Kann ein Rock-Musical die Geschichte von Jesus erzählen? Ja, und sogar auf äußerst eindrückliche Weise. Andrew Lloyd Webber hat Anfang der 1970er-Jahre ein Stück komponiert, das Musikgeschichte geschrieben hat. Das Musiktheater Vorarlberg bringt es im Oktober zur Aufführung.

Patricia Begle

Jesus Christ Superstar. Wer in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts aufgewachsen ist, gehört womöglich zu jenen, die geprägt wurden von den Songs dieses Werkes und der Darstellung der Personen.  So wie Nikolaus Netzer, Intendant des Musiktheaters Vorarlberg. „In ‚Jesus Christ Superstar‘ wird Jesus menschlicher, nahbarer dargestellt. Das perfekte Image bröckelt“, erklärt er. Das Musical von Andrew Lloyd Webber war nicht nur in musikalischer Hinsicht ein Meilenstein, sondern auch hinsichtlich der Deutung der Person Jesu.

Um die menschliche Seite Jesu, überhaupt aller Figuren, geht es auch der Regisseurin Barbara Schöne. Sie will die Figuren nicht überhöhen, sie will das Publikum berühren, „und das geht nur über Emotionen“, erklärt sie. Für die Darsteller/innen bedeutet dies, „Bilder aus dem eigenen Leben hochzuholen“ - vom Schmerz bis zur Zerrissenheit, von der Angst bis zum Selbstzweifel. Die damalige Zeit war mit denselben Themen beladen wie heute, erklärt die Künstlerin - sowohl auf persönlicher als auch auf gesellschaftspolitischer Ebene. Sie fordert auf, „immer alles zu hinterfragen, was vorgesetzt wird - sei es Glaube, sei es Politik, seien es Medien“.

Eineinhalb Jahre hat sich Schöne mit dem Inhalt des Stückes auseinandergesetzt. „Ich fand das unglaublich spannend, es hat mich in dieses Thema hineingezogen.“ Drei Grundfragen kristallisierten sich für sie dabei heraus: Was hat Jesus erreicht? Wie hat er es erreicht? Wie hat die Menge darauf reagiert? Entlang dieser Fragen war eine sachliche Auseinandersetzung möglich, abseits von persönlichen Glaubens- und Kirchenerfahrungen. „Es wird bei der Aufführung keine Kutten geben und keine Leprakranken“, erklärt Schöne, die auch für Bühnenbau, Choreografie und Kostüme verantwortlich ist. Die Inszenierung wird dem Heute mehr entsprechen. Das Wesentliche ist die Atmosphäre, die durch die unterschiedlichen Bilder der Inszenierung entsteht.

Das Besondere an dieser Aufführung ist das Zusammenspiel von Laien und Profis. Letztere finden sich unter den Orchestermitgliedern und Solist/innen - mit Darius Merstein als Jesus und Marin Werth als Judas konnten zwei hervorragende Solisten für das Stück gewonnen werden. 30 Chorsänger/innen, sechs Tänzerinnen, 12 Jünger-Darsteller und eine Handvoll Statisten - das sind jene Vereinsmitglieder, die als Laien auf der Bühne zu sehen sind. Von Anfang September bis Ende Oktober ist ihr Terminkalender ausgefüllt: mehrere Abend-Proben während der Woche, und die Wochenenden sind durchgehend fürs Musical reserviert. Begeisterung und Zusammenhalt der Truppe sind groß. „Im Theater geschieht viel an Auseinandersetzung, an persönlicher Entwicklung, man könnte auch sagen an Menschwerdung“, erzählt Netzer. „Das wird diesen Personen ein Leben lang bleiben.“

Der Verein „Musiktheater Vorarlberg“ wurde 1949 von Alfred Mayer gegründet, 2008 übernahm Nikolaus Netzer die künstlerische Leitung. Jedes Jahr wird eine Oper, Operette oder ein Musical aufgeführt. Rund 100 bis 150 Mitwirkende werden dabei gezählt. Finanziell unterstützt wird der Verein vom Land Vorarlberg, von der Gemeinde Götzis und von Sponsoren. Für Vereinspräsidentin Margit Hinterholzer bedeutet das jedes Jahr eine große Herausforderung. Immerhin ist Musiktheater die teuerste Kunstsparte, die es gibt.

Die letzte Vorstellung wird in der Kirche St. Peter und Paul in Lustenau sein. „Hier wird es weitaus untechnischer sein“, erklärt Schöne. „Aber der Raum bringt schon Atmosphäre, er spricht für sich. Es wird sicherlich schön.“

TERMINE

KirchenBlatt-Abonnent/innen sind eingeladen zu Sektempfang, Führung hinter die Kulissen und Aufführung des Musicals - zum Preis von 25,- Euro (regulärer Preis: € 45,- bzw. € 25,- / ermäßigt).
Termin: So 15. Oktober, 17 Uhr,
Kulturbühne AMBACH, Götzis.
Anmeldung bis zum 4. Oktober mit Angabe von Adresse und Telefonnummer unter
Achtung: Begrenzte Teilnehmerzahl!

Weitere Aufführungen:
18. Oktober, 18 Uhr / 21. Oktober, 19.30 Uhr / 22. Oktober, 18 Uhr,
Kulturbühne AMBACH, Götzis.
24. Oktober, 20 Uhr,
Kirche St. Peter und Paul, Lustenau.  

www.mtvo.at