Seit Herbst 2017 gehen die sechs Pfarren in Bregenz in Sachen Firmung einen neuen Weg. Neu - weil die Pfarren ihn gemeinsam gehen. Dabei haben sie das Firmalter vereinheitlicht, in ganz Bregenz werden die Jugendlichen nun mit 17 Jahren gefirmt.
Bild: Der Patentag führte die Jugendlichen mit ihren Pat/innen zum Hochseilpark. Dort wurde ihnen bewusst, was Halt, Balance und Mut bedeuten.
Patricia Begle
„F 17“ heißt das Modell. Konzipiert wurde es vom stadtweiten Firmteam, das sich aus Mitgliedern jeder Pfarre zusammensetzt. Die sieben Frauen und Männer haben gemeinsam mit Daniel Ongaretto-Furxer, der als Jugendleiter für die Firmung zuständig ist, einen „Fahrplan“ erstellt, der den unterschiedlichen pfarrlichen Situationen gerecht wird. Denn während die Pfarren Herz Jesu und Mariahilf schon lange Zeit 17-Jährige firmen, erhöhen die anderen vier Pfarren jetzt das Firmalter. Das heißt, dass sie die nächsten vier Jahre keine Firmvorbereitung durchführen.
Für Jüngere
Stattdessen aber stellen sie Angebote für 12- bis 16-Jährige auf die Beine - sowohl auf Stadtebene als auch in den Pfarren. Die zwei Jugendtreffs - in Mariahilf und im Austriahaus - laden regelmäßig zu Veranstaltungen ein. Ein „Krimidinner“ steht dort am Programm oder ein „Casinoabend“. Stadtweit wurde zur Fackelwanderung eingeladen - und das Abseilen vom Kirchturm in St. Gallus ist wohl einer der Höhepunkte.
Für Firmlinge
Stadtweite und pfarrliche Angebote gehören auch zum Programm, das für die Firmkandidat/innen erstellt wurde. Vier gemeinsame Aktivitäten gab es dieses Jahr: der Startgottesdienst im Herbst, ein Treffen mit Bischof Benno mit anschließender Versöhnungsfeier, ein Patentag sowie der Besuch der FAQ - einer diözesanen Firmveranstaltung in St. Arbogast.
Die pfarrlichen Aktivitäten verschaffen Einblick in Sozialeinrichtungen oder bringen die Jugendlichen in Kontakt mit Menschen, die ihr Leben aus ihrem Glauben heraus gestalten. So besuchten die Firmlinge von Herz Jesu die Palliativstation und kamen mit einer Krankenschwester ins Gespräch. In Mariahilf hörten sie die Geschichte von Fahad, der wegen seines christlichen Glaubens aus Pakistan geflüchtet war. Natürlich gab es auch Aktionen, in denen die Gemeinschaft im Mittelpunkt stand. Zusammen kochen zum Beispiel. Oder eislaufen mit Jugendlichen aus dem Haus Said.
Entscheidend: die Bezugsperson
Die Pfarre Herz Jesu bringt sehr viel Erfahrung in den Prozess. Denn seit über zwanzig Jahren schon bietet sie Jugendlichen einen „langen“ Firmweg an - begleitet sie von 12 bis 17 Jahre. „Es läuft sehr gut“, weiß Elisabeth Metzler, die in der Pfarre das Firmteam leitet und auch Mitglied des stadtweiten Teams ist. Jedes Jahr finden sie Eltern, die die Jugendlichen begleiten und Aktionen organisieren - vom Waffeln backen übers Rorate gestalten bis hin zur Fahrradtour und Stadtbesuch in München. „Entscheidend ist die Bezugsperson für die jungen Leute“, erklärt die engagierte Ehrenamtliche. Gerade in einer Zeit, in der junge Menschen sich kaum auf Verbindlichkeiten einlassen. Deshalb sind die Bregenzer Pfarren dabei, solche Bezugspersonen zu finden.
Widerstand
Dass das Gemeinsame nicht immer leicht ist, zeigte sich beim Ort des Firmgottesdienstes. Da der Startgottesdienst in Herz Jesu gefeiert wurde, fiel die Wahl für die Firmung auf die Kirche in Mariahilf. Das löste Widerstand in Herz Jesu aus. „Unsere Firmlinge bauen über die Jahre so eine Beziehung zur Kirche und zur Pfarre auf, dass es für sie schwer ist, in eine fremde Kirche zu gehen“, erklärt Metzler. So hat die Pfarre beschlossen, an diesem Vormittag keinen Gottesdienst in Herz Jesu zu feiern. „Die Pfarrgemeinde soll nach Mariahilf. So wird es ein großes Fest.“
Der gemeinsame Firmweg steckt in Bregenz noch in den Kinderschuhen, erklärt Metzler. Veränderungen brauchen eben Zeit.
(aus dem KirchenBlatt Nr. 20 vom 17. Mai 2018)