Die St. Michael-Kirche in Rankweil öffnet wieder ihre Türen. Jahrzehntelang ungenutzt, wurde sie restauriert und lädt nun zum Eintreten und Verweilen ein - oben, auf halber Höhe am Liebfrauenberg.

Patricia Begle

Die Kirche hatte immer schon eine besondere Stellung, denn Pfarrkirche war sie nie - es gab ja immer die „Bergkirche“ und die St. Peter Kirche. Man weiß, dass sie bis ins 20. Jahrhundert Zunftkirche war und ab 1880 traf sich dort die Jungfrauenkongregation - der weibliche Zweig der Katholischen Jugend sozusagen - zu geistlichen Impulsen. Diese Frauen waren es auch, die 1896 gemeinsam mit der Pfarre für die Neugestaltung des Innenraumes sorgten. Er wurde - wie auch die Basilika damals - von den beiden Malern Johann Kärle und Emmanuel Walch im Nazarenerstil ausgemalt. Mitte der 1950er-Jahre wurden die Pforten geschlossen - der Kirchenraum diente fortan lediglich als Depot.

Restaurierung
Aufgrund großer Schäden durch Feuchtigkeit in den Mauern mussten sich die Verantwortlichen entscheiden, ob sie die Kirche dem Verfall oder der Restaurierung übergeben. Sie entschieden sich für zweiteres. Der tatkräftige „Freundeskreis der Basilika Rankweil“ ermöglichte mit Unterstützung der Gemeinde, des Landes, des Bundesdenkmalamtes und der Diözese das Projekt - organisatorisch und finanziell. 2016 begannen die Arbeiten. Dabei kamen archäologische Funde zutage, die eine viel frühere Entstehung der Kirche vermuten lassen als bisher angenommen. „Wenn sich diese Vermutung bewahrheitet, wäre der Gründungsbau von St. Michael einer der ältesten Sakralbauten im Land“, heißt es im archäologischen Bericht.

Bilder erzählen
Was für Wallfahrtsseelsorger Walter Juen außerdem ein Grund für die Restaurierung war, ist die Tatsache, dass der Innenraum über 120 Jahre hinweg nicht mehr verändert wurde. Reiner Nazarenerstil also. „Die verklärten, schönen Bilder zeigen die Sehnsucht nach dem schönen Leben“, deutet der Seelsorger. Damals wie heute erzählen die Bilder Geschichten - biblische Geschichten. „Wenn die Menschen heute nicht mehr in die Gottesdienste kommen und Worte hören, dann sind es vielleicht die Bilder, die sie ansprechen“, überlegt er. „Theologische Comics“ nennt er die Darstellungen, die auf zentrale Themen verweisen: die Seligpreisungen, das letzte Gericht und natürlich der Patron der Kirche - der Erzengel Michael. Er wird als Seelenwäger gezeigt: Auf seine Waage werden nach dem Tod die guten und schlechten Taten eines Menschen gelegt, der Erzengel entscheidet dann, wohin der Mensch letztlich gehen darf. „Diese Kirche ist Künderin der letzten Fragen“, erklärt Juen.

Rastplatz und mehr
Eine Ton-Installation wird dem Kirchenraum in akustischer Hinsicht eine besondere Prägung geben. Dafür konnte die norwegische Künstlerin Anne Katrine Dolven gewonnen werden. Ihre Installation „40 Voices“ wird am 3. November der Öffentlichkeit vorgestellt.
Im Zuge der Restaurierung ist auch der St. Michael-Garten entstanden. Er soll „kontemplativer Rastplatz“ sein auf dem Weg nach oben. Was die Kirche mit Leben füllen wird - ob Andachten, Lesungen, Konzerte - wird sich weisen. Sie ist auf jeden Fall Ort der Ruhe - nicht zuletzt wegen des Friedhofes, der sie umgibt. Ihre Türen jedenfalls sind ab jetzt immer offen. 

TERMIN

Fr 29. September, 18.30 Uhr,
Feierliches Abendgebet mit Bischof Benno Elbs
und dem Basilikachor.

Facebook-Seite der Restaurierungsarbeiten:
Michael Engel (Erzengel Michael)