Martha und Gert Heizer aus Absam / Tirol haben sich mit den privaten Feiern von Messen ohne Priester selbst exkommuniziert. Aus der Kirchenreform-Bewegung „Wir sind Kirche“, deren Vorsitzende Heizer zurzeit ist, sowie aus der Pfarrerinitiative gibt es Reaktionen dazu. Auch aus Vorarlberg.

Heizer Martha und Gert

Dr. Martha und Mag. Gert Heizer sind seit Jahrzehnten kirchlich engagiert.
Martha Heizer ist Vorsitzende von „Wir sind Kirche“. 

 

Dietmar Steinmair

Bischof Erwin Kräutler verteidigte letzte Woche in einem Interview mit den „Vorarlberger Nachrichten“ seinen Innsbrucker Amtskollegen Manfred Scheuer und fand klare Worte: „Dass Laien Eucharistie feiern, das geht nicht. Das ist eigenmächtig. Damit stellen sie sich außerhalb der Gemeinschaft. Bischof Manfred Scheuer hat das absolut richtig gemacht. Diese privaten Eucharistiefeiern waren eine Provokation, ein absoluter Unsinn. Du kannst dich ja auch nicht selber zum Arzt machen. In unserer Kirche bekommst du eine Beauftragung. Das gehört seit 2000 Jahren dazu.“

Pfarrerinitiative(n)

Der Sprecher der Pfarrerinitiative Österreich, Helmut Schüller, appellierte an die Leitungsverantwortlichen der Kirche, „die Exkommunikation zurückzunehmen und stattdessen in einen ehrlichen und fairen Dialog mit den Kirchenreformbewegten einzutreten“. Für die Pfarrerinitiative gehören Eucharistiefeier und Priesteramt zusammen, betont Schüller. Heizer lege aber „den Finger auf eine Wunde“, da weltweit immer mehr Gemeinden keine Möglichkeit hätten, Eucharistie zu feiern. Die Pfarrerinitiative Tirol sieht zwar Gemeinsamkeiten im Anliegen, distanzierte sich aber von den privaten Eucharistiefeiern des Ehepaars Heizer.

Auch die Vorarlberger Sprecher der Pfarrerinitiative, Erich Baldauf, Stefan Biondi und Wilfried Blum, kommentierten auf KirchenBlatt-Nachfrage die Causa:

„Martha und Gert Heizer haben mit ihrer Eucharistiefeier ohne Priester einen Schritt gesetzt, über den man gewiss verschiedener Meinung sein kann. Nach gegenwärtigem Kirchenverständnis und Kirchenrecht sind sie dadurch auf jeden Fall angreifbar. Allerdings zu meinen, mit der Exkommunikation sei das Problem gelöst bzw. das Ehepaar sei alleine verantwortlich für diesen Konflikt, ist ein Irrtum. Damit wird man der Problematik nicht gerecht. Ihr in Jahren gereifter Entschluss, Messe ohne Priester zu feiern, ist Folge jahrzehntelanger Verweigerung der Kirchenleitung einer ernsthaften Diskussionen über Priesteramt, Priesterverständnis, Leitung von Gemeinden und Leitung von Eucharistie. Es geschieht viel ‚Verbotenes‘ und theologisch Fragwürdiges im breiten Spektrum liturgischer Feiern (z.B. Kommunionspendung in Wortgottesfeiern).  Eine hinterfragbare Handlung wie ‚Eucharistiefeier ohne Priester‘ ist auch eine Folge dessen, dass es für Katholiken und Katholikinnen eigentlich keine ‚Kirchenbürgerrechte‘ gibt, die es den Getauften, engagierten Gruppen oder Pfarrgemeinden ermöglichen würden, ihren Standpunkt in einem ordentlichen Verfahren zu vertreten. Dies findet sich nur in absoluten Monarchien. Wenn man aus solchen Situationen nicht lernt und weiter macht wie bisher, sind die Verlierer alle Beteiligten“, so die Sprecher.

Wir sind Kirche

Der frühere Vorsitzende von „Wir sind Kirche“, Hans Peter Hurka, hat Martha Heizer aufgefordert, den Vorsitz in der Reformbewegung abzugeben. Er befürchtet durch das Vorgehen des Ehepaares Heizer eine Spaltung der Plattform und eine Schwächung ihrer Reformbemühungen. Wer Demokratie und Dialog in der Kirche einfordere, könne nicht durch einseitige Akte Änderungen erzwingen wollen. „Die Eucharistie darf keinesfalls zum Kampfmittel und Kampfplatz missbraucht werden.“

Christine Lenz, Vorarlberger Vertreterin von „Wir sind Kirche“, zeigte sich auf KirchenBlatt-Anfrage „tief betroffen“ über „die fehlende Einsicht (hoffentlich nicht fehlende Fähigkeit) zur notwendigen Kommunikation von Bischof Scheuer.“ Mit Verweis auf Matthäus 18,20 („Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter Ihnen“), sagt Lenz: „Für mich ist die Hauskirche das Urmodell von Kirche. Kirche ist anwesend, wenn Gemeinde zusammen kommt, nicht durch die Anwesenheit eines Priesters.“

Heizer selbst kündigte an, bei der Vorstandssitzung von „Wir sind Kirche“ am Dienstag nach Pfingsten die Vertrauensfrage zu stellen.

(Aus dem KirchenBlatt Nr. 23 vom 5. Juni 2014)