Mitten im Sommer 2018 feiern die Altacher/innen, die daheim geblieben sind und gern in die Kirche gehen, auf ungewöhnliche Weise die Verklärung Jesu. Die bedeutende Künstlerin Maria Hafner aus Zug, heute 95 und bettlägerig, aber hellwach wie eh und je, hat ermöglicht, dass über eine Schenkung ein Teil ihres Zyklus‘ „Jesus der Andere“ ins Altacher Pfarrzentrum kommt. Darunter eine Darstellung des Gebets auf dem Berg Tabor, das seinen engsten Vertrauten unvergesslich geblieben ist, wie drei Evangelien bezeugen.

Zwei Bilder aus der Serie von Maria Hafner: Tabor bzw. Verklärung Jesu, Acryl, 2013 (links); Zuhören bzw. Jesus und Maria in Bethanien, Acryl, 2013 (rechts). 

Willibald Feinig

In jungen Jahren, nach dem Studium, erkrankte Maria Hafner lebensgefährlich, wohl auch wegen des aufgezwungenen Berufs. Dank der Malerei hat sie wieder ins Leben, hat sie ihre Aufgabe gefunden. In einem umfangreichen Werk sucht die Schweizerin seither, je länger je mehr, die Auseinandersetzung mit dem Wesentlichen, unbekümmert um Moden, auf ihre unverwechselbare radikale Art. Wesentlich sind für sie vor allem Gestalten und Erzählungen der Bibel - das „Alte“ und „Neue Testament“, wie wir Christen sagen. Dabei hat sie oft die Zusammenarbeit mit der kongenialen Lyrikerin und Benediktinerin Silja Walter (1919-2011) gesucht. Das Werk der späteren Jahre, fast ausschließlich Acrylmalerei, wirkt zunächst abstrakt. Aber der Eindruck täuscht. Hafners Bilder sind nicht „modern“, sie sind konzentriert. Man muss zurücktreten und sie lesen, entziffern. Ähnlich wie die Evangelien selbst, die nicht Erzählkunstwerke und Gedankenflüge sein wollen, sondern möglichst deutliche Darstellungen des Wirkens und der Wirkung Jesu. Farbe und kräftiger Pinselstrich unterstreichen das Geschehen und leiten den Schauenden zum Meditieren und Sehen.  

„Jesus - der Andere“.  Jesus ist und bleibt lebenslange Herausforderung, „der Andere“. So erfasst den verstorbenen Lazarus, fein säuberlich eingewickelt in seine Leichentücher, um sich nichts als Grau des Todes, die grenzenlose belebende Strahl- und Heilkraft des „Sohnes Gottes“. So beugt sich der 30-Jährige aus Galiläa, der um seinen Auftrag weiß, im Jordan unter der Hand des Mahners und Predigers, lässt sich taufen, der Erneuerung bedürftig wie Jeder und Jede - und erfährt den Segen des Himmels in dieser Geste der Demut. Licht ist er, durch und durch. Mit den Großen der Geschichte, mit den Propheten Israels, Mose und Elija per Du - und mit den gebrandmarkten Aussätzigen, den Armen, Kranken und anderen Außenseitern, mit denen, die suchen und ein offenes Ohr und Herz haben wie Maria in Bethanien. Und er lebt weiter, auch nach seiner Hinrichtung, der Natur ähnlich, die jedes Jahr neu erwacht, der Sonne, die am Morgen aufgeht; er ist ein Segen für den Kosmos, für dich und mich, er lässt sich nicht festhalten, selbst von der Getreuen aus Magdala nicht.

Die Serie der Christusbilder für ihr vorletztes Buch - das nächste ist in Planung: Padre Pio zu Ehren, dem sie wirksame Beratung und Ermutigung verdankt - hat Maria Hafner zum Teil mehrmals gemalt. Die sieben Bilder für Altach sind solche Varianten.
Hocherfreut über die Schenkung, hat Pfarrer Rainer Büchel die alte Frau und leidenschaftliche Künstlerin, die oft in St. Gerold war, im vergangenen Winter besucht. Eine ihrer Freundinnen stellt als Leihgabe ein „Tuch des Heils“  zur Verfügung. Es bringt den Sommer in den Altacher Pfarrsaal - kein Wunder, wurde es doch in den 1960er-Jahren für einen befreundeten Priester in der Adriastadt Dubrovnik gemalt.
Auf der linken Empore aber lassen nun sieben Leinwände einer außergewöhnlichen Malerin das Licht Christi neu aufleuchten. «

Zur Sache

Die Christus-Bilder sind untertags in der Altacher Kirche zu sehen, das „Tuch des Heils“ im Pfarrsaal zu den Gottesdiensten und auf Anfrage bei Pfr. Rainer Büchel, T 0676 83240 8134.

(aus der KirchenBlatt-Doppelnummer 30-31 vom 9. / 16. August 2018)