Eine Reisegruppe aus den Pfarren Meiningen und Brederis besuchte vom 3. bis 15. Jänner 2014 die Heimat ihres Pfarrers Antony Payyapilly. Ein unvergessliches Erlebnis.

Text: Hans Rapp

Überwältigende erste Eindrücke
Gewusel. Lärm. Menschen ohne Ende. Chennai International Airport. Es ist heiß, der Smog und die salzig-schwere Luft des Meeres lasten schwer über der Stadt, als die Reisegruppe unter der Leitung von Pfr. Antony Payyapilly um neun Uhr Ortszeit ankommt. Etwa neun Millionen Menschen leben in der viertgrößten Stadt Indiens, sie wächst noch immer. Und überall der Plastikmüll. In Chennai gebe es drei Jahreszeiten, spöttelt man in Indien: heiß, heißer, noch heißer. Am 4. Jänner ist es glücklicherweise nur heiß. Im Hotel wartet mit dem scharfen Essen ein weiterer tiefgehender Eindruck. Bald wird sich die Gruppe daran gewöhnt haben und sich am Ende der Reise sogar noch freiwillig mit indischen Gewürzmischungen eindecken.

Begegnungen und Neugierde
Auf dem Programm der Reise stehen in der ersten Hälfte die großen Baudenkmäler Tamil Nadus: die Tempel von Chennai, Mahabalipuram, Tanjore, Trichy und Madurai. Die Bauwerke sind gewaltig. Tausende von Figuren aus den indischen Mythen drängen sich ohne erkennbare Ordnung auf den riesigen Tempeltürmen. In Indien ist im Jänner Wallfahrtssaison. Die Menschen sind neugierig auf die europäische Reisegruppe und sie sind kontaktfreudig. Wer ein wenig Englisch spricht, erkundigt sich, woher wir kommen und wie wir heißen. Wer ein Handy hat, macht Bilder von den eigenartig gekleideten Weißen. Plötzlich finden wir uns in der Rolle der Sehenswürdigkeit vor. Auch eine neue Erfahrung.

Traumhafte Landschaften
Landschaften prägen den zweiten Teil der Reise: die reichen Gewürz- und Teeplantagen der High Ranges Keralas und die Backwaters, die wir in Hausbooten befahren. So muss wohl das Paradies ausgesehen haben, denke ich mir.

Gastfreundschaft
Die letzten beiden Tage sind der Begegnung mit der Familie Antony Payyapillys gewidmet. Gastfreundschaft wird bei ihnen groß geschrieben. Die ganze Familie empfängt uns, Mutter, Vater, Bruder und Schwester mit ihren Familien und Schwiegereltern, Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen. Sie haben ein Zelt und feierlich gedeckte Tische aufgebaut und ein kleines Kulturprogramm organisiert: traditionelle Tänze und populäre Lieder. Es entstehen Gespräche, idealerweise in Englisch, meist mit Hilfe von Händen und Füßen. Die Neugierde und Offenheit dieser Menschen ist beeindruckend.

Die Familie bringt den Sohn zum Flughafen. Die Mutter hat Tränen in den Augen, als sie sich verabschiedet. „Ich verlasse eine Familie in Indien“, meint Antony, „aber ich habe in Österreich auch eine neue Familie gefunden.“