Kolumne "Welt der Religionen" - Buddhismus

von Aglaia Mika

Seit 1983 gilt der Buddhismus in Österreich als staatlich anerkannte Religion. Der Religionsbegründer Siddharta Gautama (500 v.Chr.) wollte die Menschen seiner Zeit lehren, wie sie aus dem „Schlummer“ des unbewussten Erlebens und Reagierens zu wahrem Seelenfrieden „aufwachen“ können. Sein Titel Buddha bedeutet Erwachter.

Das Besondere an dieser „Religion“ ist, dass sie keine Gottheit verehrt, sondern durch Betrachtung und Reflexion den Geist zu reinigen sucht. In unterschiedlichen Ländern Asiens wurde diese Praxis entsprechend geprägt, bevor sie in den letzten Jahrzehnten das Interesse vieler Menschen im Westen erweckte. So finden sich in Vorarlberg neben dem sicherlich bekanntesten Zentrum am Letzehof (Frastanz) etwa die japanische Praxis des Zazen oder die für den Westen zugänglich gemachte Lehre des „Diamantweges“.

Insel einer fremden Kultur will das Kloster am Letzehof, welches vom tibetischen Meister Geshe Rabten Rinpotsche gegründet wurde, allerdings nicht sein. Die Mönche, die heute ein Einzugsgebiet von etwa 300 km Umkreis betreuen, konnten - als Seelsorger beauftragt - in Österreich einreisen und hier eine sichere neue Bleibe finden. Einige von ihnen hatten eine lebensgefährliche Flucht hinter sich. Dennoch zeichnen sich die Ordensleute dieser Religion durch eine unbeschwerte Heiterkeit aus. „Solange wir keine Freiheit über Leben und Tod haben, werden wir unweigerlich immer wieder in fatale Situationen geraten. Dies anzunehmen und trotzdem zu erfahren, dass Bemühungen fruchtbar sind, bringt eine große Leichtigkeit ins Leben“, sagt Dipl.-Ing. Helmut Gassner, der selbst nach Abschluss seines Studiums buddhistischer Mönch geworden ist. 1981 stellte er Grund und Hof seinen Glaubensbrüdern aus Tibet zur Verfügung. Seitdem lebt er mit ihnen in der wachsenden religiösen Gemeinschaft.
„Die ethischen Grundlagen in Buddhismus und Christentum sind sich extrem ähnlich“, meint Gassner, der in beiden Religionen zuhause ist. So sind unter den zahlreichen sinnsuchenden Menschen, die am Letzehof der Bedeutung des menschlichen Da-Seins nachgehen wollen, auch viele Christ/innen, die durch den Dialog ihren ursprünglichen Glauben neu verstehen und vertiefen können.

Aglaia MikaAglaia Mika
Beauftragte der Katholischen
Kirche Vorarlberg für den Interreligiösen Dialog;
Musiktherapeutin, Sängerin, Stimmbildnerin.