Gottes Gegenwart erstreckt sich nicht nur über unser ganzes Leben - in fröhlichen und schweren Zeiten. Seine Zusage gilt sogar über das Leben hinaus. Für die Ewigkeit.

19. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 12. August 2018
Wort zum Sonntag von Roland Spiegel

Evangelium
Johannes 6,41–51

Da murrten die Juden gegen ihn, weil er gesagt hatte: Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Und sie sagten: Ist das nicht Jesus, der Sohn Josefs, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er jetzt sagen: Ich bin vom Himmel herabgekommen? Jesus sagte zu ihnen: Murrt nicht! Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Bei den Propheten steht geschrieben: Und alle werden Schüler Gottes sein. Jeder, der auf den Vater hört und seine Lehre annimmt, wird zu mir kommen. Niemand hat den Vater gesehen außer dem, der von Gott ist; nur er hat den Vater gesehen. Amen, amen, ich sage euch: Wer glaubt, hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. So aber ist es mit dem Brot, das vom Himmel herabkommt: Wenn jemand davon isst, wird er nicht sterben. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.

1. Lesung
1 Könige 19,4–8

Er selbst (Elija) ging eine Tagereise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod. Er sagte: Nun ist es genug, HERR. Nimm mein Leben; denn ich bin nicht besser als meine Väter. Dann legte er sich unter den Ginsterstrauch und schlief ein. Doch ein Engel rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Als er um sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war, und einen Krug mit Wasser. Er aß und trank und legte sich wieder hin. Doch der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal, rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Sonst ist der Weg zu weit für dich. Da stand er auf, aß und trank und wanderte, durch diese Speise gestärkt, vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Gottesberg Horeb.

2. Lesung
Epheser 4,30 – 5,2

Betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, den ihr als Siegel empfangen habt für den Tag der Erlösung! Jede Art von Bitterkeit und Wut und Zorn und Geschrei und Lästerung mit allem Bösen verbannt aus eurer Mitte! Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, wie auch Gott euch in Christus vergeben hat. Ahmt Gott nach als seine geliebten Kinder und führt euer Leben in Liebe, wie auch Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat als Gabe und Opfer, das Gott gefällt!

Wort zum Sonntag

Roland Spiegel 
Roland Spiegel
Religionslehrer in Bregenz und Mitarbeiter der Kirchlich Pädagogischen Hochschule „Edith Stein“ in Feldkirch.
Den Autor erreichen Sie unter

Es riecht nach gebratenem Fisch und ­frischem Brot, nach Knoblauch und Rosmarin, nach Salat mit vielen Kräutern. Wasser ist da und Wein auch. Beim Urlaub mit Familien auf ­einer kroatischen Insel werden im ­Refektorium eines ehemaligen Klosters Geburtstage und Namenstage gefeiert und das Leben selbst.
„Le Chaim! - Auf das Leben!“, wie es im hebräischen Trinkspruch heißt. Essen und Trinken, Reden und Zuhören, Singen und Feiern. Aus Nahrungsmitteln werden Lebensmittel. Die Zeit bleibt stehen.
Hoffentlich kennen Sie solche Erfahrungen auch, nicht zu wenige und in ganz verschiedenen Lebenssituationen. Die Zeit bleibt stehen, Begegnungen haben Raum. Sind solche Erfahrungen nicht auch wichtig, wenn wir Eucharistie verstehen wollen? Das Johannesevangelium kennt neben der Brotrede viele Bilder, die dieses Geheimnis des Glaubens umkreisen, beginnend beim himmlischen Hochzeitsmahl in Kana bis zur frühmorgendlichen Begegnung mit dem Auferstandenen am See von Tiberias. Jesus gab ihnen Brot und Fische.
Immer ist die Zusage da, dass wir dem Leben trauen dürfen, weil der himmlische Vater in seinem Sohn zu uns steht, im Brot des Lebens. Jesus in seiner ganzen Liebe und Güte ist für uns da, beim Feiern und in der Einsamkeit, im Lachen und Weinen, im Brot und im Wein. Nicht einmal der Tod kann diese Zusage brechen.
Was aber, wenn die Erschöpfung zu groß ist und der Blick auf das Leben Neuorientierung verlangt? Wenn die Kraft fehlt und jeder Weg zu anstrengend ist, vom Feiern gar nicht zu ­reden? Vielleicht bleibt die Hoffnung, dass ein Engel es nicht nur einmal versucht, uns wieder Stärke und Zuversicht zu schenken mit Brot, das in der glühenden Asche gebacken worden ist. So wie er es bei Elija ja auch getan hat.

Zum Weiterdenken
„Wäre das Wort ‚Danke‘ das einzige Gebet, das du je sprichst, so würde es genügen.“ Meister Eckhart (1260-1327)


(aus dem KirchenBlatt Nr. 32 / 33 vom 9. / 16. August 2018)