5. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr B, 2. Mai 2021

Wort zum Sonntag von Franz Kogler

Paulus hieß mit jüdischem Namen Saulus. Er hatte zunächst die Christen mit aller Härte verfolgt. Seit seiner Begegnung mit dem auferweckten Christus hat sich aber alles verändert:

1. Lesung

Apostelgeschichte 9,26–31

In jenen Tagen, als Saulus nach Jerusalem kam, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen. Aber alle fürchteten sich vor ihm, weil sie nicht glaubten, dass er ein Jünger war. Barnabas jedoch nahm sich seiner an und brachte ihn zu den Aposteln. Er berichtete ihnen, wie Saulus auf dem Weg den Herrn gesehen habe und dass dieser zu ihm gesprochen habe und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu aufgetreten sei. So ging er bei ihnen in Jerusalem ein und aus, trat freimütig im Namen des Herrn auf und führte auch Streitgespräche mit den Hellenisten. Diese aber planten, ihn zu töten. Als die Brüder das erkannten, brachten sie ihn nach Cäsarea hinab und schickten ihn von dort nach Tarsus.
Die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samarien hatte nun Frieden; sie wurde gefestigt und lebte in der Furcht des Herrn. Und sie wuchs durch die Hilfe des Heiligen Geistes.

Die Liebe „in Tat und Wahrheit“ ist das stets wiederkehrende große Thema des 1. Johannesbriefes, wovon der Schreiber offensichtlich zutiefst erfüllt ist:

2. Lesung

1. Johannesbrief 3,18–24

Meine Kinder, wir wollen nicht mit Wort und Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit. Und daran werden wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind. Und wir werden vor ihm unser Herz überzeugen, dass, wenn unser Herz uns verurteilt, Gott größer ist als unser Herz und alles weiß.
Geliebte, wenn das Herz uns aber nicht verurteilt, haben wir gegenüber Gott Zuversicht; und alles, was wir erbitten, empfangen wir von ihm, weil wir seine Gebote halten und tun, was ihm gefällt.
Und das ist sein Gebot: Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben gemäß dem Gebot, das er uns gegeben hat. Wer seine Gebote hält, bleibt in Gott und Gott in ihm. Und daran erkennen wir, dass er in uns bleibt: an dem Geist, den er uns gegeben hat.

Schon im Alten Testament ist der Weinstock ein Symbol für das Volk Gottes. Gott selbst sorgt sich mit aller Kraft und Zuneigung um diesen Weinstock, um sein eigenes Volk:

Evangelium

Johannesevangelium 15,1–8

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.
Ihr seid schon rein kraft des Wortes, das ich zu euch gesagt habe. Bleibt in mir und ich bleibe in euch. Wie die Rebe aus sich keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie am Weinstock bleibt, so auch ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt.
Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer und sie verbrennen.
Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, dann bittet um alles, was ihr wollt: Ihr werdet es erhalten. Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.

 

Wort zum Sonntag

Pfr. Georg NigschFranz Kogler leitet seit 30 Jahren das Bibelwerk der Diözese Linz, wo er mit seinem Team versucht, vielen Menschen einen lebendigen Zugang zur Bibel schmackhaft zu machen. Den Autor erreichen Sie unter

Wort zur 1. Lesung

In der Apostelgeschichte wird uns die große Veränderung des Paulus erzählt. Zunächst war er dabei, als Stephanus gesteinigt wurde. Stephanus war der wortgewaltige Sprecher des von den Aposteln beauftragten Siebenergremiums. Dieses hatte die Leitung jener Christen übernommen, die aus der Diaspora – also aus dem Ausland – nach Jerusalem gekommen waren. Sie sprachen Griechisch und wurden daher auch Hellenisten genannt.
Josef, ein Levit aus Zypern, der den Beinamen „Barnabas“ – Sohn des Trostes – trägt, tritt als Vermittler auf. Dadurch gelingt es, Paulus in die junge Gemeinde von Jerusalem einzubinden. Auch wenn Paulus durch seine Begegnung mit dem Auferstandenen auf seinem Weg nach Damaskus nun selbst zu einem Anhänger Jesu geworden ist, gibt es vor allem von den Hellenisten große Vorbehalte gegen ihn.

Was Paulus zunächst so intensiv bekämpft hat, nämlich die Ausbreitung des Glaubens an den auferstandenen Jesus Christus, das setzt er nun selbst fort. Damit ist die große Wende hinaus in die damalige Welt eingeläutet: Aus dem Verfolger wird der missionarische Verkündiger.
Als letztes Wort greift die Lesung den zentralen Gedanken der ganzen Apostelgeschichte auf: Es ist der Heilige Geist, der alles bewirkt. Es geht gerade nicht um das Wirken des Paulus oder eines anderen Missionars. Vielmehr ist es der Geist, der alles bewirkt. Am Schluss der Apostelgeschichte geht das Wirken des Geistes sogar bis nach Rom und von dort aus ungehindert weiter bis an die Grenzen der Erde – bis zu uns, damit dieser Geist in und durch uns wirkt. Und zwar mit allem Freimut.

Zum Weiterdenken
Freimütig auftreten – ohne Wenn und Aber. Das wird Paulus nachgesagt. Die Sehnsucht, diesen Mut zu erleben und sich davon anstecken zu lassen, brennt auch heute noch in vielen. (M)eine Gebetsanregung: Wachsen mit der Hilfe des Geistes.

 

Von dir kommt mein Lobpreis in großer Versammlung,
ich erfülle mein Gelübde vor denen, die Gott fürchten.
Die Armen sollen essen und sich sättigen;
den HERRN sollen loben, die ihn suchen.
Aufleben soll euer Herz für immer.
Alle Enden der Erde sollen daran denken und sich zum HERRN bekehren:
Vor dir sollen sich niederwerfen alle Stämme der Nationen.
Es aßen und warfen sich nieder alle Mächtigen der Erde.
Alle, die in den Staub gesunken sind, sollen vor ihm sich beugen.
Nachkommen werden ihm dienen.
Vom HERRN wird man dem Geschlecht erzählen, das kommen wird.
Seine Heilstat verkündet man einem Volk, das noch geboren wird:
Ja, er hat es getan.

Antwortpsalm (aus Psalm 22)

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 17 vom 29. April 2021)