In Lillehammer / Norwegen startete vor Kurzem der Weltcup der Skispringerinnen. Die Vorarlbergerin Eva Pinkelnig sprang dabei bis aufs Podest und kehrte mit einem zweiten und einem fünften Platz heim. Dabei wurde ihr vor zwei Jahren noch das Karriere-Aus prophezeit. Was ihr Comeback mit Gott zu tun gehabt hat, wie sehr sie sich von ihm leiten lässt und wie sie es schafft, nach Rückschlägen immer wieder aufzustehen, erzählt sie im Interview - eine ermutigende Geschichte, voll des Gottvertrauens.

Elisabeth Willi

Zur Person: Eva Pinkelig

Im Spitzensport ist Eva Pinkelnig eine Spätzünderin - erst als 24-Jährige begann sie mit dem Skispringen. Zum Vergleich: Die meisten anderen Profi-Skispringer/innen starten ihre Karriere im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Dabei hat auch Eva Pinkelnig als Kind bereits davon geträumt, einmal 100 Meter weit zu fliegen. Diesen Traum machte sie im Jahr 2014 wahr. Seitdem startet sie im Weltcup und flog sehr rasch hoch hinaus. Doch dann der Rückschlag: In der Saison 2016/17 stürzte sie zweimal schwer.

Wie war das damals nach den Stürzen?
Eva Pinkelnig: Die beiden schweren Stürze hätten für Viele das Karriere-Ende bedeutet und erst recht für mich, da mir die Basis fehlt, die sich Athleten normalerweise als Kinder/Jugendliche erarbeiten. Von Trainern und Experten wurde ich abgeschrieben, hörte hunderte Male, dass ich endlich aufgeben soll, da es menschlich nicht mehr möglich sei, dass ich wieder gut springe. Doch für Gott gibt es keine Grenzen. Er sprengt unseren Horizont, wenn wir ihm vertrauen und einfach einen Schritt vor den anderen setzen. Ich gab alles Menschenmögliche und das „Unmögliche“ erledigte Gott. So sprang ich im Weltcup wieder aufs Podest und wurde bei der Heim-WM in Seefeld 2019 zwei mal Vize-Weltmeisterin.

Das ist wirklich eine beeindruckende - man könnte fast sagen - unglaubliche Geschichte. Wie kam es konkret zu deinem Comeback?
Pinkelnig: Zuerst eine Erklärung: Wir fahren kopfüber auf einen Abgrund - den Absprung - zu. Für das Gehirn bedeutet dies Lebensgefahr, und es gibt den Impuls, sich klein zu machen und zurückzuziehen. Weite Sprünge erfordern aber genau das Gegenteil - sich beim Absprung „lang“ machen, die Flugposition Kopf voraus einnehmen und volle Körperspannung. Wegen meiner Stürze spielte mein neurologisches System verrückt. Gott fädelte im Mai 2018 ein Treffen mit einem neurologischen Experten ein, der selbst nordischer Kombinierer war. Mit gezielten, täglichen Übungen konnten wir mein angeschlagenes, neurologisches System stabilisieren und meine Sprünge wurden wieder konstanter. Auch wechselte der ÖSV-Trainerstab - der neue Cheftrainer Harald Rodlauer gab mir, obwohl ich nur im B-Kader war, die Chance, weiterhin mit dem Nationalteam zu trainieren, und der neue Co-Trainer Stefan Kaiser vermittelte mir mit viel Feingefühl, Ruhe und Gelassenheit eine stabile Sprungtechnik und stärkte mein Selbstvertrauen.

Wie schaffst du es, nach Rückschlägen immer wieder weiterzumachen?
Pinkelnig: Mir hilft die Einstellung „fail quickly and move on - scheitere schnell und geh weiter“. Es ist okay zu scheitern, es ist okay Fehler zu machen, aber es ist fatal, darin stecken zu bleiben. Ich schmeiße so schnell wie möglich alles Negative Jesus ans Kreuz  - denn auch dafür ist er gestorben - richte meinen Blick auf Gottes Liebe und mache den nächsten Schritt auf meinem Lebensweg.

Hat der Glaube in deinem Leben immer schon eine große Rolle gespielt?
Pinkelnig: Gott spielt in meinem Leben keine Rolle - er ist der Regisseur. Ich durfte schon als Kind erleben, dass er mich nie im Stich lässt und einen guten Plan für mein Leben hat. Auch wenn ich viele Dinge nicht verstehe, vertraue ich darauf, dass er den Überblick hat und souverän handelt. Seine Liebe trägt mich durch schwere Zeiten und lässt mich schöne Zeiten noch intensiver genießen.

In einem Artikel des Internetportals „Promis glauben.de“ heißt es: „Beim Glauben differenziert Eva Pinkelnig zwischen Religion und Glaube“. Wie ist das zu verstehen?
Pinkelnig: Religion hat für mich mit Vorschriften zu tun, bedeutet für mich Gesetze einzuhalten. Glaube hingegen ist meine persönliche Beziehung zu Gott. Natürlich ist es wichtig und schön, diese Beziehung mit anderen Menschen zu teilen. So besuche ich so oft es geht einen Gottesdienst in verschiedenen christlichen Kirchen, da ich ja sehr viel unterwegs bin. Gott sei Dank bin ich nicht die einzige Spitzensportlerin, die gläubig ist. Jörg und Jacqueline Walcher - er Sports Chaplain, sie ehemalige Spitzen-Wasserspringern - haben „Beyond Gold“ gegründet und organisieren jeden ersten Mittwoch im Monat einen überkonfessionellen, internationalen Gottesdienst via Internet.

Dass jemand deines Alters so gläubig ist und in der Öffentlichkeit darüber spricht, ist heutzutage eher ungewöhnlich. Wie sind die Reaktionen darauf - begegnet man dir dafür mit Unverständnis oder Kritik?
Pinkelnig: Ganz im Gegenteil - viele sind überrascht, dass jemand wie ich an Gott glaubt.

Dein größter Weihnachtswunsch?
Pinkelnig: Dass Gottes Liebe alle Menschen erreicht und sie ihn als fürsorglichen, souveränen Vater erleben.

Zur Person: Eva Pinkelig

Eva PinkeligGeboren am 27. Mai 1988, in Dornbirn aufgewachsen, jetzt in Hard lebend. Eva Pinkelnig ist als Heeres-Sportlerin beim österreichischen Bundesheer angestellt.  Entspannung findet sie am See, in der frischen Luft in den Bergen oder zu  Hause auf der Couch. Ihre Hobbys sind lesen,
Kaffee trinken und „quatschen“, wie sie selbst es bezeichnet, sowie alle möglichen Outdoor-Sportarten.

Ihre größten Erfolge:

  • 2-fache Vize-Weltmeisterin (Team sowie
  • 6 Podestplätze im Weltcup n 6. und 7. Platz im Gesamt-Weltcup
  • 3-fache Österreichische Meisterin

Ein großes sportliches Ziel Eva Pinkelnigs ist die Teilnahme bei den Olympischen Winterspielen 2022 in Peking.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 51-52 vom 19. / 26. Dezember 2019)