„Dieses Echo hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen“, sagt Gerhard Hofbauer vom Familienreferat der Diözese Graz. Der „römische Fragebogen“ zur Familiensynode hat in Österreich einen wahren Antwortboom ausgelöst.

Bild rechts: In „Verliebte Feinde“ wollten es Iris und Peter auch wissen, wie das geht, miteinander leben.

Hans Baumgartner

Mehr als 27.500 Antworten auf die „römischen Fragen“ zu Ehe, Familie und Sexualität sind in den österreichischen Diözesen eingetroffen. Dazu kommen noch gut 11.000 Personen, die sich an den Online-Umfragen der Katholischen Aktion (7.400) sowie der Reformbewegungen (3.931) beteiligt haben.

Gut gefragt
Den „Vogel abgeschossen“ hat das Familienreferat der Diözese Graz, bei dem insgesamt 25.661 Antworten aus ganz Österreich zur Auswertung gelandet sind. Den Grund dafür schildert Gerhard Hofbauer so: „Wir bekamen vom Diözesanrat und vom Bischof den Auftrag, möglichst viele Steirer/innen zur Beantwortung der vatikanischen Fragestellungen zu motivieren. Dabei war rasch klar: Mit dem komplizierten und ursprünglich sicherlich nicht für das ,Fußvolk‘ gedachten vatikanischen Fragen wird das nicht gehen. Und so machten wir einen eigenen, vereinfachten Fragebogen, der von vielen dann auch dankbar angenommen wurde.“ Gleichzeitig, so erzählt Hofbauer, wurde mit den anderen Diözesen Kontakt aufgenommen, wer bei diesem Projekt mitmachen will. Gestartet wurde dann der Onlinefragebogen gemeinsam in den Diözesen Graz, Innsbruck und Klagenfurt. Später wiesen auch die Diözesen Linz und Salzburg auf ihren Homepages auf diese Möglichkeit hin. Altbischof Weber habe ihn dann zwischen Tür und Angel darauf angesprochen, dass man diesen „Kurzfragebogen“ auch schriftlich verbreiten sollte, was dann über die Kirchenzeitungen in Graz und Innsbruck auch geschah. Mehr als ein Viertel aller Antworten kam „analog“.

Stimmungsbild
Insgesamt werden im Auftrag des Familienreferates Graz seit Anfang Jänner 14.221 „Kurzfragebögen“ für die eigene Diözese ausgewertet, 4952 für Innsbruck, 1539 für Klagenfurt, 794 für Linz, 710 für Salzburg und knapp 3000 für den Rest von Österreich. Erfreut über die „sensationelle Beteiligung“ meint Hofbauer: „Es ist uns freilich nicht gelungen, über den kirchlich interessierten Kreis hinauszukommen.“ Gelungen sei es allerdings, ein „recht gutes Stimmungsbild des ,Fußvolkes‘ zu erfassen, denn immerhin stammen fast zwei Drittel der Antworten von Leuten, die kirchlich weder haupt- noch ehrenamtlich tätig sind.“

Interessant im Vergleich dazu dürften die Antworten sein, die in der Diözese Linz aus rund 60 Pfarren (PGR und Fachausschüsse) eingegangen sind. „Wir haben den vatikanischen Fragebogen nicht nur online gestellt, sondern bewusst das Anliegen Roms, die Pfarren mit den Fragen zu befassen, aufgegriffen“, erzählt der Leiter des Linzer Familienreferates, Josef Lugmayr. Er sei dankbar, dass sich doch so viele Pfarren in der hektischen Vorweihnachtszeit darauf eingelassen haben. Dabei seien viele intensive Diskussionen ausgelöst worden, auch darüber, „was die kirchlichen Angebote betrifft, die Menschen in ihren jeweiligen Lebenssituationen zu begleiten“.

Gewicht der Fakten
Sehr klar ist die Erwartung der Pfarren an die Bischöfe, meint Lugmayr: Man will, dass Anliegen aus den Gemeinden – etwa zur Geschiedenenpastoral – ernst genommen und auch entsprechend vertreten werden.

Ähnlich sieht das auch der Vorarlberger Pastoralamtsleiter Walter Schmolly. Er hofft, dass die erhobenen Fakten zur Lebensrealität der Familien und Ehen bei der Bischofssynode möglichst viel Gewicht bekommen. In der Diözese Feldkirch hat das Ehe- und Familienzentrum in einem mehrstufigen Verfahren die Meinungen einzuholen versucht. Zunächst wurden die vatikanischen Fragen online gestellt; dann hat der Pastoralrat ein Positionspapier erarbeitet, das an alle Pfarren und Einrichtungen zur Stellungnahme verschickt wurde. Und schließlich wurde noch ein „publikumsfreundlicher“ Kurzfragebogen nachgeschoben, der von über 1100 Leuten beantwortet wurde. 

Daten & Fakten

Die Katholische Aktion hat in die im Rahmen ihres Zukunftsforums gestartete Online-Umfrage „Wo der Schuh drückt“ auch Themen des vatikanischen Fragebogens zur Ehepastoral aufgegriffen. Erste Ergebnisse wurden vorige Woche veröffentlicht.

89 Prozent der rund 7400 Befragungsteilnehmer/innen sagen, dass die Kirche „ihrem Auftrag zu heilen und zu versöhnen nicht gerecht wird, wenn sie keine Wege findet, geschiedene Wiederverheiratete zu Beichte und Kommunion zuzulassen.

75 Prozent halten es für richtig, wenn Paare vor der Heirat zusammenleben;
nur 29% halten die kirchliche Ehevorbereitung für hilfreich.

Nur 7 Prozent halten das kirchliche Nein zur „künstlichen Verhütung“ für richtig.

Die Diözesen werden Details ihrer Befragungsergebnisse erst nächste Woche publizieren.