Welche Früchte zeigt das Diözesanforum? Wie gestaltet sich in Zukunft die Leitung von Pfarren? Was bringen die „Jahre der Bibel“? Pastoralamtsleiter Martin Fenkart blickt zurück und in die Zukunft.

Die Fragen stellte Dietmar Steinmair

Herr Pastoralamtsleiter, was bleibt Ihnen vom heurigen Weihnachtsfest besonders in Erinnerung?
Martin Fenkart: In mir klingen noch die Predigtworte vom 4. Adventsonntag nach. Unser Vikar Franz Ulbing in Hohenems meinte im Blick auf den  heiligen Josef und die Muttergottes, dass alles Neue mit einem Engel beginne und mit der Botschaft, dass wir uns nicht zu fürchten brauchen. So habe ich rund um Weihnachten den Impuls für 2020 mitgenommen, mit Gottvertrauen in alles Neue hineinzugehen.

Im Oktober vergangenen Jahres fand das zweitägige Diözesanforum „Plan.Los!“ in Dornbirn statt. Wie waren die Rückmeldungen der Teilnehmenden - und wie fällt die Bilanz der Veranstalter aus?
Fenkart: Ich glaube, es hat sich gelohnt, dass wir dieses Forum miteinander erlebt haben. Auf einem unübersehbaren roten Teppich vor der Martinskirche stand die Frage: „Was suchst du hier?“ So offen die Frage gestellt war, so unterschiedlich und vielfältig sind auch die Rückmeldungen ausgefallen. Zwei Themen ziehen sich durch die Feedbacks der 1000 Teilnehmer/innen: „Mir hat das Forum gut getan“ und „Wir wollen an den Themen, die wir besprochen haben, dran bleiben.“

Der Zuspruch aus den Pfarren zum Forum war ja groß, auch das Interesse der Besucher/innen vor Ort war spürbar. Gibt es schon konkrete Früchte des Treffens in der einen oder anderen Pfarre? Wo wurde eine konkrete Initiative angestoßen?
Fenkart: Um es in einem Bild zu sagen: In verschneiten Winterlandschaften sieht man Schneeglöckchen nicht immer mit freiem Auge. Wer genauer hinschaut, erkennt aber jetzt schon vielerorts versteckte Frühlingsboten: Jemand hat nach dem Forum erzählt, dass ihm im Atelier zum Thema Erstkommunion die Augen aufgegangen sind, was denn viele Eltern rund um dieses Sakrament ihrer Kinder für sich selber suchen. Er will jetzt die Kommunionsvorbereitung umstellen und hat sich Hilfe geholt. Auch der Besuch von Cesare Zucconi aus Rom hat Spuren hinterlassen. Die Vorderland-Pfarren starten eine Initiative, um die gelebte Nächstenliebe für Menschen am Rand zu stärken. Pfarrangehörige gehen regelmäßig dorthin, wo Menschen von Einsamkeit, sozialer Isolation oder auch Krankheit bedroht sind. Eine Pfarre im Rheintal wiederum hat sich beim Forum mit der Gestaltung und Belebung ihres Kirchenraumes auseinandergesetzt. Eine andere geht der Frage nach, wie man Ehrenamtliche besser begleitet.

Ist ein nächstes Diözesanforum geplant?
Fenkart: Obwohl das Interesse daran groß war - bisher nicht. Jetzt freue ich mich, dass im Jänner über 100 Mitarbeiter/innen aus gut zehn Pfarren gemeinsam einen Kirchenkurs besuchen

Im Dezember startete offiziell die Seelsorgeregion Vorderland. Wie läuft es dort?
Fenkart: Das hoch engagierte Vorbereitungsteam, die Priester und Pastoralleiter Dr. Michael Willam haben letztes Jahr großartige Arbeit geleistet, um die Seelsorgeregion aus der Taufe zu heben. Dafür kann man nicht genug danken. Der offizielle Start im Dezember ist gelungen und war ein schönes Zeichen des Miteinanders. Ein Chor, bestehend aus mehr als 60 Sänger/innen von Laterns bis Klaus, sang eine Orchestermesse, und aus  allen beteiligten Pfarren taten Ministrant/innen Dienst. Alle Pfarren brachten sich ein. Jetzt geht es darum, in den neuen Strukturen den Alltag zu gestalten. Was von Anfang an sehr positiv stimmt, ist die Zusammenarbeit vieler hoch motivierter Personen in kleinen Gruppen rund um die Themen Jugend, Firmung, Dienst an Armen und Kranken, Förderung des Ehrenamtes, Öffentlichkeitsarbeit, Liturgie, …

