5. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 6. Februar 2022

Wort zum Sonntag von Reinhard Stiksel

Kraft für einen neuen Versuch, Fülle statt Leere und neue Perspektiven für den eigenen Lebensweg: Die Begegnung mit Jesus verändert Menschen – mitten im Alltag.

1. Lesung

Jesája 6,1–2a.3–8

Im Todesjahr des Königs Usíja, da sah ich den Herrn auf einem hohen und erhabenen Thron sitzen und die Säume seines Gewandes füllten den Tempel aus. Sérafim standen über ihm.
Und einer rief dem anderen zu und sagte: Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen. Erfüllt ist die ganze Erde von seiner Herrlichkeit.
Und es erbebten die Türzapfen in den Schwellen vor der Stimme des Rufenden und das Haus füllte sich mit Rauch.
Da sagte ich: Weh mir, denn ich bin verloren. Denn ein Mann unreiner Lippen bin ich und mitten in einem Volk unreiner Lippen wohne ich, denn den König, den Herrn der Heerscharen, haben meine Augen gesehen.
Da flog einer der Sérafim zu mir und in seiner Hand war eine glühende Kohle, die er mit einer Zange vom Altar genommen hatte. Er berührte damit meinen Mund und sagte: Siehe, dies hat deine Lippen berührt, so ist deine Schuld gewichen und deine Sünde gesühnt.
Da hörte ich die Stimme des Herrn, der sagte: Wen soll ich senden?
Wer wird für uns gehen?
Ich sagte: Hier bin ich, sende mich!

Größer könnten die Gegensätze kaum sein: die unermessliche Herrlichkeit Gottes und die Kleinheit des Menschen. Doch Gott überwindet diese Unterschiede.

2. Lesung

1. Korintherbrief 15,1–11

Ich erinnere euch, Schwestern und Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündet habe. Ihr habt es angenommen; es ist der Grund, auf dem ihr steht. Durch dieses Evangelium werdet ihr gerettet werden, wenn ihr festhaltet an dem Wort, das ich euch verkündet habe, es sei denn, ihr hättet den Glauben unüberlegt angenommen. Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln.
Zuletzt erschien er auch mir, gleichsam der Missgeburt. Denn ich bin der Geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben. Mehr als sie alle habe ich mich abgemüht – nicht ich, sondern die Gnade Gottes zusammen mit mir. Ob nun ich verkünde oder die anderen: Das ist unsere Botschaft und das ist der Glaube, den ihr angenommen habt.

Das tragfähige Fundament des Glaubens ist die Begegnung mit Jesus, dem Auferstandenen. Diese Erfahrung ist so vielfältig wie die Menschen, die sie machen.

Evangelium

Lukas 5,1–11

In jener Zeit, als die Volksmenge Jesus bedrängte und das Wort Gottes hören wollte, da stand er am See Gennésaret und sah zwei Boote am See liegen. Die Fischer waren aus ihnen ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Jesus stieg in eines der Boote, das dem Simon gehörte, und bat ihn, ein Stück weit vom Land wegzufahren. Dann setzte er sich und lehrte das Volk vom Boot aus.
Als er seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen.
Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken.
Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Geh weg von mir; denn ich bin ein sündiger Mensch, Herr! Denn Schrecken hatte ihn und alle seine Begleiter ergriffen über den Fang der Fische, den sie gemacht hatten; ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, die mit Simon zusammenarbeiteten.
Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.
Und sie zogen die Boote an Land, verließen alles und folgten ihm nach.

Wort zum Sonntag

Pfr. Georg Nigsch

Reinhard Stiksel
ist promovierter Theologe und Referent im Bibelwerk der Diözese Linz. Den Autor erreichen Sie unter sonntag@koopredaktion.at

 

Wort zur 2. Lesung

Lange vor den vier Evangelien schreibt Paulus von der Auferweckung Jesu und greift dabei auf bereits etablierte Traditionen zurück. Die Botschaft der Auferstehung gehört also von Anfang an zu den Kernelementen der Jesuserzählung. Paulus verwendet hierfür nicht die bildreiche Sprache der Osterberichte in den Evangelien, er konzentriert sich auf das Wesentliche: Begegnung und Beziehung. Das beginnt bei der Wortwahl: Jesus steht nach seinem Tod am Kreuz nicht einfach auf, er „wird erweckt“ – dafür braucht es immer ein Gegenüber. Jesu Auferstehung ist somit eingebettet in seine Beziehung zum Vater.
Doch damit ist es nicht getan, Jesus drängt auch nach seinem Tod hin zur Gemeinschaft. Mit der Auferstehungsbotschaft untrennbar verknüpft sind die Erfahrungen des auferweckten Jesus, ohne die der Glaube sein Fundament verlieren würde. Nicht aufgrund des leeren Grabes oder des abwesenden Leichnams Jesu beginnen die Jüngerinnen und Jünger aus dem Schatten des Todes herauszutreten, sondern erst durch die Begegnung mit dem Lebenden. Diese Begegnungen sind auffällig vielfältig: Da gibt es nicht nur Petrus und „die Zwölf“, sondern eine Schar von mehreren Hundert Menschen aus ganz verschiedenen Gruppen, die zur Abfassungszeit des Korintherbriefs als verlässliche Zeugen immer noch Rede und Antwort stehen können. Dazu gehören selbstverständlich auch Frauen, die in den Pluralwörtern „Brüder“ und „Apostel“ mit einbezogen sind. Aber auch Menschen, die dem Weg Jesu zu Lebzeiten nicht gefolgt sind, werden explizit genannt: der Herrenbruder Jakobus und zuletzt Paulus selbst. Auch er trägt diese Überlieferung weiter, die bis in unsere Zeit hinein Grundlage des Glaubens ist.

Zum Weiterdenken

Christinnen und Christen bilden eine Erzählgemeinschaft: Untereinander und über die Zeiten und Generationen hinweg wird die Lebenspendende Botschaft Jesu weitergegeben. Von wem habe ich sie empfangen? An wen gebe ich sie weiter?

 Ich will dir danken mit meinem ganzen Herzen,
dir vor den Engeln singen und spielen.
Ich will mich niederwerfen zu deinem heiligen Tempel hin,
will deinem Namen danken für deine Huld und für deine Treue
Denn du hast dein Wort größer gemacht
als deinen ganzen Namen.
Am Tag, da ich rief, gabst du mir Antwort,
du weckst Kraft in meiner Seele.
Dir, Herr, sollen alle Könige der Erde danken
wenn sie die Worte deines Mundes hören.
Sie sollen singen auf den Wegen des Herrn.
Die Herrlichkeit des Herrn ist gewaltig.
Du streckst deine Hand aus,
deine Rechte hilft mir.
Der Herr wird es für mich vollenden.
Herr, deine Huld währt ewig.
Lass nicht ab von den Werken deiner Hände!
Antwortpsalm (aus Psalm 138)