Dir zur Freude ist dies alles gegeben – Was mein Auge erfreut

Irmgard KleinDr. Irmgard Klein
unterrichtet Religion an einem Gymnasium in Innsbruck
und liebt die kleinen Dinge des Alltagslebens.

 

 

Ein x-beliebiges Kalenderfoto? Oder ein Meditationsbild aus der Esoterikszene? Der andere Blick: mitten
im Wald sitzen. Die Kamera auf lange Belichtungszeit stellen, damit das Fließen sichtbar wird. Sich durch den Sucher sattsehen – fettes Hellgrün im Farn, olivgrünes Moos auf den Steinen, breites Braun in kleinen Wasserbecken. Dort, im Wald: milchiges Tannengrün, schwärzlich-morsches Holz und weißbraune, schlanke Stämme, sommersattes Blättergrün. Die vielen Zwischentöne der Farbpalette.


Es gibt mehrere Arten, in die Welt zu blicken. An trüben Tagen sehe ich nichts. Die Netzhaut scheint kaum empfänglich für das Schöne. An den Augenschmaustagen aber, da bemerke ich schon in der Früh, wie sich das Morgenlicht auf meine weißgepunktete Plastiktischdecke wirft, die geschwungene Teekanne weckt.
Oh Sonnenscheinwerfer von links! Haben Sie eventuell die Möglichkeit, Ihren Blick so zu wenden: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt“ (Ps 121, 1)? Das Panorama ist dann mal
richtig etwas zum Angeben, oder? Sensationell ist’s, wenn so ein Tag noch Gegenüber-Augen bringt, in
deren Funkeln, Flirren man sich hineinstürzen kann. In Iris und Lachfältchen von vis-à-vis untertauchen.
Von Gott ersehnen wir uns so liebende Blicke. „Behüte mich wie deinen Augenstern, birg mich im Schatten deiner Flügel“ betet Psalm 17, Vers 8. Ein großer Trost: im Lidschlag Gottes aufgehoben sein.