Haben Sie sich auch schon mal gefragt, wie und wo ein Nikolausdarsteller seinen „Beruf“ lernt? 40 „Nikoläuse“ drückten letzte Woche im Pfarrheim Dornbirn-Hatlerdorf die Schulbank - und Hanspeter Sutterlüty zeigte ihnen, worauf es ankommt.
Heiß ersehnt - und manchmal etwas gefürchtet - sind rund um den 6. Dezember auch in Vorarlberg wieder zahlreiche Nikoläuse und ihre Begleiter unterwegs. Und weil noch kein Meister - oder Nikolausdarsteller - vom Himmel gefallen ist, erklärte der „Nikolausprofi“ Hanspeter Sutterlüty, wie der Besuch für alle ein besonderes Erlebnis werden kann.
Der gute Nikolaus
Eigentlich ist der heilige Nikolaus einer von „den Guten“, dessen frohe Botschaft das Schenken und Teilen ist, betont Sutterlüty. Es freut den Theologen und Religionspädagogen, dass in den letzten Jahren wieder ein positiver Trend erkennbar sei - „weg vom Nikolaus als strafenden himmlischen ‚Stalker‘ hin zum Frohbotschafter, der ein Vorbild des Teilens und Ermutigens ist“. Ein Grund mehr, warum sein Begleiter, der bedrohliche, schwarz gekleidete und geschminkte Krampus, vielerorts durch Knecht Ruprecht ersetzt wird, der ausschließlich eine dienende Funktion hat.
Nikolausschule - Wofür?
Sutterlüty und der Nikolaus verbindet eine lange Beziehung - bereits als Student sammelte er erste Erfahrungen als Darsteller. Seit mehr als 30 Jahren reflektiert der Pädagoge mit Jugendlichen und Darsteller/innen den Sinn sowie Unsinn des Brauchs und zeigt, worauf man achten muss. Aus praktischer wie theoretischer Sicht: Bei der Nikolausschulung erhalten Profis und Neulinge Infos zur Person des heiligen Nikolaus, zum Thema Heiligkeit, zur Entwicklung des Brauchtums und zur Frage der Grundbotschaft dieses Heiligen, so Sutterlüty. Als Zugabe gibt es Tipps für die Praxis: Wie isst man mit dem (falschen) Bart, wie geht man mit einer beschlagenen Brille, Kleidung, Temperatur oder niedrigen Räumen um, was ist die beste Steh- oder Sitzposition, was sind optimale Bartfarbe oder Stimmlage?
Geballtes Wissen
Bei 40 „alten“ und „neuen“ Nikoläusen kommt schon einiges an Nikolauswissen zusammen - und deshalb werden bei der Nikolausschule auch fleißig Erfahrungen geteilt. Schnell wird klar: Nicht nur die Kinder sind aufgeregt, wenn es um den Nikolausabend geht - auch viele erfahrene Nikolausdarsteller sind manchmal noch etwas nervös, freuen sich und empfinden ihr „Amt“ als Ehre und große Verantwortung. Sie alle tragen dazu bei, dass der Nikolaus nicht nur der Vermarktung, sondern vor allem auch der Verkündigung dient, freut sich Sutterlüty. Zwar ist der Nikolaus nach wie vor eher in Männerhand, letztlich sei aber nicht das Geschlecht, sondern die Professionalität entscheidend, zeigt sich Sutterlüty offen.
Kein Sündenregister
Und wie sieht es mit dem berühmt-berüchtigten Buch aus, das der Nikolaus immer dabei hat? Der Nikolausdarsteller lese die „schlechten Taten“ der Kinder nicht aus seinem „himmlischen Gute-Taten-schlechte-Taten-Buch“ vor, so Sutterlüty, sondern von den Zetteln, die er von den Eltern erhält. Ein Trend, der übrigens rückläufig ist. Und natürlich sollten diese Botschaften „positiv motivierend und ermutigend“ formuliert sein. „Das Buch des Nikolaus sollte nämlich nicht das im Himmel verfasste Sündenregister darstellen, sondern die Bibel mit ihrer Frohbotschaft, die der Heilige verkündet und besonders im Teilen zu leben versucht hat“, betont der Religionspädagoge.
Nikolaus bei mir Zuhause?
Nächste Woche ziehen also wieder unzählige Nikolausdarsteller durchs Land. Wenn Sie möchten, dass er auch bei Ihnen zu Hause Halt macht, melden Sie sich am besten bei Ihrer Pfarre oder Gemeinde und melden sich an. Meist wird ein freiwilliger Unkostenbeitrag erbeten. Gut investiertes Geld.