Dem Sterben einen Platz geben. Seit fünf Jahren ist das Hospiz am See ein guter Ort, an dem schwerkranke Menschen ein letztes Zuhause finden.

von Joachim Schwald

Die Vorstellung des eigenen Sterbens ist sehr oft mit verschiedenen Ängsten verbunden: Angst vor Schmerzen, Angst vor dem Alleine-Sein, Angst vor dem Kontrollverlust.  Da ist es gut, einen Ort zu haben, an dem Menschen am Lebensende geborgen und aufgehoben sind. Genau ein solcher Ort ist das Hospiz am See in Bregenz. Mit seiner Eröffnung vor fünf Jahren ging ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung, für Menschen an ihrem Lebensende ein letztes Zuhause zu schaffen.


Zusammenspiel Von vielen

Im Hospiz wird nicht von Patient:innen gesprochen, sondern von Gästen. Und so werden die Menschen auch behandelt.
Das Hospiz, das sich in der Trägerschaft der Caritas Vorarlberg befindet, hat wenig mit einem Krankenhaus zu tun. Hier werden Wünsche erfüllt, wie beispielsweise einfach einmal später aufzustehen und zu frühstücken.
Ein interprofessionelles Team aus den Bereichen Palliativmedizin, Pflege, Sozialarbeit, Seelsorge und Hauswirtschaft garantiert die bestmögliche Versorgung und Betreuung. Unterstützt wird es von ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen von Hospiz Vorarlberg. Zehn Einzelzimmer stehen den Gästen des Hospizes am See zur Verfügung. Hier verbringen sie ihre letzten Tage, Wochen oder auch Monate.


Lebensqualität

„Die Hoffnung auf Heilung, an die sich viele Gäste lange geklammert haben, wandelt sich hier in eine Hoffnung auf ein gutes Sterben“, sagt der ärztliche Leiter, Klaus Gasser. Im Hospiz stehen die Lebensqualität und die Symptomkontrolle, aber auch die Autonomie des Gastes an oberster Stelle. „Es geht bei uns in erster Linie um menschliche Zuwendung und um Zeit, die das Personal und unsere ehrenamtlichen Hospizbegleiter den Gästen und auch deren Angehörigen schenken können“, so der Mediziner.

 

Ausstellung "Letzte Wünsche"

Es sind die persönlichen Geschichten der Menschen, die das Hospiz am See mit ganz viel Leben füllen, und so widmet sich eine Installation im Park vor dem Haus dem Thema „Letzte Wünsche“.
Auch die Gäste des Hospizes haben noch kleine und größere Wünsche: In Rosen baden, einen Whisky bestellen oder noch einmal ein Pferd füttern. All diese Wünsche gingen in Erfüllung und diese Geschichten zeigen eines: Im Hospiz am See wird gelebt bis zuletzt. Sicher gibt es auch traurige und düstere Momente, aber auch lebendige und hoffnungsvolle, und gerade diese zählen besonders. Die Ausstellung „Letzte Wünsche“ ist ab 26. Mai im Außenbereich des Hospizes am See frei zugänglich. Und da die Installation beleuchtet ist, können Ausstellungsbesucher:innen auch an lauen Sommerabenden die Geschichten auf sich wirken lassen.

 

Fakten – Zahlen - Fünf Jahre Hospiz am See


Anzahl der Gäste insgesamt: 586
Davon verstorben: 560
Frauenanteil: 53 Prozent
Jüngster Gast: 31 Jahre
Ältester Gast: 102 Jahre
Durchschnittsalter: 74 Jahre
Durchschnittlicher Anteil der Krebspatient:innen: 83 Prozent
Todesfälle innerhalb der ersten zehn Tage Aufenthalt: 45 Prozent
Todesfälle länger als 60 Tage Aufenthalt im Hospiz: 10,4 Prozent