In der Kirche St. Corneli nimmt derzeit eine Londoner Gruppe Musik aus Mittelalter und Renaissance auf. Die Aufnahmen betreut der Lustenauer Stefan Splinter. Ein Blick auf die Arbeit eines mobilen Tontechnikers.

Dietmar Steinmair

Die ForStefan Splintermation „The Fellowshippe of Musickers“ hat vor einem Jahr in der Bludenzer St.Laurentius Kirche ihre CD „Ce jour de l‘an“ aufgenommen. Sämtliche Mikrophone führten damals zu einem Mischpult, hinter dem Stefan Splinter (links und großes Bild rechts) saß. 

Zusammengebracht hat die Musiker und den Techniker der reine Zufall. Der gelernte Maschinenfertigungstechniker hatte bereits seit mehreren Jahren Erfahrungen als Tontechniker und Aufnahmeleiter gesammelt. Nach einem Konzert  der Londoner in St. Arbogast stellte Splinter an die künstlerische Leiterin der Truppe eine E-Mail-Anfrage mit dem Angebot, eine CD aufzunehmen. Er wollte dazulernen. Prompt kam eine interessierte Antwort aus London. Und nun, Anfang Juni, wird bereits das zweite Programm eingespielt.

Warum interessiert sich Splinter gerade für diese Musik?
Und warum baut er seine Mikrophone in einer Kirche auf - und nicht in für Aufnahmen konstruierten Studio-Räumlichkeiten? „Als mobiles Tonstudio bin ich zunächst für jeden Musikstil da. Die alte Musik hat es mir aber angetan“, erzählt Splinter. Er spielt selbst Geige und ist mit klassischer Musik groß geworden. „Eine klassisches, akustisches Instrument hat einfach mehr dynamische Möglichkeiten als zB eine E-Gitarre.“

Und die Kirche?
„In einem Tonstudio gibt es nur trockene Signale ohne Rauminformation. Da muss bei jedem Instrument ein Nachhall digital erzeugt werden. In einer Kirche ist der Hall schon dabei. Die Mikrophone zeichnen den Klang der Instrumente und gleichzeitig den Raumklang auf. Es geht gerade bei dieser Musik um mehr als die Konsumation von Luftdruckschwankungen. Ich will die Spielfreude und auch die Interpretationen der Musiker vermitteln“, erklärt Splinter seinen Zugang.

Jedes Stück auf der CD wird durchschnittlich siebenmal aufgenommen. Dann müssen alle störenden Geräusche - etwa Vogelgezwitscher im Hintergrund - herausgefiltert werden. Bei der letzten Aufnahme verwendete Splinter 16 Mikrophone. Er muss sich also jede Aufnahme unzählige Male anhören, bis die einzelnen Schallquellen zum fertigen Lied in Stereo abgemischt werden können.

Für Splinter klingen die Stücke der „Fellowshippe“ am besten in einer Kirche, denn „jede Komposition entwickelt ihren eigenen Charakter in einem dafür idealen Raum.“ Authentizität ist Splinter wichtig. Denn, so fügt er hinzu, „ich habe eine puristische Ader.“ Mittlerweile hat er seine Musik-Leidenschaft zum Beruf gemacht: Seit kurzem ist er mit seinem Unternehmen für mobile Tonaufnahmen selbstständig.

www.rheintal-studio.at
www.musickers.com

 

SANTA MARIA

„The Fellowshippe of Musickers“ (London) präsentiert ihr neues Programm „Santa Maria”: Marienlob in Mittelalter und Renaissance aus Ländern Europas.

Mit:
Emily Baines (Leitung, Flöten, Gesang),
Aglaia Maria Mika (Gesang, Percussion, Moderation),
Alexis Bennett (Fidel),
Lisa Öberg (Drehleier und Fidel),
Ali Rafiee (Laute und Oud) und
Elektra Miliadou (Gambe).

Do 6. Juni, 19.30 Uhr, Kuppelsaal der Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz.
So 9. Juni, 17 Uhr, St. Nikolauskirche, Bludesch.

(aus KirchenBlatt Nr. 23 vom 6. Juni 2013)