Rund 400 Pilger/innen machten sich am vergangenen Samstag aus allen Teilen Vorarlbergs auf den Weg nach Einsiedeln, um dort für persönliche und diözesane Anliegen zu beten. Es ist beeindruckend, wie viel Glaubenskraft und Wille zum Gebet auf dieser Pilgerfahrt deutlich wurde.

Wolfgang Ölz

Für Erika Ritter, Mesnerin der St. Antonius Kapelle in Lustenau Hasenfeld, war es ein Wunsch seit Kindheitstagen, einmal nach Einsiedeln zu pilgern. Nun war sie zum ersten Mal in dem großen Benediktinerkloster und betete für ihre Familie, ihre Nichten und Neffen und überhaupt für alle Menschen in ihrer Umgebung. Walter Stampfl aus Klaus wiederum hatte über das KirchenBlatt von der Pilgerfahrt erfahren und war ohne besonderes Anliegen, sondern einfach aus Interesse mitgefahren. Der Kroate Ilija Andrijevic war mit seiner Familie gekommen und wollte hier in Einsiedeln für das Ländle und die ganze Welt beten.
Der Wallfahrtsseelsorger der Diözese, Paul Burtscher, begleitete die Pilger bereits zum zehnten Mal nach Einsiedeln. Der Weg zur Muttergottes bedeutet ihm persönlich sehr viel. So wurde der Rosenkranz bereits auf der Hinfahrt, in Einsiedeln selbst und auch auf der Rückfahrt gebetet. Für Pfarrer Paul Burtscher sind die „Gesätzchen“ des Rosenkranzes eine willkommene Möglichkeit, mit den Geheimnissen Jesu vertraut zu werden und dabei Ruhe und Kraft geschenkt zu bekommen.  

Drei Pilgerwege
Am Hauptaltar der Klosterkirche in Einsiedeln begann dann um 9.30 Uhr die Wallfahrtsmesse unter dem Motto „Unsere Liebe Frau von Einsiedeln“. Bischof Benno Elbs entzündete die eigens zur 50-Jahr-Feier der Diözese angefertigte Jubiläumskerze. Der feierliche Gesang stammte vom Kirchenchor St. Peter und Paul aus Lustenau unter der Leitung von Prof. Helmut Binder. Die himmlischen Klänge der Blechblasinstrumente kamen vom Ensemble Stella Brass. In seiner Predigt bezeichnete Bischof Benno Elbs „die Wege unseres Lebens“ als „Pilgerwege, in denen alle Umwege und Auswege, die Fluchtwege und Abwege aufgefangen und gewandelt werden sollen zu Wegen des Lebens.“ Bischof Benno sah die Wallfahrt mitten im Jahr des Diözesanjubiläums als Wanderung der pilgernden Kirche, „die Glaube und Leben verwandelt“. Dabei unterschied der Bischof drei Pilger- bzw. drei Menschenwege: „Erstens: Vertrauen darauf, dass Gott dort ist, wo ich bin - das ist der Pilgerweg zu mir selber. Zweitens:     Jesus im Nächsten und Fernsten erkennen - das ist der Pilgerweg zum Du. Und drittens:     Glauben an die göttliche Liebe - das ist der Pilgerweg zu Gott.“  
Erika Ritter sagte nach dem Wallfahrtsgottesdienst sichtlich gerührt, dass es für sie „ein erhebendes Gefühl war, der Feier beiwohnen zu dürfen“. Die drei Wege, wie sie Bischof Benno in der Predigt beschrieben hatte, sollen ihr jetzt als Leitstern dienen. Sie möchte „jetzt daran arbeiten, um diese drei Wege im Glauben und im Leben umzusetzen.“

Die Heimkehr
Nach der Wallfahrtsmesse folgte eine ausgiebige Mittagspause. Es gab genügend Zeit zum Plaudern und Essen, aber auch fürs Kerzen-Anzünden und Beten. Der Nachmittag begann mit dem glorreichen Rosenkranz und einer feierlichen Marien-Vesper. Dabei skizzierte Bischof Benno den Weg zur Heiligkeit als doppelten, nämlich als mystischen Weg im Sinne des inneren Gebetes und als aufmerksamen Weg durch das bewusste Übernehmen von Verantwortung für andere.
Den Abschluss bildete eine Segensandacht vor der Gnadenkapelle. Elke Bachmann, Pfarrsekretärin in Lech und Busbegleiterin, sagte im Rückblick auf den Tag: „Es war wirklich kraftvoll und feierlich.“

ZUR SACHE

Das gastfreundliche Kloster Einsiedeln

835 n. Chr. kam der heilige Meinrad von Reichenau in das Gebiet von Einsiedeln. Hundert Jahre später bildete sich dann die erste Klostergemeinschaft in Einsiedeln.
Das Kloster Einsiedeln ist heute eine Benediktinerabtei mit derzeit rund fünfzig Mönchen und gilt als wichtigster Wallfahrtsort der Schweiz. Jedes Jahr pilgern eine Million Menschen aus ganz Europa nach Einsiedeln.
In den letzten Jahren war eine „Globalisierung der Wallfahrt“ zu beobachten. Es kommen vermehrt Gläubige aus afrikanischen Ländern, Korea und Indien nach Einsiedeln. Der schwarze Teint der Gnadenmutter zieht vor allem auch Nicht-Europäer an.
Das Kloster zeichnet sich entsprechend der Regel des heiligen Benedikt durch große Gastfreundlichkeit aus. So leben pro Jahr rund 800 Gäste in der Mönchsgemeinschaft mit.