Viel Bewegung war am 1. Mai in und um Rankweil. Von unterschiedlichen Richtungen und zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten machten sich Menschen auf den Weg. Gehen, Gespräch und Gebet verband sie zu einer besonderen Gemeinschaft.

Patricia Begle

Lochau um Mitternacht
Eine Handvoll Wallfahrer/innen startet den Marsch nach Rankweil. Am Rücken der Reiseproviant, im Sinn das Reiseziel. Die Basilika liegt 37 km entfernt, die Gruppe wird den 8 Uhr Gottesdienst mitfeiern. Für den 74-jährigen Hans Waibel ist die Distanz kein Problem. Als Jugendlicher hat er das Ereignis in Rankweil schon erlebt, als 10.000 Jugendliche mit Fackeln den Berg der Basilika bestiegen haben. „Das brennt immer noch“, sagt er heute. So sehr, dass er vor 10 Jahren die Wallfahrt initiiert hat und sie bis heute anführt.

Von Weiler aus
Knappe fünf Stunden später, um Viertel vor fünf trifft sich eine Gruppe von gut 30 Leuten in Weiler. Die Wallfahrt nach Rankweil ist hier schon lange Tradition, ebenso das Rosenkranzgebet während des Gehens. „Wir kommen etwa auf drei Rosenkränze“, erzählt Pfarrer Kaspar Hammerer, der selbst jedes Jahr mitgeht. Heuer sind es gerade 30 Jahre. Die Messfeier um 6 Uhr und das anschließende Frühstück machen den Morgen zu einem besonderen.

Von Hohenems

Einen intensiven Morgen erlebt auch die Pilgergruppe, die ihren Weg um sechs Uhr in Hohenems beginnt. Es sind Frauen und Männer aus dem ganzen Land, vom Bregenzerwald bis ins Montafon, wobei die Oberländer erst in Altach zur Gruppe stoßen. Entstanden ist diese Route im Jahr 2008, als der Jakobsweg von Rankweil nach Einsiedeln offiziell erschlossen worden ist und damit den österreichischen mit dem schweizerischen Jakobsweg verbunden hat. Bis heute gibt es deshalb auch Pilgernde aus der Schweiz, die am 1. Mai frühmorgens über die Grenze herkommen.

Gemeinsame Aktion
. Mittlerweile wird die Aktion von mehreren Organisationen getragen. Vorarlberger Pilgerführer/innen, die KAB, die Volkshochschule Hohenems und die Katholische Kirche laden gemeinsam dazu ein. Groß ist deshalb auch die Zahl jener, die der Einladung folgen. Bis zu 120 Pilgernde ziehen über Götzis und Klaus nach Rankweil. Lässt es das Wetter zu, führt der Weg über den Fallenkobel durch die Örflaschlucht. „Das ist immer jene Strecke, bei der wir zum Schweigen einladen“, erzählt Werner Mathis, der die Aktion mit ins Leben gerufen hat und durchs Unterland führt.

Impulse. Immer wieder gibt es Haltepunkte, an denen Agnes Juen, diözesane Pilgerreferentin, spirituelle Impulse setzt und zum Nach- und Weiterdenken anregt. „Es gibt verschiedene Motive, hier teilzunehmen“, weiß Werner Mathis als erfahrener Pilgerführer. „Die einen tun es aus religiösen, die anderen aus sportlichen Gründen oder einfach, weil es ihnen etwas gibt.“ Deshalb teilt sich die Gruppe später auch auf und hinten geht jene Gruppe, die Rosenkranz beten möchte. So finden alle  Teilnehmenden jene Form des Pilgerns, die ihren Bedürfnissen entspricht.

Am Ziel. In Klaus ist Rast angesagt. Im Winzersaal dürfen die Beine ruhen, die Jugendlichen der Pfarre sorgen für Tee und Kaffee, die die Pilgernden stärken. Durch das Oberland führt dann Ernst Müller. Als Rankweiler kennt er die Sträßchen, die zum Liebfrauenberg führen bestens. Überhaupt ist die Gruppe bei den Pilgerführern in besten Händen, sie kommen gut und sicher ans Ziel. Dort feiern sie den 11-Uhr-Gottesdienst mit. „Höhepunkt ist sicherlich der Gang in die Gnadenkapelle, wo die ganz persönlichen Anliegen vor die Gottesmutter gebracht werden können und der abschließende Segen gespendet wird“, berichtet Christoph Volaucnik, der zu jenen gehört, die schon jahrelang mitgehen. Er wird wohl auch nächstes Jahr wieder mit dabei sein.