Neu in den Seelsorgeräumen und -regionen Vorderland, Bludenz und Dornbirn sind die Funktionen des „Pastoralleiters“ bzw. der „Gemeindeleiter/innen“. Wie schaut dieses neue Miteinander zwischen Priestern und Laien auf der Leitungsebene aus?
Fenkart: Wer nur den Mangel sieht, verhungert mitunter vor einem halbvollen Kühlschrank, weil ein Problem einen übermächtigen Raum einnehmen kann. Wir sehen heute nicht nur einen Priestermangel, sondern auch den Handlungsspielraum, der sich damit auftut. Wir ermutigen zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen allen Christinnen und Christen mit ihren Priestern, auch wenn manche unter ihnen Sorge haben, am Ende gar nicht mehr gefragt zu sein. Mit den Aufgaben der Gemeinde-, Pastoral- und Organisationsleiter/innen haben wir attraktive neue Berufe für theologisches Fachpersonal geschaffen. Die Stellen bringen Entlastungen für die Priester. Diese werden zahlenmäßig weniger und sind sehr gefordert, weil sie auch weiterhin sehr gefragt und für die Menschen wichtig sind. Das neue Miteinander von Priestern und Laien bringt mehr Farbe in die Kirche und macht die Kommunikation anspruchsvoller. Natürlich hängt die Qualität der Zusammenarbeit immer von konkreten Menschen ab, von ihrer Bereitschaft und ihrer Fähigkeit, über manch eigenen Schatten zu springen. Das Ganze ist ein Lernprozess und ein echtes Ringen. Es braucht viel Zeit, um abgestimmte gemeinsame Zukunftsbilder unserer Pfarren zu entwickeln.

Werden die Gemeindeleiter/innen, die keine Priester sind, auch von den Gläubigen akzeptiert?
Fenkart: Ja, die Gemeindeleiter/innen werden gut akzeptiert, nicht nur in der Organisation, sondern z. B. auch im Beerdigungsdienst. Natürlich gibt es viele, die gerne „ihren eignen Priester vor Ort“ hätten. So gesehen füllen der oder die Gemeindeleiter/in zuerst einmal eine Lücke. Aber wenn die Person die Arbeit gut macht, mit entsprechender Qualifikation und Persönlichkeit an ihre Aufgaben herangeht und das pfarrliche Leben mit Feingespür für die Menschen gut begleitet und organisiert, dann wird sie gut akzeptiert. Ein guter Anfang ist gemacht und mit der Zeit wird es selbstverständlich sein, Laien-Ansprechpartner/innen vielerorts zu haben. Wichtig ist, dass bei einer Person alle Fäden zusammenlaufen und dass wir das Ziel nicht aus den Augen verlieren, in allen Pfarren kleine Teams zu schaffen, die die Arbeit zwischen den Gremien praktisch und geistlich vernetzen.

Wenn ich einen Themenwechsel machen darf: Die Kirche in Österreich hat für 2019-2021 die „Jahre der Bibel“ ausgerufen. Was ist dazu geplant?
Fenkart: Die Jahre der Bibel werden unter der Leitung von Bildungswerkleiter Dr. Hans Rapp und seinem Team im Pastoralamt mit Dr. Birgit Huber, Mag. Matthias Nägele und anderen wesentlich vorbereitet. Unser Anliegen ist es, Menschen in Kontakt mit der Heiligen Schrift zu bringen, nicht nur die Priester oder hauptberuflichen Seelsorger/innen. Wir glauben, dass diese Begegnungen mit der Bibel und dem lebendigen Gott jeden Menschen bereichern. Verschiedene Initiativen sind bis Sommer 2021 geplant: Bibelinspirationstage und Werkstätten, Gottesdienstimpulse rund um den Bibelsonntag, eine Wanderausstellung durch fünf Regionen des Landes mit ökumenischen Aspekten, eine Ideenbörse mit Veranstaltungsangeboten für Pfarren zusammen mit dem Katholischen Bildungswerk, eine ORF-Kooperation und ein paar Überraschungen, an denen wir noch arbeiten. Unter www.kath-kirche-vorarlberg.at/bibel gibt es aktuelle Infos.

Worauf freuen Sie sich persönlich im Jahr 2020?
Fenkart: Oha! Das gibt eine lange Liste. Ich lebe gerne und habe für manche zu viele Ideen. Nachdem ich dieses Jahr 45 werde, befinde ich mich mit Sicherheit in meiner „zweiten Spielhälfte“ und versuche es darauf anzulegen, lieber jenen Bällen nachzurennen, die beim genaueren Betrachten verheißungsvoll erscheinen.

Vielen Dank für das Gespräch. «

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 2 vom 9. Jänner 2020)