Auferstehen. Woher kommt die Kraft, den Lebensfunken neu zu entfachen? Entscheidend ist die innere und äußere Balance im Körper und in der Seele. Und dazu gehören die Kunst und die Gnade des Loslassens. Vergessen wir nicht unseren Rucksack loszulassen und vergessen wir nicht unser Lebensziel – die Auferstehung. Und hören wir die Osterbotschaft des Auferstandenen: „Der Friede sei mit euch!“
Wir stehen mitten in der Karwoche. Am kommenden Sonntag ist das Osterfest. Ziel des Fastens ist es, das Leben und den inneren Lebensfunken neu zu entdecken. Es ist nicht unser Ziel, die Asche des Aschermittwochs zu bewahren, sondern die Glut, das Engagement, den Mut zum Leben, neu zu gewinnen und das Osterfeuer neu zu entfachen.
Gefährlich ist es nicht nur in der Fastenzeit, aufgrund von Einschränkungen, vor Hindernissen und Schwierigkeiten zu resignieren. Nicht nur Menschen, die ein wenig zur Depression neigen, wie ich, sind gefährdet, sondern wir alle vergessen oft unser Lebensziel – die Auferstehung. Das kann sich in Mutlosigkeit, im Zweifel, im Rückzug und Resignation zeigen. Wir kennen solche Reaktionen nicht nur in der Fastenzeit. Es kann ja durchaus einmal notwendig sein, sich in die Stille und Abgeschiedenheit zurückzuziehen, um zur Ruhe zu kommen. Das ist eine Kraftquelle. Der Lärm des alltäglichen Lebens macht uns oft müde und mürbe. Aber es ist nicht der Normalzustand, den wir uns wünschen.
Innere Ruhe haben, heißt den Lebensfunken in sich neu zu entdecken, mit der unsere Lebenskraft wieder entfacht wird. Dazu brauchen wir wirkliche Energie. Sie ist einerseits physische Energie unseres Körpers, vor allem aber ist es eine geistige Energie, aus der der Lebensfunke entspringen kann. Woher aber kommt die Kraft, um den Lebensfunken neu zu entfachen? Entscheidend ist die innere und äußere Balance im Körper und in der Seele. Und dazu gehören die Kunst und die Gnade des Loslassens.
Nicht alle Fragen sind zu lösen
Vor einigen Wochen wurde ich zu einem Mann gerufen, den ich viele Jahre begleitet habe. Seine Frau sagte zu mir, dass er sich wünscht zu beichten und die heilige Krankensalbung zu empfangen. Die Ärzte hatten ein Multiorganversagen festgestellt und waren am Ende mit ihrer ärztlichen Kunst. Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann, aber diese Erfolge konnten nicht über sein großes, seelisches Leid hinwegtäuschen. Und er hatte viel gelitten in seinem Leben seit seiner Kindheit. Die Tragik seiner Lebensgeschichte kann hier gar nicht dargestellt werden.
Er wollte, wie er mir sagte, den Rucksack, den er sein ganzes Leben mit sich herumgetragen hat, loslassen. Nur mühsam konnte er noch mit mir sprechen, aber seine strahlenden Augen, nachdem er noch einmal mühsam alle Belastungen seines Lebens aufgezählt hatte, zeigten mir trotz aller Dunkelheit in dieser Stunde, dass er schon ins Licht schauen konnte. Die vielen Fragen und Verwundungen seiner Lebensgeschichte konnten wir nicht lösen, aber er sagte mir: „Ich will jetzt meinen Rucksack abgeben.“
Gnade Des Vergebens und Verzeihens
Ich glaube, dass wir unser ganzes Leben daran arbeiten müssen, unsere Rucksäcke nicht weiter zu füllen, sondern diese Lasten loszulassen. Der heilige Benedikt gibt in seinem Fasten-Kapitel den Rat: „Die Laster zu mäßigen.“ Ich hoffe und wünsche Ihnen, dass Sie dabei in dieser Fastenzeit ein paar Schritte weitergekommen sind. Aber vieles können wir in unserem Leben nicht auflösen trotz aller intensiven Bemühungen. Ein bewährtes Mittel, dass so etwas besser gelingen kann, ist die Kunst und die Gnade des Vergebens und Verzeihens.
