Cover: Im Kreuzgang Andreas König:
Im Kreuzgang. Gedichte.
Verlag Ralf Schuster,
Passau 2018. 103 Seiten,
broschürt. € 14,-
Ralf Schuster Verlag

Der Psychotherapeut André van Wickeren hat unter dem Pseudonym Andreas König bereits mehrere Lyrikbände vorgelegt, etwa „Gespräche am Jakobsbrunnen“ und „Der alte König des Maronenhains“. Das KirchenBlatt hat in der Vergangenheit mehrmals Gedichte daraus veröffentlicht.
Nun hat der Autor im Passauer Ralf Schuster Verlag neue Gedichte unter dem Titel „Im Kreuzgang“ publiziert. Den Texten liegen Besuche von Orten, Kirchen und Kapellen in Süddeutschland und Tirol zugrunde sowie Ereignisse oder Begegnungen aus dem Leben des Autors. Der Stil der Texte ist im Vergleich zu den früheren Werken jedoch deutlich knapper, andeutender, aussparender. Das lässt dem Leser mehr Raum zum Innehalten und zum Atmen während der Lektüre - und ebenso auch mehr Raum für persönliche Interpretationen und Imaginationen.
Immer wieder entdeckt König auf seinen Streifzügen durch alte ­Gemäuer Details und reflektiert darauf. Über die Abbildung eines Fisches in einem Kapitell im ehemaligen Prämonstratenserstift Steingaden schreibt er:
„Fern / der Steuermann / an Gottes Kurs gefesselt
Die Luken / sind offen
Der Boden schwimmt
Langsam gehen / meine Schritte / ­unter
Der kleine Fisch / auf dem alten Kapitell / atmet freier“

In einer Kapelle in Kaufbeuren wiederum entdeckt er ein altes Kruzifix, in dessen Seitenwunde die Gläubigen früher kleine Bittbriefe gesteckt hatten. Und heute?
„Schon lange / kommt keine / Post mehr
Gottes / Briefkasten: Eine / offene / Wunde
Postkarten aus Folterland / schmücken die Wände
Blutzeugen grüßen / ihre blutarmen / Brüder“

Wie die anderen Bücher lädt auch dieses Werk ein, selbst die Orte zu besuchen, die König in seinem Texten bedenkt, nein: bedichtet. Das Buch ist gleichzeitig auch eine Einladung, für die eigenen Entdeckungen auf dem nächsten Spaziergang, dem nächsten Pilgerweg, der nächsten Wanderung selbst Worte zu finden. Vielleicht sogar lyrische.
Andreas König geht es dabei aber nicht nur um das Sehen, sondern auch ums Tun. So heißt es im Gedicht „Beten ist Handeln“:
„Den / nicht mehr / hindern, / der niemandes / Hindernis / ist. / Der sich nicht hilft.
Ihn / auf Händen tragen.“

Dietmar Steinmair