Fidelis von Sigmaringen als leuchtendes Bild in der Pfarrkirche Götzis.

Markus Hofer

Kirchenfenster Götzis_FidelisEr stand ziemlich einsam auf verlorenem Posten. Im Religionsfrieden nach der Reformation hatte man sich geeinigt, dass die Leute das zu glauben hatten, was der Landesherr bestimmte. Der Prättigau im schweizerischen Graubünden gehörte zum Habsburgerreich und hatte damit katholisch zu sein. Vielleicht war es gerade die Freiheitsliebe der dortigen Bauern, die sie immer mehr den reformierten Predigern zuwandte. Während des Dreißigjährigen Kriegs ging alles noch einmal drunter und drüber. Und mittendrin bekam ein Kapuzinerpater den kaiserlichen Auftrag, die Prättigauer wieder katholisch zu machen. Ein unmöglicher Auftrag, würde man aus heutiger Sicht sagen.

Fidelis von Sigmaringen war Vorsteher des Kapuzinerklosters in Feldkirch. Er war ein sehr gebildeter Mann mit einem gewinnenden Wesen, aber streng in Glaubenssachen. So sah man in ihm den Richtigen für diese wirklich fast unmögliche Mission. Vor allem war die Lage politisch so verfahren, dass man in dem Kapuziner nur das Werkzeug der verhassten politischen Obrigkeit sah. Fidelis versuchte es. Im Jänner 1622 stapfte er zu Fuß von Feldkirch durch den Schnee nach Seewies und scheiterte. Doch Fidelis war nicht der Mann, der aufgegeben hätte. Im April startete er den nächsten Versuch, der ihn das Leben kostete; er wurde von aufständischen reformierten Bauern erschlagen.

Martin Häusle, der berühmte Vorarlberger Glaskünstler, hat Fidelis in den hervorragenden Fenstern der neuen Pfarrkirche von Götzis dargestellt (1949). Es ist das farblich leuchtendste aller Fenster und wenn am Nachmittag die Sonne durch den Fidelis scheint, ist das Kircheninnere in rot getaucht. Es ist eine sehr expressive Darstellung. Die Figur des Fidelis scheint aus lauter kleinen Flammen zu bestehen. Es ist der glühende Missionar, der brennt in seinem Glaubenseifer mit dem Kreuz in der rechten Hand. Martin Häusle hat hier als großer Künstler für Fidelis eine Form gefunden, die das Wesen seines Wirkens zum Leuchten bringt.


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www.leuchtende-bilder.at

(aus dem KirchenBlatt Nr. 23 vom 9. Juni 2016)