Wir dürfen uns dabei selbst nicht verleugnen. Unrecht bleibt Unrecht. Lüge und Betrug bleiben Lüge und Betrug. Gewalt und Missbrauch sind nicht wegzudiskutieren oder zu ignorieren. Ziel wäre, an der Erkenntnis unseres Lebens nicht zu verbittern. Das ist Gnade und Herausforderung im Kleinen und im Großen, ganz gleich ob ich an die Geschwister- und Familienkonflikte denke, die oft über Jahrzehnte andauern, oder an den Kriegskonflikt in der Ukraine. Sie alle enden im unsagbaren Leid und letztlich im Tod, wenn sie nicht losgelassen werden. Rüsten wir ab in Worten und in Waffen, sonst hört der Karfreitag niemals auf. Wir hören dann auch nicht die oftmalige Osterbotschaft des Auferstandenen: „Der Friede sei mit euch!“
Die Bilder in den Geschichten der Karwoche und des Osterfestes zeigen eines ganz klar. Wir können diese Schwierigkeiten nicht alleine bewältigen. Wir brauchen Menschen, die mit uns diesen Weg gehen. Im nüchternen Teilen des Leids und aller Herausforderungen brauchen wir die Botschaft der Auferstehung, auch wenn wir diese Botschaft zuerst einmal gar nicht glauben können, wie die Jüngerinnen und Jünger, die sich aus Angst und Schrecken eingesperrt haben. Eine Ausnahme waren und sind die Frauen, die in solchen Situationen oft mutiger sind als Männer. Maria Magdalena wurde die erste Zeugin und Botschafterin der Auferstehung.
Ihr braucht wahrscheinlich nicht sehr lange zu suchen, um Menschen und einen Ort zu finden, denen ihr diese Botschaft mitteilen könnt. Hängt nicht anderen euren alten Rucksack um, sondern legt „den alten Mist“ auf den Komposthaufen des Lebens.
Der Olivenbaum ist Heilquelle
Und dafür gibt es ein Zeichen und eine Pflanze, die wir nicht hoch genug einschätzen können. Wir kennen die Geschichte von Noah und seiner Arche, mit der er die Sintflut überlebte. Er ließ eine Taube fliegen und die Taube kam mit einem grünen Ölzweig wieder zurück. Es ist für mich eine Auferstehungsgeschichte, ein Friedensmythos, den wir in der Bibel finden.
Der zweite Hinweis auf diese hervorragende Nahrungsquelle und Heilquelle, die ich kenne und schätze, steht beim Propheten Ezechiel, der den Weg zum Heiligtum, zur Versöhnung und zum Leben wie einen Fluss schildert, „an dem Bäume wachsen, deren Laub immergrün ist. Die Früchte dienen zur Nahrung und die Blätter zur Heilung“ (Ez 47).
Buchtipp: Johannes Pausch, Meine Kräuterschätze – Eine Schatztruhe voller Heilpflanzen. Servus, 2. Auflage 2022, 232 Seiten, € 26,00.
Aus der Kräuterschatztruhe
Das Olivenöl
Über die wunderbaren Eigenschaften des Olivenöls brauche ich kein Wort zu verlieren. Wir kennen und schätzen es alle, nicht nur für unsere Nahrung, sondern auch als Grundlage für heilsame Öle und Balsame. Das Olivenöl, in dem Kräuter eingelegt sind, wird mit Bienenwachs vermischt und ist eine einfache und wirksame Salbengrundlage.
Hildegard von Bingen hat dann dieses alte Stärkungs- und Heilmittel quasi wieder neu entdeckt und empfohlen, Rinde und Blätter im Öl zu kochen und daraus Öl-Einreibungen für den ganzen Körper gemacht.