen und Gebeten mit den Dominikanerinnen werde insbesondere auch die Stille im Haus und Garten geschätzt, erzählt die Oberin. Ärzte und ihre Patienten zählen dabei ebenso zu ihren Gästen wie zukünftige Diakone oder Manager aus dem Wirtschaftsbereich, die abschalten möchten. In einem Kloster, in dem der Fernseher „irgendwo in einer Ecke" steht und es keinen Internetanschluss im Zimmer gibt, müssen dann viele erst lernen „die Stille auszuhalten", spricht Sr. Marcellina aus Erfahrung.

Vielfältiges Angebot. Einmal im Monat gibt es im Kloster St. Peter ein Frauenfrühstück mit einem biblischen Impuls, zu dem meist rund 60 Frauen kommen. Glaubenskurse, Gottesdienste, gemeinsame Gebetszeiten, Bibelgespräche oder die monatliche Kinderkatechese runden das Angebot ab. Dass die Schwestern den Kontakt zu den Menschen außerhalb der Klostermauern suchen, zeigt nicht nur der Markt in der Bludenzer Innenstadt, bei dem sie Produkte aus dem Klosterladen wie Kerzen verkaufen, sondern auch innovative Ideen wie die Maiandacht bei einem Bauern in Bludenz. Wie sehr die Schwestern in Bludenz geschätzt werden, zeigen zahlreiche Helfer/innen, die den Dominikanerinnen ihre Zeit zur Verfügung stellen. Mittlerweile sei nicht einmal mehr ein Anruf nötig, sind die Schwestern dankbar für die Hilfe, beispielsweise im Garten, im Service bei (großen) Gruppen, bei den Gästezimmern, beim Kerzen verzieren, beim Klostermarkt, in der Bibliothek oder im Archiv. 

„Laudare", „benedicere" und „praedicare" ist nicht nur an der Klostertür in Bludenz zu lesen, sondern auch am mintfarbenen Kachelofen in der Kapelle des Klosters Marienberg in Bregenz. Dieser wurde in den 1950er-Jahren von Schwester Maria Electa Wehinger gefertigt und zeigt die Lebensstationen des Ordensgründers, erklärt Sr. Agnes Steinberger stolz. Zwölf Schwestern gehören zur Gemeinschaft in Bregenz, wovon drei im Pflegeheim leben und eine Schwester als Generalsekretärin bei der Vereinigung der Frauenorden Österreichs in Wien arbeitet, so Oberin Sr. M. Monika Zangerle OP. Die acht Dominikanerinnen leben im Kloster Marienberg in Bregenz, welches sich in der Villa Raczynski befindet. 

Der Orden gehe auf das Jahr 1234 zurück und wurde in Freiburg/Breisgau gegründet, wirft die Stellvertreterin der Oberin, Sr. Agnes, einen weiten Blick in die Geschichte. 1878 fanden die Schwestern im heutigen Redemptoristinnen-Kloster in Lauterach eine neue Heimat, die sie 1904 gegen die Villa Raczynski in Bregenz „tauschten" und zu einem Kloster samt Schule ausbauten. Erziehung und Unterricht sei den Schwestern immer schon wichtig gewesen, erklärt Sr. Monika, schließlich sei „die Verkündigung das große Charisma des Ordens". 

Ausgebaut. Die Schule mit ihren vier verschiedenen Schultypen und einem Internat wachse und platze fast schon aus allen Nähten, spielt sie auf den neuen Zubau an, der für das Schuljahr 2017/18 fertig sein dürfte. Doch nicht nur die Bildung heutiger Jugendlicher ist den Dominikanerinnen ein Anliegen, auch der Kontakt zu ehemaligen Schülerinnen werde gepflegt, freuen sich die Schwestern über Besuch. Ebenfalls wichtig seien ihnen die Hospizbewegung und Seniorenseelsorge, die sie aus Alters- und Gesundheitsgründen jedoch nicht mehr übernehmen können. Allein das riesige Haus stellt die Schwestern, die sich alle im Pensionsalter befinden, vor große Herausforderungen - ein Grund, warum sie die Villa Raczynski als Seminarhaus verpachtet haben. Die Miete und die Pensionen der Schwestern bilden den Lebensunterhalt, weist Sr. Monika auf das knappe Budget hin, dem vielleicht ein Freundeskreis oder Förderverein Abhilfe schaffen könnte. Einen konkreten Anlass würde es mit dem 800 Jahr-Jubiläum des Dominikanerordens nächstes Jahr ja geben - und ein Theater Anfang Juni, zu dem alle herzlich eingeladen sind, sei bereits in Planung.

Auftrag. „Wir wollen einfach unseren Auftrag zur Erfüllung bringen. Und zwar in Würde", erklärt Sr. Monika. Ihr Hauptapostolat sei deshalb das fürbittende Gebet, in das sie die Jugend, die „hier" ein- und ausgehe, die Lehrpersonen und die Anliegen der Kirche miteinbeziehen. Mehr sei aus Altersgründen nicht möglich, bedauert Sr. Monika, die übrigens auch Generalpriorin der Union der österreichischen Dominikanerinnen ist.

Feldkirch-Altenstadt. Ein kontemplatives Leben, indem sie das Gebet und die Abgeschiedenheit von der Welt pflegen, führen die Schwestern im Dominikanerinnenkloster zum „Englischen Gruß" Feldkirch-Altenstadt. Das Kloster, in dem die Dominikanerinnen leben, wurde 1634 errichtet und in den Jahren 1679 bis 1681 vergrößert. Fünf Schwestern feiern hier täglich die heilige Messe, zu der auch Gläubige herzlich eingeladen sind. Außerdem bieten die Anbetung, aber auch Bibelabende und der Besuch der Erstkommunionkinder in der Hostienbäckerei Möglichkeiten zum Austausch. Die Paramenten-Stickerei, Hostienerzeugung sowie klösterliche Arbeiten in Haus und Garten sichern den Schwestern den Lebensunterhalt. Außerdem ist in den historischen Räumlichkeiten des Klosters Altenstadt auch die Bibliothek der Diözese Feldkirch beheimatet, die mit regelmäßigen Ausstellungen Einblick in die Vergangenheit gibt.


Auf einen Blick

Dominikanerinnen in Vorarlberg

Der Orden der Dominikaner wurde im frühen 13. Jahrhundert vom heiligen Dominikus gegründet. In Österreich leben derzeit 65 Schwestern in einem dominikanischen Orden, 21 davon in Vorarlberg:

Dominikanerinnen von Marienberg: 12 Schwestern gehören zur Gemeinschaft in Bregenz, acht von ihnen leben im Kloster Marienberg in der Villa Raczynski.
www.seminarhaus-marienberg.at

Dominikanerinnen zu St. Peter: Fünf Schwestern leben in der Gemeinschaft in Bludenz. Das Mutterhaus befindet sich in Cazis in der Schweiz.
ww.sankt-peter.at

Dominikanerinnen zum „Englischen Gruß": Im Kloster, das sich im Stadtteil Altenstadt in Feldkirch befindet, leben derzeit fünf Schwestern.
ww.pfarre-altenstadt.at/kirchen/dominikanerinnenkloster/

(aus dem KirchenBlatt Nr. 38 vom 17. September 2015)