Das vorarlberg museum zeigt im Atrium eine sehenswerte Ausstellung zu den 14 Nothelfer/innen. Markus Hofer von der Fachstelle für Glaubensästhetik der katholischen Kirche Vorarlberg und Andreas Rudigier, Direktor des Museums, haben dazu ein sehr lesenswertes Buch geschrieben.

Wolfgang Ölz

Bei der Vernissage zur Ausstellung erzählte Markus Hofer, dass ihn eine Journalistin gefragt hatte, welcher der 14 Nothelfer nun denn gegen den aktuellen Virus Corona angerufen werden könnte. Der Theologe, Philosoph, Germanist und Kunsthistoriker Hofer hat darauf geantwortet, dass man, genau wie die Menschen im Spätmittealter, ja alle 14 Nothelfer/innen gleichzeitig anrufen könne. Erstens sei dann sicher der Richtige dabei, und zweitens rufe man damit eine ganze Truppe um Beistand an.

Acht Flügelaltäre.

Die Ausstellung „Die 14 Nothelfer“ versammelt in acht aufklappbaren Flügelaltären ein gutes Dutzend sakrale Darstellungen der Nothelfer/innen aus Vorarlberg. Die Schau lädt ein, die präsentierten Digitaldrucke, die die Künstlerin Sarah Schlatter stimmig mit Farben aus dem jeweiligen Bild umrahmt hat, an den Originalorten zu besuchen. Seien es nun Bildstöcke im Walgau, die Deckenbilder in den Pfarrkirchen von Bartholomäberg und Partenen oder die Altarbilder in Ludesch, Dalaas oder Tisis.
Die jeweiligen Flügelaltäre, die von den Besucher/innen auf- und zugeklappt werden können, beinhalten systematisch Wissenswertes über den betreffenden Nothelfer von A wie Achatius bis V wie Vitus. Die Rubriken Gedenktag, Wetterregel, Legende, Patron und Attribute erschließen den kulturhistorischen Zusammenhang.

Es hatte für die Menschen im 14. Jahrhundert wenig Bedeutung, ob die betreffenden Fürsprecher/innen je wirklich gelebt haben. Das Mittelalter hat den Mangel an historischen Fakten durch schaurige Details wettgemacht, die der modernen Science-Fiction Literatur als Vorlage dienen können. Je grausamer die Marter eines Glaubensbekenners, desto größer die Wirkung. Der Heilige Vitus überlebte das Bad in einem Kessel mit siedendem Öl und half etwa bei Feuergefahr oder für eine gute Ernte.  Je heldenhafter die Taten eines Heiligen, desto größer die Chance, bei Gott erhört zu werden. Die Nothelferin Margareta soll einen Drachen getötet haben und wurde von schwangeren Frauen um Beistand in der Geburtsstunde angerufen. Zeitweise verstarben im Mittelalter nämlich bis zu 40 Prozent der Wöchnerinnen an Kindbettfieber.

„Vernünftige“ Lösung

Was waren die Gründe dafür, dass Heilige in den Vordergrund und Christus selbst in den Hintergrund traten? Einmal liegt es daran, das Christus in der Spätantike kunsthistorisch gut nachweisbar an die Stelle des römischen Kaisers trat. Desweiteren lag es daran, dass die liturgischen Vollzüge im 4. und 5. Jahrhundert Elemente des oströmischen Palastrituals des kaiserlichen Hofes übernahmen. So konnten die Heiligen, zunächst vor allem die Märtyrer, quasi wie ein hoher Beamter am himmlischen Hof, zu hilfreichen Fürsprechern für die Menschen bei Gott werden. Im Mittelalter war es jedenfalls vernünftiger, zu den Nothelfern zu beten, als sich einem der überall lauernden Scharlatanen oder Quacksalbern auszuliefern, weil die ausgebildeten Ärzte ohnedies nur der gehobenen Bevölkerungsschicht zur Verfügung standen.
In einem eigenen Kapitel gehen Markus Hofer und Andreas Rudigier der Frage nach heutigen Nothelfern nach. Die Gesundheitsreligion und bestimmte esoterische Praktiken, so die Autoren, stehen der Irrationalität der Nothelfer/innen in nichts nach. Das Gebet zu den Nothelfer/innen, so Markus Hofer, sei kein Witz, kein Partysport, wenn, dann müsse man den Glauben daran leben. «

Ausstellung: Die 14 Nothelfer. Das himmlische Versicherungspaket.

Öffnungszeiten: Di bis So, 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 20 Uhr,
bis 24. Mai, Eintritt frei, Atrium vorarlberg museum, Kornmarktplatz 1, Bregenz.

Buch: Markus Hofer / Andreas Rudigier: Die vierzehn Nothelfer. Das himmlische Versicherungspaket. Tyrolia 2020. 192 Seiten, geb, € 25,95,-.

Vortrag: Markus Hofer / Andreas Rudigier: Die vierzehn Nothelfer, Do 19. März, 19 Uhr, Bildungshaus Batschuns, Götzis.

Bericht zur Ausstellung in Vorarlberg heute »

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 11 vom 12. März 2020)