All die großen Philosophen waren beim diesjährigen Hospiz- und Palliativtag vertreten, oder zumindest viele: Von Immanuel Kant über Friedrich Nietzsche bis hin zu Viktor Frankl (um nur einige zu nennen). Angesichts des zeitlosen Themas auch kein Wunder. Unter dem Motto "Solange ich atme, hoffe ich" ging es heuer um Hoffnung aus den verschiedensten Blickwinkeln. Da durfte auch der Humor nicht fehlen.

Eigentlich ist Hoffnung ja ein schwieriges Thema, schließlich kommt sie erst dann zu tragen, wenn das Leben etwas in Schieflage geraten ist. Durch eine (schwere) Krankheit zum Beispiel. Hoffnung "fordert zuweilen unsere Bereitschaft, auch im Scheitern eine Chance zu sehen, in der Niederlage eine neue Möglichkeit. Vielleicht ist die Hoffnung die letzte Weisheit der Narren", begrüßte Christian Kopf vom Bildungshaus Batschuns die Gäste mit einem Zitat des Schriftstellers Siegfried Lenz. Und erklärte: "Ich hoffe, dass Sie Narren und Närrinnen sind". "Wenn man den Menschen die Hoffnung nimmt, nimmt man ihnen auch die Würde", hielt Bischof Dr. Benno Elbs gleich zu Beginn der 14. Hospiz- und Palliativtagung im Kulturhaus in Dornbirn fest.In den Palliativstationen werde bis zum Schluss Hoffnung geatmet, bedankte er sich bei den zahlreichen Haupt- und Ehrenamtlichen der Hospizbewegung, Ärzten und Pflegenden für ihre wertvolle Arbeit.

Die drei "Z"

Auch er als Priester und Bischof begegne immer wieder Menschen, die Hoffnung leben, erzählte er von Begegnungen, die ihn besonders berührt haben. Von Flüchtlingen, Angehörigen junger Verstorbener oder totkranken jungen Müttern. Empathie sei hier ein Schlüsselwort, bei dem vor allem die drei "Z" eine große Rolle spielen: Zuwendung, Zärtlichkeit und Zeit. Hoffnung wachse dort, wo einem ein wertschätzender Blick und die drei Z´s entgegengebracht werden, so Benno Elbs. Und Hoffnung sei v.a. ein Geschenk, das man weder lernen noch sich selbst schenken könne.

Eine Schale sein

Umso wichtiger ist es, das Gesunde im Menschen zu sehen und zu stärken. Jeder sei für seinen "Grundwasserspiegel der Hoffnung" selbst verantwortlich, betonte Bischof Benno Elbs, auf sich selbst zu achten. Den Worten des heiligen Bernhard von Clairvaux zufolge, soll man eine Schale sein, die sich füllt, überfließt und einen Teil ihres Inhalts ohne Schaden weitergeben kann. Und um sie zu füllen, brauche es z.B. Ruhe, Ästhetik, Freundschaft, eine Verankerung in einem lebensfreundlichen Glauben, Achtsamkeit oder Humor. "Im Atem Gottes ist Hoffnung und Würde und weil wird Menschen das Ebenbild Gottes sind, versiegt die Hoffnung nie", hielt der Bischof fest. Mit sich selbst und mit anderen in Verbindung zu stehen, sei für das Beziehungswesen Mensch sehr wichtig. Und auch Ritualen sprach Elbs einen großen Wert zu.

Professionelle Nähe, nicht Distanz

Die Ärztin Dr. Karen Nestor gab in ihrem Vortrag Einblick in Hoffnung als ein "wirkungsvolles ärztlich-pflegerisches Konzept". Früher habe man den PatientInnen die "schlimme Wahrheit" über ihren Gesundheitszustand verschwiegen, erklärte sie. Heute hingegen sei keine Illusion, sonden eine tiefe Identifikation mit den PatientInnen gefragt. Hoffnung bedeute sich auf die Zukunft einstellen zu können, die offen ist - und zwar ohne Bedingungen. Hoffnung bedeute ebenfalls, mit dem eigenen Schicksal Geduld zu haben. Wir müssen die eigene Verletzlichkeit anerkennen und tiefe Zuversicht hegen, dass es sich zu leben lohnt. "Alles Hoffen ist Gemeinschaft", betonte auch Nestor die Bedeutung eines mitfühlenden Gegenübers. Deshalb sei auch keine professionelle Distanz, sondern eine professionelle Nähe gefragt.

Interkulturelle Hoffnung

Um interkulturelle Aspekte von Hoffnung ging es im Vortrag von Dr. Ilhan Ilkilic, der anhand von Fallbeispielen zeigte, das jedes interkulturelle Arzt-Patient-Verhältnis einmalig und einzigartig ist. Hoffnung sei vom individuellen Menschen- und Weltbild der jeweiligen Betroffenen nicht vorstellbar. Und deswegen fordere sie am Lebensende Wissen und die Berücksichtigung unterschiedlicher Überzeugungen und Haltungen.

Hoffnung spiele in der Behandlung von kranken Menschen eine wichtige Rolle, hielt auch der Psychologische Psychotherapeut Dr. Klaus Hönig fest. Zugleich zitierte er den Philosophen Friedrich Nietzsche, wonach Hoffnung "das übelste aller Übel" sei, "weil sie die Qual der Menschen verlängert". Die Hoffnung habe ihren Platz, verändere aber ihr Ziel, erklärte Hönig. So wandle sich die Hoffnung von der Heilung über die Verlängerung zu Besserung bin hin zur Geborgenheit.

Humor ist wenn man trotzdem lacht

Für viel Gelächter sorgten die Psychologin Margit Schröer und die Ärztin Dr. Susanne Hirsmüller bei ihrem Vortrag über Hoffnung, Haltung und Humor. So mussten sie zu Beginn feststellen, dass ihre Vorredner die meisten Hoffnungzitate der bekannten Philosophen genannt hatte, ihnen aber noch der Humor bleibe, denn: "Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: Die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen" (Immanuel Kant).  Humor sei wichtig um Abstand von der Belastung zu gewinnen, zu entkrampfen und Leichtigkeit zu schaffen. Man könne damit Sprachlosigkeit überwinden sowie Kontakt und Nähe herstellen, so die beiden Expertinnen. Schließlich sei Widerstand angesichts des Todes zwecklos.

“Das Leben hört nicht auf komisch zu sein, auch wenn Menschen sterben; genauso wenig wie es aufhört ernst zu sein, wenn wir lachen“, zitierten sie den irischen Dramatiker George Bernard Shaw. Und sorgten mit diverses Karikaturen, Witzen, humorvollen Berichten aus ihrem Alltag sowie kuriosen Todesanzeigen für Gelächter im Publikum. Denn: Humor ist wenn man trotzdem lacht.