Am Freitag, 2. Juni, ist es so weit: 55 Kirchen in ganz Vorarlberg öffnen abends ihre Türen und lassen die Besucher:innen staunen.

von Rosa Andrea Martin

„In meiner Heimatpfarre habe ich selbst die Lange Nacht der Kirchen organisiert, und weiß, wie viel Arbeit in so einer Veranstaltung steckt. Umso mehr begeistert es mich, dass die vielen Ehren- und Hauptamtlichen auch dieses Jahr wieder so viel Herzblut in ihr Projekt legen“, blickt Jacqueline Haller als Gesamtkoordinatorin der Langen Nacht der Kirchen in Vorarlberg voller Vorfreude auf den 2. Juni.


Umfangreiches Programm

Mit knapp 300 Stunden Programm haben engagierte haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter:innen der Pfarren ein „Lange Nacht der Kirchen“-Programm auf die Beine gestellt, das unterhaltsam, inspirierend und zugleich spannend ist. Dabei heißt es heuer den Kirchenraum nicht nur anzusehen, sondern zu erleben. Mal ganz klassisch bei einer besonderen Bibel-Lesung mit verschiedenen Stimmen in Hard, mal außergewöhnlich nur mit einer Taschenlampe, wie in der St. Magdalena Kirche in Levis. Das verborgene „Kunst-Schätzchen“ wartet mit großartigen Werken. Angefangen von Fresken aus dem 14. Jahrhundert, über frühbarocke Altäre bis zu einem geheimnisvollen Anbetungsbild ist alles dabei.


So ein Theater

Seit Monaten beschäftigen sich über 1000 ehren- und hauptamtliche Helfer mit der Langen Nacht der Kirchen. Überlegen sich genau, wie sie ihren Kirchenraum besonders in Szene setzen und ihre Besucher überraschen können. „Meine Rolle als Gesamtkoordinatorin von Vorarlberg besteht darin, die Pfarren bestmöglich zu unterstützen. Sei es mit Werbematerial oder mit Kontakten zu anderen Fachreferenten. Ideen brauchen die Pfarren und Kirchen nicht, die haben sie selbst. Und das spürt man!“, sagt Haller, die das unter anderem am Beispiel Doren festmacht, wo die Theatergruppe mit einem Einakter die 175 Jahre alte Geschichte der Kirche und Gemeinde humorvoll zum Besten gibt.
Hoch hinauf ist es noch in jeder Langen Nacht gegangen, so auch in der Pfarrkirche Hittisau zur Friedensglocke. Die große Bronzeglocke soll an diesem Abend für den Frieden läuten.
Das Kinderprogramm bietet für die kleinen und großen Kinder tolle Möglichkeiten. Mit der Clownfrau Lillilu lässt sich gut im Feldkircher Dom die Orgel erkunden. Die Königin der Instrumente wartet aber auch in der evangelischen Heilandskirche in Dornbirn auf ihre Zuhörer. 15 Orgelstücke und 15 in Reimform erzählte Episoden, basierend auf dem Buch „Der kleine Prinz“, werden mit Witz, Charme und phantasievoller Klangvielfalt vertont.
Kino und Kirche, das passt nicht zusammen? Dann werden sie in einigen Pfarren eines Besseren belehrt: In der Pfarrkirche Egg geht es im Film „The Chosen“ um Gottes große Barmherzigkeit. Wie man auf Französisch pilgert lässt sich in St. Kilian in Koblach erörtern. Ob die Kirchenbänke genauso gemütlich sind wie ein Kinostuhl, bleibt noch eine Überraschung. Der vorausblickende Besucher nimmt sich vielleicht ein kleines Kissen – nur zur Sicherheit – mit.
Französischer Flair ist auch in der St. Anna Kirche in Thüringen zu erleben. Dort werden überraschende Funde vom Keller zu Tage kommen mit Skizzen der Pariser Kirchen u.a. Notre Dame und Saint Denise. Wie diese den Weg von Paris nach Thüringen gefunden haben, darüber erfahren sie bei der Ausstellung und sicher auch bei einem Plausch unter den Linden bei einem Gläschen Wein mehr.
Die christliche Buchhandlung Arche lädt zu Lesungen und Gesprächen mit Gerald Fleisch und anderen interessanten Persönlichkeiten. Ein besonderer musikalischer Leckerbissen wartet beim „Musikspaziergang Feldkirch“ auf die Besucher. In der orthodoxen Frauenkirche wartet der Johannes Chrysostomos Chor mit Gesängen zur Pfingstzeit auf.

Kirche und Fußball

Wer glaubt, dass Kirche und Fußball nichts miteinander zu tun haben, hat nicht gesehen, dass auch die Kirche im 21. Jahrhundert angekommen und cool ist. Im Austria Stadion wird in der Hugo Kleinbrod Kapelle nach dem Heimspiel gegen Hartberg mit toller Musik und einem Gläschen Wein auf den Klassenerhalt angestoßen und gefeiert. Das ganze Stadion feiert und wir sind mittendrin? JA! Denn Kirche sind WIR – auch in der Nacht. „Ich möchte mich schon jetzt bei allen recht herzlich bedanken, die die Lange Nacht der Kirchen zu dem Erfolgsmodell in Vorarlberg machen, das es ist. Allen Leser:innen des KirchenBlatts wünsche ich, dass sie diese besondere Atmosphäre erleben, die Begeisterung, die in diesem Projekt steckt, spüren. Lassen Sie sich ruhig anstecken“, so die Gesamtkoordinatorin abschließend.

 

Mehr Infos unter: www.langenachtderkirchen.at