19. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 8. August 2021

Wort zum Sonntag von Hans Rapp

In der Verzweiflung erfährt der Prophet Elija in der Wüste die Anwesenheit Gottes. Ein Engel bringt ihm Wasser und Brot und erinnert ihn an seinen Auftrag:

1. Lesung

Erstes Buch der Könige 19,4–8

In jenen Tagen ging Elíja eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, Herr. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter. Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin. Doch der Engel des Herrn kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich. Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.

Der Glaube hat Auswirkungen auf den Umgang mit unseren Gefühlen und Haltungen. Das Leben soll in Nachahmung Gottes und der Liebe Christi für die Menschen gelebt werden:

2. Lesung

1. Epheserbrief 4,30–5,2

Schwestern und Brüder! Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, den ihr als Siegel empfangen habt für den Tag der Erlösung! Jede Art von Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung mit allem Bösen verbannt aus eurer Mitte! Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat. Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder und führt euer Leben in Liebe, wie auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer, das Gott gefällt!

Um zu Gott zu kommen, braucht es zum einen den Ruf Gottes, zum anderen aber muss der Mensch diesen Ruf annehmen. Dann wird Jesus zum Brot des unvergänglichen Lebens:

Evangelium

Johannes 6,41–51

In jener Zeit murrten die Juden gegen Jesus, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Bei den Propheten steht geschrieben: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt,wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.

Wort zum Sonntag

Pfr. Georg NigschDr. Hans Rapp MSc
ist Bibelwissenschafter. Er leitet das Team Entwicklung und ist Referent für interreligiösen Dialog der Katholischen Kirche Vorarlberg. Den Autor erreichen Sie unter

Wort zur 2. Lesung

In seinem Werk „Also sprach Zarathustra“ hat Friedrich Nietzsche über die zeitgenössischen Christ/innen bemerkt: „Bessere Lieder müssten sie mir singen, dass ich an ihren Erlöser glauben lerne: Erlöster müssten mir seine Jünger aussehen!“ Damit hat er einen wichtigen Punkt getroffen. Woran erkennt man Christ/innen, wenn man ihnen begegnet? Wie gehen sie mit sich selbst, miteinander und mit anderen um? Wenn der Mensch als Abbild Gottes geschaffen worden ist, so ist seine Berufung in der Welt, diesem Vor-Bild gerecht zu werden. Der Epheserbrief baut seine Ethik auf diesem Verhältnis zwischen Gott und dem neugeschaffenen Menschen auf. Christliches Leben ist Nachahmung Gottes. Es besteht darin, die von Gott und von Christus erfahrene Liebe weiterzugeben. Diese Liebe ist die Richtschnur des neuen Lebens als Kinder Gottes. Das hat wahrnehmbare Auswirkungen auf den Umgang mit sich selbst und mit anderen Menschen. Der Lesungsabschnitt zählt einen ganzen Lasterkatalog mit Eigenschaften auf, die sich mit dieser Nachahmung nicht vertragen: Bitterkeit, Wut, Zorn, Geschrei. Auf der anderen Seite finden sich Tugenden wie Güte, Barmherzigkeit, Vergebung. Die Listen könnten sich fortsetzen lassen. Der Grundgedanke ist immer derselbe: Gebt das Geschenk, das ihr von Gott erhalten habt, an andere weiter. Ob Nietzsche diese Tugenden gefallen hätten, darf bezweifelt werden. Eines ist klar: Eine Gemeinschaft, die sich nach ihnen richtet, kann schon ein sehr deutliches Bild Gottes unter den Menschen sein.

Zum Weiterdenken
Bitterkeit oder Wut gehören zu den Grundgefühlen und damit zum Leben jedes Menschen. Gefühle lassen sich zwar unterdrücken. Dennoch sind sie da. Es geht darum, sie wahrzunehmen und gut mit ihnen umzugehen. Was hilft uns dabei, mit negativen Gefühlen gut umzugehen? Was hilft uns, gute Haltungen zu finden?

Ich will den Herrn allezeit preisen;
immer sei sein Lob in meinem Mund.
Meine Seele rühme sich des Herrn;
die Armen sollen es hören und sich freuen.
Preist mit mir die Größe des Herrn,
lasst uns gemeinsam seinen Namen erheben!
Ich suchte den Herrn und er gab mir Antwort,
er hat mich all meinen Ängsten entrissen.
Die auf ihn blickten, werden strahlen,
nie soll ihr Angesicht vor Scham erröten.
Da rief ein Armer und der Herr erhörte ihn
und half ihm aus all seinen Nöten.
Der Engel des Herrn umschirmt, die ihn fürchten,
und er befreit sie.
Kostet und seht, wie gut der Herr ist!
Selig der Mensch, der zu ihm sich flüchtet!

Antwortpsalm (aus Psalm 34)

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 30/31 vom 29. Juli / 5. August 2021)