Der Termin für die KirchenBlatt-Reise ins Baltikum hätte nicht besser gewählt werden können, denn heuer wurde der 100. Jahrestag der Gründung der Republiken Litauen, Lettland und Estland gefeiert.

von Wolfgang Zotter

Man spricht von der „Singenden Revolution“. Seit 1989, als eine Sängerkette mit mehreren hunderttausend Teilnehmern von Tallinn (Estland) bis Vilnius (Litauen) gebildet wurde, wird in Tallinn alle 5 Jahre in einem eigens dafür errichteten Stadion für 30.000 Sänger ein besonderes Festival veranstaltet.

Ende August flogen ca. 40 reiselustige Vorarlberger unter der Leitung von Generalvikar Rudolf Bischof nach Vilnius, der Hauptstadt von Litauen, die stark vom Barock geprägt ist. Überall begegneten uns Erinnerungen an Fürst Gedimina, in dessen Zeit sich das Reich bis zur Krim ausdehnte. Ein Juwel der Altstadt ist die Ikone der „Barmherzigen Muttergottes“ im Tor der Morgenröte.
Am nächsten Tag besuchten wie die wieder restaurierte Wasserburg Trakai, die eine große Rolle in der Auseinandersetzung von Bischof und Deutschen Schwertbrüdern spielte. Auf der Fahrt nach Riga machten wir halt am Berg der Kreuze (Berg ist für 9 Meter Höhe ein bisschen übertrieben), der Eindruck war überwältigend. Im Umfeld von mehreren hunderttausend (!) Kreuzen jeglicher Größe wurden wir stumm und hörten auf die Meditation unseres Generalvikars Rudolf Bischof (siehe Bild oben).

Die nächste große Stadt war Riga, die vom (teilweise schön renovierten) Jugendstil und vom Fluss Daugava geprägt ist. Am Rathausplatz steht neben anderen historischen Gebäuden das Schwarzhäupterhaus, das Wahrzeichen dieser Stadt. Ein Tagesausflug führte uns zur restaurierten Bischofsburg von Turaida, die über dem Gauja-Nationalpark thront, und zur Gutmannshöhle, wo unter dem Namen „die Rose von Turaida“ sich eine Begebenheit mit dem Romeo-und-Julia-Motiv abgespielt haben soll. Nachmittags konnten wir noch den kilometerlangen Sandstrand von Jürmala mit seinen traditionsreichen Strandvillen genießen.

Der letzte Teil der Reise führte uns in die estnische Hauptstadt Tallinn, die es den meisten von uns besonders angetan hat. Auf dem Domberg stehen das Parlamentsgebäude (früher ein Schloss) und neben anderen Prestigebauten die orthodoxe Kirche, deren vollständiges Geläute nur einmal zu hören war, weil dadurch sämtliche Fensterscheiben der Umgebung zu Bruch gegangen waren. Von hier hatten wir einen wunderbaren Blick über die mittelalterlich geprägte Stadt mit ihren Mauern und Türmen. Während am Stadtrand (das gilt fürs ganze Baltikum) noch desolate Plattenbauten zu sehen waren, sind die Zentren der Städte meist sehr gut restauriert. Gerade in Tallinn hat eine mutige Architektur Neues und Altes ästhetisch
verbunden. 

Am Schluss möchten wir noch unserer kompetenten Führerin Ingrida, die uns mit ihrem überragenden Wissen ohne irgendwelche Unterlagen in hervorragendem Deutsch mit wissenswerten und auch humorvollen Informationen versorgte, danken. Ein weiterer Dank gilt unserem Reisebegleiter Generalvikar Rudolf Bischof und allen Teilnehmern für die problemlose Reise.
Wolfgang Zotter

(aus dem KirchenBlatt Nr. 43 vom 25. Oktober 2018)