Familie sein - auch Familie im Glauben - ist nie immer nur ein Honigschlecken. Da gibt es ältere und jüngere Geschwister, gegenseitige Erwartungen, tiefer liegende Bedürfnisse. Aber auch Orte und Geschichten, die immer wieder zueinander und zusammenführen.

20. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 19. August 2018
Wort zum Sonntag von Roland Spiegel

Evangelium
Johannes 6,51–58

Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von ­diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sagte zu ­ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Es ist nicht wie das Brot, das die Väter gegessen haben, sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.

1. Lesung
Sprüche 9,1–6

Die Weisheit hat ihr Haus gebaut, ihre ­sieben Säulen behauen. Sie hat ihr Vieh ­geschlachtet, ihren Wein gemischt und schon ihren Tisch gedeckt. Sie hat ihre Mägde ausgesandt und lädt ein auf der Höhe der Stadtburg: Wer unerfahren ist, kehre hier ein. Zum Unwissenden sagt sie: Kommt, esst von meinem Mahl und trinkt vom Wein, den ich mischte! Lasst ab von der Torheit, dann bleibt ihr am Leben und geht auf dem Weg der Einsicht!

2. Lesung
Epheser 5,15–20

Achtet also sorgfältig darauf, wie ihr euer Leben führt, nicht wie Toren, sondern wie Kluge! Nutzt die Zeit, denn die Tage sind böse. Darum seid nicht unverständig, sondern begreift, was der Wille des Herrn ist! Berauscht euch nicht mit Wein - das macht zügellos - , sondern lasst euch vom Geist ­erfüllen! Lasst in eurer Mitte Psalmen, Hymnen und geistliche Lieder erklingen, singt und jubelt aus vollem Herzen dem Herrn! Sagt Gott, dem Vater, jederzeit Dank für alles im Namen unseres Herrn Jesus Christus!

Wort zum Sonntag

Roland Spiegel 
Roland Spiegel
Religionslehrer in Bregenz und Mitarbeiter der Kirchlich Pädagogischen Hochschule „Edith Stein“ in Feldkirch.
Den Autor erreichen Sie unter

„In jeder Familie gibt es Krisen.“

Wie lebt man als kleine Minderheit in einem gesellschaftlichen Umfeld, das keinen Rückhalt bietet? Wie erzählt man von Jesus, der in Brot und Wein gegenwärtig ist und Leben schenkt, wenn andere diese Erfahrung nicht kennen? Alles Reden muss fast ­zwangsläufig
zu Missverständnissen führen. Die ­Situation der johanneischen Gemeinden am Ende des ­ersten Jahrhunderts war nicht einfach. Im Evangelium sind die Spuren der Konflikte nicht ­geglättet. So bleiben sie Herausforderung und Aufgabe für jede Zeit.
Mir hilft, was Rabbiner Tovia Ben-Chorin gesagt hat: „Ich glaube, dass man das Neue Testament besser verstehen kann, wenn man die rabbinische Literatur der Zeit und die Polemik zwischen Juden und Christen kennt. Wir sind nicht einfach im Dialog mit den Christen, vielmehr sind wir Geschwister, eine Art Familie. Und in jeder Familie gibt es Krisen, so auch zwischen Juden und Christen.“
In ­jeder Familie gibt es Krisen. Und jede ­Familie schenkt auch die Möglichkeit, miteinander und voneinander zu lernen.
Und wenn sich Konflikte nicht lösen lassen? Zwei Bauern lagen im Streit und konnten sich nicht einigen. So beschlossen sie, den Richter entscheiden zu lassen. Weil nun am Tage des Gerichts der eine Bauer mit der Ernte so beschäftigt war, dass er nicht weggehen konnte, bat er den anderen, ihn bei Gericht zu vertreten. „Und“, fragte er diesen nach der Verhandlung, „wie ist es ausgegangen?“ „Du hast Recht bekommen.“
Einmal möchte ich meine Anliegen in die Hände von Jesus legen dürfen, ich weiß sie ­nirgends besser aufgehoben. Davor aber sind wir aufgefordert, füreinander einzustehen, in den Familien und darüber hinaus.

Zum Weiterdenken
Was haben Sie in Ihren Familien schon lernen dürfen? Welche Anliegen sind in Ihren Händen gut aufgehoben? Wem vertrauen Sie Ihre Anliegen an? Wem nicht?


(aus dem KirchenBlatt Nr. 32 / 33 vom 9. / 16. August 2018)