Der neue Band der Schriftenreihe des Diözesanarchivs beschäftigt sich mit Krankenversorgung, Seuchen und Gesundheitsfürsorge im Kontext von Kirche, Gesellschaft und Erinnerungskultur.

Geschichtsschreibung zu Themen rund um Gesundheit und Krankheit haben durch die Corona-Pandemie eine Renaissance erlebt. Kein Wunder, schließlich waren auch Historiker:innen während der Lockdowns plötzlich mit neuen Themen konfrontiert und hatten auch etwas Zeit. So entstanden im Homeoffice zahlreiche Abhandlungen zu dieser Materie. Einige davon finden sich im neuen Sammelband des Diözesanarchivs.

Spitäler und Siechenhäuser

Einen wesentlichen Teil des Buches füllt eine umfassende Betrachtung des Feldkircher Spitals durch Stadtarchivar Christoph Volaucnik. Er beschreibt die Anfänge des Spitals in der Feldkircher Schmiedgasse sowie das alltägliche Leben in einer aus einer mittelalterlichen Stadt nicht wegzudenkenden Institution. Vom Speiseplan bis zur Haushaltsführung, von Stiftungen und einer eigenen Seelsorge reichen die Themen. Diese Mischung aus „Versorgungsheim“ und Krankenhaus änderte erst im 19. Jahrhundert seine Rolle und wurde erst mit dem Neubau im Rösslepark zu einem Krankenhaus wie wir es uns heute vorstellen.

Rolle der Kirche

Ansteckende Krankheiten beunruhigten die Menschen zu allen Zeiten. So hat die Corona-Pandemie in der ersten Phase durchaus Erinnerungen mittelalterlicher Pestepidemien geweckt, die Angst vor Ansteckung auch scheinbar längst vergessene Frömmigkeitsformen ausgelöst. Wenn etwa an der Wiener Pestsäule Blumen und Kerzen niedergelegt wurden, löst das die Frage danach aus, welche Erinnerungsorte und Geschichten bei uns aus diesen Zeiten noch präsent sind. In einer Zusammenstellung werden von Michael Fliri Erinnerungszeichen und Frömmigkeitsformen in Zusammenhang mit der Pest untersucht, außerdem die Rolle der Kirche in Bezug auf Krankheit und Krankenfürsorge betrachtet.

In seinem Beitrag zur Spanischen Grippe untersucht Wolfgang Weber abschließend Verlauf, Intensität und Quellenlage zu dieser gesundheitlichen Krise am Ende des Ersten Weltkriegs. In mehreren Wellen durchlief die Spanische Grippe das Land und brachte Krankheit und Tod. Der Beitrag weist aber auch regionale Unterschiede aus und betrachtet verschiedene Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung, die in Grenzsperren oder Schulschließungen bestanden, jedoch, im Gegensatz zur Corona-Pandemie, stets lokal ausgesprochen wurden. Ebenso wie heute bewegten auch damals Erklärungsversuche für solche „Heimsuchungen“ die Menschen, auch verschiedene zum Teil absurde Kuren und Heilungsversuche werden beschrieben.

Präsentation im April

Das Buch „vil arme Leuth und große Almuesen“ wird im Rahmen des Jahresschwerpunkts „Pflege der Zukunft“ am 12. April 2023 um 19:30 Uhr im Palais Liechtenstein präsentiert.