Haben Sie schon einen gefunden? Einen guten Wunsch auf gelbem Kärtchen? Sie liegen in Kaffehäusern oder Zugabteilen oder werden Ihnen von jemandem in die Hand gedrückt. Ihre Wirkung? Mindestens ein Lächeln.

Patricia Begle

„142 gute Wünsche“ nennt sich die Aktion der Telefonseelsorge Vorarlberg. Beim Pressefrühstück vergangene Woche wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Ihr Ziel ist es, pessimistischer Stimmung den Boden zu untergraben und die Lesenden in gute Stimmung zu bringen. „Wir möchten das, was wir oft in unseren Telefongesprächen bewirken, auch im Großen tun: Menschen in ihrer Selbstwirksamkeit stärken“, erläutert Sepp Gröfler, Leiter der Telefonseelsorge, das Projekt. 

Angst
Tatsächlich wird in den Telefongesprächen die gesellschaftliche Stimmung besonders spürbar. „Angststörungen sind jene Phänomene, die derzeit mit Abstand am stärksten zunehmen“, weiß Albert Lingg, langjähriger Obmann des Vereines und ehemaliger Leiter des LKH Rankweil. Die Mitarbeiter/innnen der Telefonseelsorge geben in diesen Fällen Rat oder neue Perspektive, bei Bedarf informieren sie über professionelle Hilfen.

Oft reicht schon zuhören.
Gerade dann, wenn Menschen an Einsamkeit leiden - eine Not, die in unseren Tagen wächst. Sepp Gröfler bringt dazu das Beispiel einer Busfahrt, wenn der Blick dem Smartphone gilt und nicht dem Gegenüber. Es wird kaum mehr miteinander geredet. „Wir verschenken ganz viel, wenn wir uns nicht mehr verbinden“, erklärt er. Besonders von Einsamkeit betroffen sind ältere Menschen. „Diese scheuen sich oft, bei uns anzurufen“, erläutert Lingg, „denn sie kommen aus einer Generation, die gewohnt ist, alles selber zu erledigen.“

Gröfler / Lingg
Sepp Gröfler (li) und Albert Lingg

142 - Telefonseelsorge

14.099 Anrufe erreichten 2016 die 88 ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen der Telefonseelsorge, das sind 1.100 Anrufe mehr als 2015. Hinter 731 dieser Gespräche standen akute Krisensituationen, ausgelöst durch Suizidgedanken, Gewalt, Missbrauch, Panikattacken. 33 Kinder meldeten sich in solchen Nöten. Weitere Gründe für Anrufe sind vor allem psychische Themen (47%). 62% der Anrufenden waren weiblich, knapp ein Drittel unter 21 Jahren, 72% waren Mehrfachanrufer/innen.
281 Mails wurden 2016 beantwortet. Seit Herbst 2016 wird zudem eine Chat-Beratung angeboten.
Finanziert wird der Verein zu 90% von der Diözese Feldkirch und dem Land Vorarlberg. Die übrigen 10% werden durch Spenden abgedeckt. Im Herbst 2017 startet ein Ausbildungslehrgang, Interessierte können sich noch bewerben.

www.142online.at

(aus dem KirchenBlatt Nr. 12 vom 23. März 2017)