Diözesanarchivar Mag. Michael Fliri gibt im KirchenBlatt-Interview Auskunft über das Wirken von Dr. Johannes Schöch und die von ihm verfasste Chronik.

Simone Rinner / Wolfgang Ölz

Welche Bedeutung hat die Schöch-Chronik für die Kirchengeschichte Vorarlbergs?
Die innerkirchliche Aufarbeitung der Vorarlberger Kirchengeschichte hinsichtlich der NS-Zeit ist naturgemäß sehr auf die Person Carl Lampert gerichtet. Die erstmalige Publikation des Originaltextes dieser Chronik soll die Innensicht der Kirche wiedergeben und weitere Blicke auf das kirchliche Leben in den Jahren 1938-1945 ermöglichen.

Der Titel der Buchpräsentation lautet „Höflich bis zur letzten Sprosse - aber gehängt wird doch!“  Warum dieser Titel?
Dieses Zitat stammt vom Gauleiter von Tirol und Vorarlberg, Franz Hofer (1902-1975), der damit das Verhältnis von Kirche und Staat erläuterte. In oft zuvorkommender Höflichkeit wurden die Verhandlungen zwischen Kirche und NS-Regime abgewickelt, jedoch blieb das Ergebnis stets dasselbe:
Das religiöse Leben wurde zunehmend eingeschränkt. Das „Hängen“ ist schließlich wörtlich zu nehmen, denn Gnadengesuche wurden abgelehnt, und durch das Agieren der Nationalsozialisten wurden neben Carl Lampert zahlreiche weitere Personen verfolgt und ermordet.

Johannes Schöch-GeneralvikariatsratWer war Generalvikariatsrat Dr. Johannes Schöch?
Generalvikariatsrat Dr. Johannes Schöch erfüllte im Rahmen der kirchlichen Strukturen dieser Zeit praktisch das Amt eines Generalvikars. Geboren 1887 in Dornbirn wurde er 1910 zum Priester geweiht, war Feldkurat im 1. Weltkrieg und Sekretär bei Weihbischof Siegismund Waitz. In der Zwischenkriegszeit wirkte er als Seelsorger in Bregenz-Vorkloster, wo er die Mariahilf-Kirche erbaute.
1938 holte ihn Weihbischof Franz Tschann als Generalvikariatsrat nach Feldkirch. Hier verfasste er auch die „Chronik des Generalvikariates Feldkirch und der politischen Bedrängnisse in Vorarlberg 1938-1945“.
Ab 1963 verbrachte er seine letzten Lebensjahre als beliebter Seelsorger an der St. Peterskirche in Rankweil, wo er 1974 starb und begraben wurde.

Welche Beziehung hatte Johannes Schöch zu Carl Lampert?
Schöch war als Generalvikariatsrat in Feldkirch ein direkter Arbeitskollege von Carl Lampert, der in der kirchlichen Verwaltung in Innsbruck arbeitete. Nicht nur als Priesterkollege war er ihm freundschaftlich verbunden. Er verfasste gemeinsam mit Bischof Tschann die Eingaben an die nationalsozialistischen Behörden, um Verbesserungen der Lage Lamperts nach seinen Verhaftungen zu erreichen.
Nach dem Krieg bemühte er sich um ein würdiges Andenken und organisierte unter anderem die Überführung der Urne von Carl Lampert von Halle a.d. Saale nach Göfis.