Er heilt uns damit wir für andere zum Heilmittel werden.

24. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 13. September 2020

Wort zum Sonntag von Daniela Horwath

Evangelium

Matthäus 18,21–35
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er gegen mich sündigt? Bis zu siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal. Mit dem Himmelreich ist es deshalb wie mit einem König, der beschloss, von seinen Knechten Rechenschaft zu verlangen. Als er nun mit der Abrechnung begann, brachte man einen zu ihm, der ihm zehntausend Talente schuldig war. Weil er aber das Geld nicht zurückzahlen konnte, befahl der Herr, ihn mit Frau und Kindern und allem, was er besaß, zu verkaufen und so die Schuld zu begleichen. Da fiel der Knecht vor ihm auf die Knie und bat: Hab Geduld mit mir! Ich werde dir alles zurückzahlen. Der Herr des Knechtes hatte Mitleid, ließ ihn gehen und schenkte ihm die Schuld. Als nun der Knecht hinausging, traf er einen Mitknecht, der ihm hundert Denare schuldig war. Er packte ihn, würgte ihn und sagte: Bezahl, was du schuldig bist! Da fiel der Mitknecht vor ihm nieder und flehte: Hab Geduld mit mir! Ich werde es dir zurückzahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging weg und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt habe. Als die Mitknechte das sahen, waren sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und berichteten ihm alles, was geschehen war. Da ließ ihn sein Herr rufen und sagte zu ihm: Du elender Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich angefleht hast. Hättest nicht auch du mit deinem Mitknecht Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte? Und in seinem Zorn übergab ihn der Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld bezahlt habe. Ebenso wird mein himmlischer Vater euch behandeln, wenn nicht jeder seinem Bruder von Herzen vergibt.

1. Lesung

Sirach 27,30–28,7
Groll und Zorn, auch diese sind Gräuel und ein sündiger Mann hält an ihnen fest. Wer sich rächt, erfährt Rache vom Herrn; seine Sünden behält er gewiss im Gedächtnis. Vergib deinem Nächsten das Unrecht, dann werden dir, wenn du bittest, deine Sünden vergeben! Ein Mensch verharrt gegen einen Menschen im Zorn, beim Herrn aber sucht er Heilung? Mit einem Menschen gleich ihm hat er kein Erbarmen, aber wegen seiner Sünden bittet er um Verzeihung? Er selbst – ein Wesen aus Fleisch, verharrt im Groll. Wer wird seine Sünden vergeben? Denk an das Ende, lass ab von der Feindschaft, denk an Untergang und Tod und bleib den Geboten treu! Denk an die Gebote und grolle dem Nächsten nicht, denk an den Bund des Höchsten und übersieh die Fehler!

2. Lesung

Römer 14,7–9
Denn keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber: Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.

Wort zum Sonntag

Dipl.PAss. Daniela Horwath ist Krankenseelsorgerin in Bad Sauerbrunn und Liturgiereferentin bei den Pastoralen Diensten der Diözese Eisenstadt.
Die Autorin erreichen Sie unter E

Heile mein Herz
Lange habe ich gekämpft mit dem Gefühl „nicht zu genügen, perfekt sein zu müssen, keinen Fehler machen zu dürfen“. Ich wollte für „Gott und die Welt“ eine gute Seelsorgerin, eine gute Tochter, eine gute Freundin, ein gutes Mitglied der Kirche und der Gesellschaft sein. Ich war wie gefangen in meinem überhöhten Selbstbild und dem Wunsch „endlich einmal doch zu genügen!“ Es war sprichwörtlich immer wieder „die Hölle auf Erden“ – denn es war ja trotz meiner Anstrengungen häufig eine Spur zu wenig, was ich tat. Und ich war streng mit mir und meinen Mitmenschen (bin ich ab und zu noch immer). Meine Schuldgefühle und meine emotionalen Verstrickungen, die mir die Luft zum Atmen nahmen, waren wie Steine, die ich in einem Rucksack mitgetragen habe.
Meine belastenden Verhaltensmuster und Glaubenssätze, mein Gefühl der Unzulänglichkeit, meine Sehnsucht danach, mich selbst anzunehmen – mit meiner Stärke und Verletzlichkeit – habe ich der verwandelnden Kraft der Liebe Gottes anvertraut – immer und immer wieder habe ich gebetet: „Heile mein Herz!“

Und bis zum heutigen Tag stelle ich alles ins göttliche Licht: Das Unvollkommene und Unversöhnte, alle Ängste, Zweifel und Hoffnungen … und erfahre dabei Vergebung, Erbarmen und Heilung meiner Herzenswunden durch die mitfühlende Zuwendung von Menschen und durch die bedingungslose Liebe unseres Schöpfers, der (zum Glück) Mensch geworden ist in Jesus, der uns die Heilige Geistkraft schenkt, die uns stärkt und leitet und unheilvolle Wege in heilvolle verwandelt.

Zum Weiterdenken

Gibt es in meinem Leben Herzenswunden, belastende Verhaltensmuster, Schuldgefühle, die ich der göttlichen Liebe anvertrauen möchte?
Welche Barmherzigkeits-Erfahrungen habe ich schon gemacht im Laufe meines Lebens?

Preise den HERRN, meine Seele,
und alles in mir seinen heiligen Namen!
Preise den HERRN, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat!
Der dir all deine Schuld vergibt
und all deine Gebrechen heilt,
der dein Leben vor dem Untergang rettet
und dich mit Huld und Erbarmen krönt,
Er wird nicht immer rechten
und nicht ewig trägt er nach.
Er handelt an uns nicht nach unsern Sünden
und vergilt uns nicht nach unsrer Schuld.
So weit der Aufgang entfernt ist vom Untergang,
so weit entfernt er von uns unsere Frevel.
Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der HERR über alle, die ihn fürchten.
Antwortpsalm (aus Psalm 103)