Die Faszination für die Kreativ-Methode aus Russland hat Sr. M. Christa Bauer aus dem Kloster Mariastern-Gwiggen und Gabi Scherzer aus dem Bistum Regensburg zusammengeführt. Im KirchenBlatt-Interview teilen sie ihre Ansichten und geben Einblick in die neuartige Zeichenmethode.

Sr. M. Anastasia Franz

Neurografik ist eine achtsame, kreative Transformationsmethode. Dabei kann man ein Thema mit Linien, Formen und Farben aufs Papier bringen. Mit dem Stift in der Hand stellt man Verknüpfungen und Verbindungen her. Das wirkt sich oft so aus, dass Ruhe und Gelassenheit oder auch Lebendigkeit, Inspiration, neue Ideen und Ansichten entstehen. Mit dieser Methode kann man aber auch den christlichen Glauben auf kreative Weise vertiefen sowie die Spiritualität und die Lebendigkeit in der Beziehung zu sich selbst, zu Gott und zu den Menschen entfalten. Darum geht es Sr. M. Christa Bauer aus dem Kloster Mariastern-Gwiggen und Gabi Scherzer aus dem Bistum Regensburg, wenn sie Neurographik anbieten.

Was genau ist Neurographik?
Sr. M. Christa Bauer: Der Gründer der Neurographik ist Pawel Piskarew. Er hat 2014 entdeckt: Wenn man seine Themen und Fragen mit Linien, Formen und Farben auf Papier bringt, kann man Verknüpfungen und Verbindungen mit dem Stift in der Hand herstellen, was auf Kopf und Herz, also auf unsere Gefühle und Gedanken Auswirkungen hat. Inzwischen ist mancherorts die Neurographik wissenschaftlich bestätigt.
Gabi Scherzer: Neurographik ist eine noch junge, kreative Methode, verschiedene Möglichkeiten zu erkunden, neue Denkanstöße zu erhalten und positive Veränderungsprozesse in Gang zu setzen. Es ist eine Transformationsmethode, die uns im Leben weiterbringen kann.

Was fasziniert euch an der Neurographik?
Scherzer: Mich fasziniert, dass durch das Zeichnen der neurographischen Linien das Blatt Papier sozusagen zum Spielplatz für meine Gedanken und Emotionen, für meine Lebensthemen wird. Und ich bin begeistert, weil ich mit dieser Methode in meinem Christsein reifen und auch anderen helfen kann, dass sie durch diesen Krea-Tiefgang in ihrem Glauben wachsen können.
Sr. M. Christa: Diese Faszination hat uns auch zusammengebracht. Neurographik ist ja eine neutrale Methode, die jeder für sich praktizieren kann. Umso mehr habe ich mich gefreut, als Gabi in der Fastenzeit zur Passion neurographisches Zeichnen online angeboten hat. Da habe ich mitgemacht und so haben wir uns kennengelernt. Ja, und im neuen Jahr 2023 wollen wir bei uns in Mariastern-Gwiggen ein Seminar gemeinsam anbieten.

Was brauche ich, wenn ich neurographisch zeichnen möchte?
Scherzer: Zuerst brauchst du Lust darauf, Erfahrungen mit dem Stift in der Hand mit Linien, Formen und Farben zu machen. Das geht auf ganz einfache und spielerische Weise. Du wirst angeleitet, dein Bild zu gestalten, deine Themen grafisch zu bewegen, um neue Perspektiven zu gewinnen. Und: Du brauchst keinerlei künstlerische Vorkenntnisse!
Sr. M. Christa: Zur praktischen Ausführung brauchst du nur zwei Filzstifte in verschiedenen Stärken, Buntstifte und Papier. Und schon kann es beginnen – sozusagen „Das Unterwegssein mit den Händen“. Du machst dich auf den Weg mit deiner ganz persönlichen Geschichte findest zu Prozesse der Veränderung und Weiterentwicklung.

Wie seid ihr zur Neurographik gekommen?
Scherzer: Eine Kursteilnehmerin, die mein Religionspädagogisches Seminar besucht hat, hat mir begeistert davon erzählt. Die vielen Online Angebote machten den Einstieg leicht und ermöglichten mir, in die Neurographik hineinzuschnuppern. So war das Feuer entfacht. Meine Ausbildung habe ich dann am ikp-Schweiz gemacht.
Sr. M. Christa: Ich suchte schon lange etwas für mich Passendes, um den christlichen Glauben verbundener leben und weitergeben zu können.  Zunächst entdeckte ich die Gewaltfreie Kommunikation (GFK). Durch die GFK- und Neurographik-Trainerin, Marina Linder, in unserer Nachbarschaft bin ich auf diese Methode aufmerksam geworden. Und so habe ich mit Begeisterung bei ihr einen Basiskurs absolviert.

Was bringt Neurographik?
Scherzer: Durch das neurokreative Zeichnen wird die Achtsamkeit gefördert und das Wahrnehmen, was bei diesem Prozess in uns geschieht. Wir entdecken unser Potential, das wir nutzen können. Wir bekommen einen Überblick, es ist eine alles vorhandene, vernetzende und verbindende Methode.
Sr. M. Christa: Beim Zeichnen biblischer Themen zum Beispiel, geschieht sehr viel Einfühlung und Verbindung zum eigenen Leben. Das Umsetzen der Frohen Botschaft Jesu wird durch den Zeichenvorgang unterstützt.

Für wen eignet sich Neurographik?
Scherzer: Neurographik ist für Jung und Alt, für alle, die Lust haben auf Krea-Tiefgang. Und wie gesagt, es sind keine künstlerischen Vorkenntnisse notwendig.
Sr. M. Christa: Diese Zeichenmethode kann ein hilfreiches Mittel für Religionslehrer:innen und für alle, die im pastoralen Dienst stehen, sein.