Hoffnung und Zweifel gehen immer miteinander. So finden sich Frauen, die „guter Hoffnung“ sind, in einer sehr intensiven Lebensphase. Die Zerbrechlichkeit des Lebens tritt ans Licht, der Wunsch nach Schutz und Heil wird spürbar. Im Segen wird er erfüllt.

zum Bild rechts: Umarmt ins Leben. Bei der Segensfeier für Schwangere wurden Mütter und ihre Familien gesegnet. Dieser Kreis ist jener Ort, in dem das Ungeborene jetzt schon seinen Platz hat und später groß werden darf. 

Patricia Begle

Sonntagabend. Kälte und Dunkelheit erzählen vom Winter, Lichterketten an den Häusern und Geschäften vom nahenden Weihnachtsfest. Die Katherine Drexel Kapelle in Dornbirn Hatlerdorf ist erleuchtet, auch beheizt. Kurz vor 17 Uhr füllt sie sich. Familien sind es vor allem, die Platz nehmen. Die Kinder rutschen auf den Stühlen, wechseln ihre Plätze, suchen den Schoß des Vaters. Die Mütter sind schwanger. Das ist der Grund, warum sie alle hier sind.

Segensfeiern für Schwangere gibt es im Hatlerdorf bereits seit acht Jahren. Am Muttertag und am Fest Maria Empfängnis sind werdende Mütter mit deren Familien oder vertrauten Menschen eingeladen, sich segnen zu lassen. Ein unscheinbares Angebot, dennoch sind fast dreißig Mütter gekommen und für manche war der Weg schon fast eine kleine Reise: Für die Familie aus Bludenz zum Beispiel oder für die Mütter aus dem Bregenzerwald.

Innehalten
Die Feier war sehr abwechslungsreich gestaltet. Wort-Bild-Meditationen, Gebete, Schriftlesung. Dazwischen sorgten Musikstücke für Zeit zum Nachdenken. Schwangerschaft ist wie ein Weg, den unterschiedliche Gefühle säumen: von der Freude über die Unsicherheit bis zur Angst, vom Hochgefühl über die Zuversicht bis zur Überforderung. Jede Frau erlebt ihre Schwangerschaft anders. Jeder werdende Vater auch. Auch die Quellen, aus denen Kraft geschöpft wird, sind für jede und jeden andere. Es gilt, sich diesen bewusst zu werden.

Im zweiten Teil der Feier waren die Mütter zum Einzelsegen eingeladen. Pfr. Christian Stranz und Pfr. Gerold Reichart gaben das Versprechen von Schutz und Heil weiter. So trat jede Familie nach vorne und stand zusammen. Je nach Größe der Familie formte sich ein großer oder kleiner Kreis. Sie standen sehr eng, die Arme umeinander gelegt, die Köpfe zur Mitte geneigt, um zu hören, was der Priester sagt. Die Worte waren für Außenstehende nicht hörbar. Aus den Augen der Versammelten aber sprach großer Ernst und ungeteilte Aufmerksamkeit. Es war klar: hier geht es um etwas Wichtiges, ja, um das Leben selbst.

Adventsegen

Schwanger sein und Advent - zwei Worte, die vielleicht dieselbe Wirklichkeit umschreiben. Das Zugehen auf einen Endpunkt, die Vorbereitungen, die Erwartung, das Bangen, das Wissen und doch nicht Wissen, das Nicht-auskommen-können. In allem dann auch immer wieder die übergroße Freude und die Sehnsucht nach heiler Welt. Und in diese Situation hinein wird nun der Segen gesprochen. Mit selbstverständlicher Zuversicht, wider alle Skepsis. Nie wurde mir die Bedeutung dieser Geste so bewusst wie bei dieser Feier. Das Bitten um den Segen, ja auch das Kämpfen um ihn erschließen sich plötzlich neu.

Es geht um einen Schutz und ein Begleitet-Sein, das wir brauchen, das uns kein Mensch in dieser Form geben kann und das wir uns nirgends kaufen können. Keine Versicherung kann da mithalten, kein Glücksangebot kommt dagegen auf. Segen ist gratis. Geschenkt. Gnade.

Was er für den Advent bewirkt, für diese spezielle Zeit, speziell auch im spirituellen Sinne? Wohl ganz Ähnliches wie für Schwangere: dass das Kind gut auf die Welt kommt. Im übertragenen Sinne: dass da in Frauen und Männern etwas Neues geboren wird, etwas Lebendiges, bei dem man und frau nur weiß, dass es wachsen wird. Unberechenbar und abenteuerlich - wie ein Kind.   Patricia Begle