Die Kantine des Bonetti-Hauses in Dornbirn ist nun eine Galerie: Die Künstlerin May-Britt Nyberg Chromy hat mit fünfzehn Bewohner/innen in neun Workshops die Kunst dafür geschaffen.

Wolfgang Ölz

Bei der ausgelassenen und fröhlichen Vernissage zur Ausstellung „Alltagsbilder“ erinnerte sich die Bonetti-Geschäftsführerin Cornelia Matt ­daran, wie sie 2016 erstmals die Kantine des Kaplan Bonetti Hauses betreten hatte und gleich wegen der grellweißen Wände an einen Operationsaal denken musste. Die Künstlerin und Kunsterzieherin May-Britt Nyberg Chromy wurde eingeladen, nach Gernot Bösch nun diesen Raum zu bespielen. Die Künstlerin nutzte die Möglichkeit aber nicht, um ihre eigenen Werke auszustellen, sondern um die Menschen, die hier im Kaplan Bonetti Haus vorübergehend ein Zuhause finden, anzuregen, selbst kreativ zu werden. Die Kantine wurde dafür zum offenen Atelier, zu einem neuen Kommunikationszentrum, wo sich die einen künstlerisch versuchten und die anderen miteinander über den Alltag ins Gespräch kamen.

Vom Alltag zur Kunst.

Alltagsgegenstände wurden gesammelt, auf Leinwände geklebt, mit einer effektvollen einfarbigen Malschicht überzogen und dann so an die Wand gehängt. Workshopteilnehmer Gerd Neswadba hat sich etwa einen Jux erlaubt und seine Lieblingsbonbons „Nimm 2“ regelmäßig auf eine Fläche geklebt. Ruth Feldmeier hat Wäscheklammern im Kreis gruppiert, weil sie sagt, dass sie bereits sehr viel Wäsche aufgehängt hat. Bragi Zedrosser hat bei einem Gemeinschaftswerk mitgemacht, bei dem leere Bierdosen mit roter Farbe überzogen wurden (s. o.).
Alltagsgegenstände in Kunst umwandeln: Das ist ein Kunstgriff, der in den 1960er-Jahren den damals jungen Schweizer Künstler ­Daniel Spoerri weltberühmt machte und ihm einen fixen Platz in der Kunstgeschichte bescherte.

Farben, Formen, Freude.

Das ist aber im Bonetti-Haus unwichtig, denn, so May-Britt Nyberg Chromy, es gehe gar nicht um Kunst, sondern vielmehr um Farben, Formen, um den Alltag, Gespräche über Musik, Kochen, das Leben an sich. Dass dabei der Spaß und die Freude nicht zu kurz kommen, versteht sich von selbst, denn die Künstlerin schafft es, auf liebevolle Weise die Menschen einzubinden und ihnen in großer Wertschätzung vor ihren, zum Teil von viel Härte und Grausamkeit gezeichneten Schicksalen zu begegnen.
Karl Heinz Pichler, Kunstkritiker der Zeitschrift „Kultur“, hat am Abend der Vernissage die einführenden Worte gesprochen. Statt eines Seziersaals sieht er nun in der Kantine des Kaplan Bonetti Hauses in Dornbirn eine gemütliche Lokalität, wo man sich zum Mittagessen treffen kann. «

Ausstellung: Alltagsbilder.

Die Ausstellung kann täglich von 13 bis 16.30 Uhr besichtigt werden, sie dauert bis zum 30. Juni. Täglich von 13 bis 17 Uhr, Kantine Kaplan Bonetti Haus, Kaplan Bonetti Straße 1, Dornbirn.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 7 vom 13. Februar 2020)