Seit vier Jahren ist Roland Sommerauer als Pastoralassistent in Hohenems tätig. Kommenden Sonntag weiht ihn Bischof Benno zum Diakon. Was dieses Amt und die damit verbundenen Aufgaben für ihn bedeuten, erzählt der gebürtige Steirer im KirchenBlatt-Interview.

Das Interview führte Patricia Begle

Roland, du stehst kurz vor der Weihe. Was bedeutet sie für dich, wie würdest du diese Handlung erklären?
Roland Sommerauer: Die Weihe ist für mich eine Form von verbindlichem Versprechen, in dem ich das Ja zu Gott , zu meinem Glauben und zur Kirche öffentlich ausdrücke, das schon lange in mir da ist. Dieses Ja ist auch eine Form der Dankbarkeit, dass ich daran glaube und es erlebt habe, dass Gott mitten in meinem Leben da ist.

Was hat dich dazu bewegt, dieses Amt zu wählen?
Sommerauer: Was mich am kirchlichen Leben am meisten anspricht, das sind jene Momente, an denen wir ganz nah am Leben dran sind. Eine für mich stimmige Bedeutung des Amtes als „Diakon“ ist „Diener des Lebens.“ Das Leben mit dem Glauben zu verbinden wird eine Herausforderung unseres Dienstes an den Menschen, die uns in der Kirche begegnen, bleiben.

Worin siehst du derzeit die größte Herausforderung für die Kirche?
Sommerauer: Dass wir die Sprache der Menschen sprechen, ihre Themen aufnehmen, ihre Freuden und Hoffnungen teilen. Dass wir als Kirche sozusagen an den Schauplätzen des Lebens präsent sind. „Präsent“ hat für mich dabei einen doppelten Sinn: einmal möchte ich für die Menschen einfach da sein. Zum anderen möchte ich ihnen das Geschenk des Glaubens weitergeben.

Was sind solche Schauplätze für dich?
Sommerauer: Ich bin regelmäßig am Donnerstag beim Markt in Hohenems, ich treffe Leute am Fußballplatz oder in der Schule meiner Kinder. Für mich ist das eine große Chance, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Und ich versuche, liturgische Feiern in die Stadt zu bringen - der Kreuzweg durch die Stadt am Karfreitag ist ein Beispiel dafür oder der „Spirituelle Visitationsgang“ den wir am kommenden Sonntag mit Bischof Benno durch Hohenems machen.
Eine Möglichkeit am Schauplatz des Lebens präsent zu sein erlebe ich auch bei Beerdigungen. Als Diakon werde ich dann die Möglichkeit haben, nicht nur in traurigen Situationen da zu sein, sondern auch in fröhlicheren - wie Taufen oder Hochzeiten und bei vielen anderen persönlichen Anlässen, in denen wir das Leben feiern - ich denke da an die Schwangerensegnung, an Haussegnungen und vieles mehr.

Gerade bei so persönlichen Feiern kommt es vor, dass die Beteiligten besondere Wünsche mitbringen - seien dies Lieder oder Texte oder andere Elemente. Wie erlebst du das? Gibt es da Grenzen für dich?
Sommerauer: Ich mache die Erfahrung, dass die Leute da ein gutes Gespür haben. Beim Trauergespräch überlege ich mit den Angehörigen gemeinsam eine passende Form. Ich schaue mir die Texte der Lieder an, knüpfe daran an, ich setze sozusagen den spirituellen Rahmen. Persönliche Gegenstände sind mir wichtig. Wir hatten schon einmal eine Harley in der Kirche. Als ein Freund des Verstorbenen diese am Ende der Feier aus dem Kirchenraum hinausgeschoben hat, war es völlig still in der Kirche, eine total dichte Atmosphäre.

Gibt es auch Themen, die in dir Zweifel an deiner Entscheidung zum Diakonat aufkommen ließen?
Sommerauer: Ja, die Frauenfrage war ein solches - wegen ihr habe ich lange überlegt. Ich habe selbst einmal die Erfahrung gemacht, von der Kirche abgelehnt zu werden. Da war ich nahe dran an jener Kränkung, die Frauen erleben, weil sie ausgeschlossen sind. Ich möchte diese Kränkung nicht schönreden. Gleichzeitig macht mir das ständige Diakonat Hoffnung und das Diakonat der Frau sowie die Weihe von verheirateten Männern sind für mich Wege, die in diese Richtung weitergehen.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 36 vom 5. September 2019)