Seit den frühen Morgenstunden des Christi-Himmelfahrts-Tags habe ich als Teil einer kleinen Gruppe aus Österreich gemeinsam mit tausenden Menschen auf dem Areal vor der Theotokos-Kirche in Loppiano - der kleinen Stadt der Fokolar-Bewegung nahe Florenz, Italien - gewartet, als endlich ein Hubschraubergeräusch zu hören ist. Die wenigen, die an diesem Tag das Privileg eines Sitzplatzes genießen dürfen, springen auf. Tausende Hände - so auch meine - fliegen in die Höhe, um dem zuzuwinken, der da im weißen Gewand hinter dem Fenster des Hubschraubers vage zu erkennen ist.

Bild: Beim Besuch von Papst Franziskus am 10. Mai in Loppiano waren auch Österreicher mit dabei: Petra Steinmair-Pösel (KPH Edith Stein), Franz Kronreif (Fokolar-Bewegung) und Walter Baier (transform!europe) mit Luisa Sello (Fokolar-Bewegung) und Spyros Syropoulos (Vizerektor der University of the Aegean).  

Von Petra Steinmair-Pösel

Dialog zwischen Weltanschauungen 
Die Ankunft von Papst Franziskus ist ein bewegendes Ereignis, und es ist auch ein Massenphänomen. Ein alter Mann aus dem Zentrum der Fokolar-Bewegung in Rom, der in der Reihe hinter uns sitzt, weint vor Rührung. Der ehemalige KPÖ-Vorsitzende und nunmehrige Koordinator des europäischen Netzwerks „transform!europe“, Walter Baier, ist die Nacht durchgefahren, um beim Papst-Besuch anwesend zu sein. Dabei ist es nicht das erste Mal, dass er den Papst trifft: Bereits im September 2014 konnte er gemeinsam mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras Papst Franziskus in Rom besuchen. Vermittelt worden war das Treffen durch den unermüdlichen Einsatz des Wiener Architekten Franz Kronreif, der viele Jahre in der Fokolar-Bewegung für den Dialog mit Menschen ohne religiöse Weltanschauung verantwortlich war. Ihm und anderen ist es auch zu verdanken, dass dieses Treffen 2014 nun konkrete Früchte trägt und Walter Baier Papst Franziskus ein kleines „Geschenk“ übergeben kann: Beim Treffen damals war man nämlich übereingekommen, dass die wachsenden sozialen, politischen, ökologischen und kulturellen Konflikte nur angemessen bearbeitet werden können, wenn Menschen unterschiedlichster Weltanschauungen sich zusammenschließen - und dass es dafür dringend entsprechende Räume und Gelegenheiten braucht.

Beteiligung aus Vorarlberg
Als erstes Ergebnis eines mehrjährigen Dialogprozesses zwischen linken und christlichen Intellektuellen und Praktikern ist daraus die europäische „Summer School DIALOP (Dialogue Project)“ entstanden, die in der ersten Septemberwoche 2018 auf der griechischen Insel Syros stattfinden wird.
Neben der Gastgeberinstitution, der University of the Aegean, dem Sophia University Institute und transform!europe ist auch die KPH Edith Stein an der Summer School beteiligt: So können Studierende aus Österreich auf der griechischen Insel Syros ihre Dialogkompetenz und ihr gesellschaftspolitisches Wissen schulen. Ich selbst werde als Lektorin dialogisch mit dem Philosophen Michael Brie von der Rosa Luxemburg Stiftung zum Thema „Commons“ - gemeint sind Gemeingüter und Gemeinwohl - referieren. Eine spannende Herausforderung, zumal wenn wir einen Gedanken als Leitmotiv heranziehen, den Papst Franziskus uns in Loppiano mitgegeben hat: „Schöne Gedanken und Konzepte allein sind zu wenig - Verstand, Herz und Hände müssen zusammenwirken, damit echte Veränderung gelingt!“

(aus dem KirchenBlatt Nr. 20 vom 17. Mai 2018)