Vorarlberg ist bekannt für seine Krippenkunst. Doch normalerweise ziehen sich die Krippenbauer mit ihren Meisterwerken spätestens nach Ostern zurück in ihre Werkstätten, um an den Kunstwerken für das nächste Jahr zu arbeiten. Nicht so Jakob Lercher. Der „Kluser“ erschuf nämlich eine (Ganz)Jahreskrippe, bei welcher er die Motive problemlos austauschen kann.

„Ich habe in meinem Leben schon viele Krippen gebaut“, sagt Jakob Lercher. „Bereits bei den früheren Werken hatte ich darauf geachtet, dass einzelne Teile austauschbar waren.“ Da der Tüftler auch einmal eine Krippe bauen wollte, die nicht gleich wieder versorgt werden muss, sah er sich nach Möglichkeiten einer Jahreskrippe um. Bei seiner Suche stieß er dabei bald auf die Idee eines Flügelaltars mit leicht austauschbarem Schrein.

Konzept

Flügelaltäre sind eine in Mitteleuropa verbreitete Sonderform, bei der ein feststehender Altarschrein durch mehrere bewegliche Flügel geschlossen werden kann. Je nach Art des Altars finden im Inneren des schrankähnlichen Gebildes Tafeln, Reliefs oder Malereien Platz. Vorteil war bzw. ist auch, dass ein solcher Flügelaltar einfach transportiert werden konnte.

„Wechselnde Motive und gute Transportierbarkeit waren auch die Ansprüche, die meine Jahreskrippe erfüllen musste“, sagt Lercher. So baute er eigenhändig einen Flügelaltar aus und forschte an einer Technik, wie er die Inhalte leicht wechseln konnte. Eine große Herausforderung sei dabei die geringe Tiefe eines solchen Altars. „Man muss genau darauf achten, dass die Krippe nicht zu tief gebaut wird - sonst steht sie auf der Rückseite heraus“.

Verschiedene Motive

Die erste Knobelphase liegt nun bereits 13 Jahre zurück. Inzwischen hat sich der gefundene Mechanismus gut bewährt. Sechs verschiedene Motive, von Christi Geburt (gebaut 2010) bis zur Auferstehungsszene (2021) können inzwischen betrachtet werden. Der Krippeler kann das Hauptmotiv - die Krippe selbst - dabei über die Rückseite des Altars auswechseln, die Altarbilder sind auf Magnetplatten befestigt und können so in wenigen Minuten und Handgriffen ausgetauscht werden. Lercher hat dabei viel Herzblut in seine Jahreskrippe investiert. Insgesamt fertigte er für den Flügelaltar 25 Figuren an, die nun je nach Motiv eingesetzt werden. „Den Kopf und die Hände habe ich bestellt, danach mussten die Figuren in die für die jeweilige Szene angepasste Körperhaltung gebracht und angekleidet werden“, sagt Jakob Lercher.

Normalerweise kann die Krippe nur bei Lerchers zuhause bewundert werden, wo sie im Ensemble mit weiteren maßgefertigten Exemplaren den Flur schmückt. Unter anderem steht dort auch eine sehr große Fastenkrippe. „Aufgrund von Corona konnten wir aber keine Besuche empfangen“, sagt er. Normalerweise kommen zur Weihnachtszeit an die 100 Menschen, um sich durch die Krippensammlung Lerchers führen zu lassen. „Deshalb habe ich mich erstmals dazu entschieden, die Jahreskrippe in unserer Kirche aufzustellen“, sagt er.

Zukunftspläne

Was weitere Motive betrifft, so ist Lercher bereits auf der Suche. „Die geringe Tiefe im Mittelteil limitiert die Art der Szenen ein wenig“, sagt er. Künftig sollen nicht mehr als drei Figuren pro Szene stehen. Angedacht wären aber die Szenen mit dem hl. Martin hoch zu Ross, die Heimkehr des verlorenen Sohnes, Maria zu Besuch bei Elisabeth und viele mehr. Die Hintergründe für die Jahrekrippe wurden von Emil Bell vom Krippenbauverein Götzis angefertigt.

Besichtigung

Wer das Werk, welches aktuell in der Pfarrkirche Klaus steht, bestaunen will, hat noch bis Pfingsten Zeit. Danach wird sie wieder von Jakob Lercher abgeholt, damit weitere Szenen hinzugefügt werden können.

Jahreskrippe Lercher
Bild: Mit Magneten und einer einfachen Vorrichtung hat Jakob Lercher aus einem selbst gebauten Flügelaltar eine Jahreskrippe erschaffen. Die Motive lassen sich in weniger als 5 Minuten wechseln.  (Foto: Jakob Lercher)

 

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 18 vom 6. Mai 2021)