Am Montag dieser Woche fand die Chrisammesse im Dom statt. Anders als sonst waren aufgrund der Coronabeschränkungen nur Priester und Diakone eingeladen. Diese erneuerten im Gottesdienst auch ihr Weiheversprechen. In seiner Predigt beleuchtete Bischof Benno Elbs das Thema „Berufung“. Da es für jede Christin und jeden Christen grundlegende Bedeutung hat, lesen Sie hier einige Auszüge daraus.

„Berufung hat etwas mit Angesprochen-Sein zu tun. Berufung ist die Zusage in meinem Leben, die mich in meinem Innersten erfasst, ergreift, prägt und verwandelt.“ Mit diesen Worten umschrieb Bischof Benno die persönliche Dimension der Berufung, inspiriert waren seine Gedanken vom Theologen Gisbert Greshake. „Christus möchte in und durch uns Gestalt gewinnen, unsere Leerstellen und Abgründe ausfüllen und in unserem Herzen neu geboren werden.“ In diesem Erfüllt-Sein sieht Elbs die Voraussetzung dafür, das Wort Gottes zu den Menschen zu bringen.

Den Glauben anbieten

Bischof Benno plädiert dafür, die Kirche nicht als Konzern zu sehen, der auf Erfolg und Effizienz aus ist, etwas erreichen und umsetzen will. Vielmehr gehe es darum, die geistliche Dimension stark zu machen. „Wir sind weder Angestellte eines Konzerns noch Hersteller eines Produkts. Wir können den Glauben nicht produzieren oder erzeugen. Wir können aber das, was wir selber im Glauben erfahren haben, leben und weitergeben.“ Den Glauben „anbieten“, darin bestehe der Dienst. Seelsorge habe wenig mit „machen“ zu tun, sondern mit liebender Anerkennung dessen, was ist und was uns Gott in dieser oder jener Situation sagen wolle. Das Evangelium könne glaubhaft verkündet werden, „indem wir uns selbst zurücknehmen und Gott Raum geben; indem wir weniger herstellen und mehr darstellen; indem wir mit Gott in jedem Moment des Lebens rechnen und weniger auf Zahlen, Effizienz oder Erfolg schielen“.

Gott will Mitliebende

Die Fokussierung auf die geistliche Dimension sei aber keineswegs eine Flucht in weltabgewandte Frömmelei, so Elbs. Vielmehr bewirke das Geschenk der Liebe Gottes Gegenliebe. „Gottes Liebe drängt zum caritativen Engagement, macht bereit zu Versöhnung, stiftet Frieden im Konflikt und macht Dialog möglich, wo das Gespräch längst abgerissen ist. „Gott will Mitliebende“, zitiert Elbs Duns Scotus. „Wer bei Gott eintaucht, taucht beim Nächsten, besonders bei den Armen und Kranken, auf. Echte Mystik führt zur Nächstenliebe."


Die Predigt in Gesamtlänge finden Sie unter www.bischof-von-feldkirch.at/im-wortlaut