Papst Franziskus zitierte einen Vater, der sagt: „Ich muss meine Kinder manchmal ein bisschen schlagen, aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu demütigen“ und kommentierte mit den Worten: „Wie schön! Er weiß um den Sinn der Würde. Er muss sie bestrafen, aber tut es gerecht und geht dann weiter.“

von Dr. Ruth Rüdisser (Ombudsstelle) und Mag. Stefan Schäfer (Stelle Gewaltprävention)

In zahlreichen Reaktionen wurde betont, dass körperliche Züchtigung in der Erziehung abzulehnen ist. In der KirchenBlatt-Ausgabe vom 12. Februar 2015 wurden kirchliche Institutionen zitiert, die sich für eine gewaltfreie Erziehung einsetzen.

Kinderrechte
Sowohl rechtlich als auch menschlich sind Schläge kein erlaubtes Mittel in der Erziehung. Die UN-Charta für Kinderrechte und die österreichischen Rechtsnormen sind eindeutig und verbieten jegliche körperliche und seelische Gewalt als Mittel der Erziehung. Gewalt als Erziehungsmaßnahme hat, wie die Geschichte deutlich macht, keine positive Wirkung. Gewalt hat nur ein Ziel: das Opfer zu verletzen, klein zu machen und seinen Willen zu brechen.

Für Gewaltschutz sensibilisieren
In der Rahmenordnung der Österreichischen Bischofskonferenz von 2010 werden konkrete Regelungen gegen Missbrauch und Gewalt bestimmt. In dieser wird unter anderem festgehalten: „Für den Kontakt mit Kindern und Jugendlichen ist jegliche körperliche Züchtigung, wie Schläge oder andere Formen von physischer Gewalt untersagt …“ In der Rahmenordnung wurden als konkrete Maßnahmen die Diözesanen Ombudsstellen und Kommissionen bzw. eine Stabstelle im Ordinariat für Gewaltprävention verankert. Die Ombudsstellen beraten Menschen, die physische, psychische oder sexuelle Gewalt durch haupt- oder ehrenamtliche Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen der katholischen Kirche erlitten haben. Jede Form von Gewalt wird klar und deutlich abgelehnt. Das dadurch entstandene Leid wird ernst genommen. Die Stabstelle Gewaltprävention soll innerhalb der Diözese für den Gewaltschutz sensibilisieren und informieren.

Nein zu Gewalt
Für uns ist klar, dass wir auch Gewalt in der Erziehung voll und ganz ablehnen. Diese Haltung ist wichtig. Eltern kommen im Umgang mit ihren Kindern oft an ihre Grenzen. Jede Mutter und jeder Vater kennt die Gefühle der Hilflosigkeit, der Unfähigkeit, der Unsicherheit, des Versagens und der Verzweiflung. In solchen Momenten kommt es vor, dass Eltern zuschlagen. Das kann man vielleicht verstehen, aber nicht gutheißen.
Es gibt in Vorarlberg ein großes Angebot an Beratung und Elternbildung zur Unterstützung und Weiterbildung für Eltern. Das Ehe- und Familienzentrum und das Katholische Bildungswerk der Diözese sind - neben den anderen Institutionen - Anlaufstellen für Eltern, die in der Erziehung mit Überforderung konfrontiert sind.

Kinder fordern uns Eltern immer wieder heraus, zu reflektieren, uns selber weiterzuentwickeln und unser Erziehungsverhalten zu hinterfragen. Wenn wir diese Herausforderung annehmen, wachsen und reifen wir als Menschen. Es wird möglich, unseren Kindern Werte zu vermitteln, ihnen Orientierung zu geben und durch Grenzen Halt zu geben.

Wenn Eltern in der Erziehung Gewalt und Strafen anwenden, verwechseln sie natürliche Autorität mit autoritärem Verhalten, das die Kinder klein macht und sie körperlich und seelisch verletzt. Eine Autorität, die sich auf Gleichwertigkeit, Gewaltfreiheit und elterliche Sorge stützt und den Kindern ein Wachsen in Freiheit ermöglicht, fordert die Eltern heraus, ihre Haltungen zu schulen. Kinder brauchen unsere Liebe, unsere Präsenz, unsere Zeit und unsere ehrliche Auseinandersetzung mit ihnen, damit sie zu gesunden, glücklichen und friedlichen Menschen heranwachsen können.

(aus dem KirchenBlatt Nr. 8 vom 19. Februar 2015)