Jesus fragt: Für wen halten mich die Menschen? Das ist die entscheidende Frage des christlichen Glaubens: Für wen halte ich Jesus?

Ursprung des Lebens. Woran wir glauben – Teil 2

Walter Krieger, Österreichisches Pastoralinstitut

Nicht nur die Bibel, auch andere Autoren berichten von Jesus. Mit etwa 30 Jahren begann er, in der Öffentlichkeit das Reich Gottes durch Worte und Taten zu verkünden. Sein Anspruch, der Messias und der Sohn Gottes zu sein, brachte ihn in Konflikt mit den Mächtigen, die vom römischen Statthalter Pontius Pilatus sein Todesurteil erwirkten. Jesus wurde hingerichtet. Viele Zeugen berichten, dass er von den Toten auferstanden ist. Wäre Jesus nicht auferstanden, dann wäre alles eine interessante Geschichte, würde uns aber nicht betreffen. Mit Jesus werden auch wir auferstehen (1 Korinther 15,21–23).

Sohn Gottes

Dass Jesus von Nazareth ein besonderer Mensch war, können auch Angehörige anderer Religionen nachvollziehen. Für sie kann Jesus ein Prophet, ein Lehrer, ein Schamane sein. In der Antike, aber auch heute noch in einigen Dynastien (z. B. in Japan und Thailand), wird dem Herrscher ein göttlicher Ehrentitel wie „Sohn Gottes“ zugeschrieben. Gemeint ist, dass der Herrscher gleichsam ein Adoptivsohn Gottes ist, der in seinem Reich im Einklang mit dem Willen Gottes regieren soll. Vielleicht haben manche Zeitgenossen auch Jesus als Sohn Gottes so verstanden. Aber Jesus ist mehr. Er spricht von Gott, seinem Vater, aus einer unvergleichlichen Nahbeziehung heraus. Er ist mit dem Vater eins, „wesensgleich“. Jesus verkörpert die Liebe Gottes in allem.

Zeichen

Alle Worte und Taten Jesu werden zu Zeichen des Reiches Gottes. Es ist dort, wo Liebe ist. Das erfordert ein Umdenken, eine Veränderung von Gewohnheiten. „Umkehr“ meint neues Denken und erneuertes Handeln im Sinn Gottes. Alle sind dazu berufen. Jesus vollbringt Wunderbares, er heilt, er vergibt Sünden (was nur Gott kann). Er führt Vorschriften auf ihren eigentlichen Sinn zurück: Sie sind Mittel, durch die Gott seine Barmherzigkeit zeigen will.

Feinde lieben

Jesus wird in einem Schauprozess Opfer einer Vielzahl von Sünden (Verrat, Lüge, Machtmissbrauch). Doch er verzeiht: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lukas 23,34). Jesus hält es durch, auch noch am Kreuz, seine Feinde zu lieben. Damit siegt seine Liebe über den Hass, über den Tod. Paulus schreibt: „Christus ist für unsere Sünden gestorben“. Irgendwie sind wir ja Teil einer gesellschaftlichen Sündenverflochtenheit, irgendwann haben wir selbst gesündigt und damit indirekt Jesus getroffen. Denn er hat gesagt: Was ihr gegenüber einem Mitmenschen getan oder unterlassen habt, das habt ihr gegenüber mir getan (Matthäus 25,40.45).

Superman?

Jesus ist gekommen, um im Auftrag Gottes die Welt zu retten. Es geht allerdings nicht um eine Rettung, wie sie durch Supermänner und Superfrauen geschieht. Was kann man unter Rettung durch Jesus verstehen? Wer dem Beispiel Jesu folgt, wird vor der Orientierung an falschen Werten gerettet, vor Lebensirrtümern, aus der Verflochtenheit in Sünde. Die „Zehn Gebote“ als Grundregel des Zusammenlebens werden von Jesus zurückgeführt auf die Haltung der Liebe und des Wohlwollens. Das Zusammenleben in einer Gesellschaft braucht mehr als die Einhaltung von Regeln. „Das ganze Gesetz ist in dem einen Wort erfüllt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ (Galater 5,14)

Mit Jesus

Jeder Mensch hat eine persönliche Beziehung zu Jesus. Beziehungen entwickeln sich: eine erste Begegnung, ein näheres Kennenlernen, wachsende Vertrautheit. In einer Beziehung mit Jesus kann es Phasen geben wie Begeisterung, Faszination, Gewohnheit usw. Beziehung mit Jesus wird gepflegt durch das Lesen der Heiligen Schrift, durch Gebet, durch Sakramente (besonders die Eucharistiefeier), durch jede hilfsbereite, gute Tat.

Walter Krieger

 

Zur Serie: Vertrauen ins Leben hat gute Gründe. Doch welche? In der Serie macht Walter Krieger in vier mal drei Teilen Aspekte des christlichen Glaubens greifbar: den Ursprung des Lebens, Quellen des Vertrauens, Beziehungspflege mit Gott, die Welt verbessern.

Der Text wurde gekürzt; das Buch „Glauben ist ein Weg der Freundschaft“ von Walter Krieger mit den ausführlichen Texten erscheint 2022 im Echter-Verlag.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 36 vom 9. September 2021)