Der Kristberger Flügelaltar kehrt für kurze Zeit in die St. Agatha-Kapelle zurück, wo er über Jahrhunderte stand. Das Kleinod spätmittelalterlicher Kunst war Anfang des 20. Jahrhunderts außer Landes gekommen und konnte erst Ende 2015 vom vorarlberg museum wieder angekauft werden. Inzwischen restauriert, ist der Altar bis Ende September am Kristberg zu sehen.

Dietmar Steinmair

Der Flügelaltar wurde 1478 in einer Memminger Werkstätte für die damals neu errichtete Kirche in Silbertal hergestellt. Eine Beschriftung auf der Rückseite zeigt nämlich seine Bestimmung für „Silberberg“, dem alten Namen von Silbertal. Die Altarweihe im selben Jahr nennt jene Heiligen, die im Schrein zu sehen sind: Matthäus, Georg und Wolfgang. Die Verbindung des Tales zum Bergbau zeigt sich auch an der Darstellung eines mittelalterlichen Bergmanns auf der Rückseite der Altarflügel.
Nach dem Bau der Kristberger Kirche 1507 kam der Altar dorthin. Ob in diesem  Jahr oder erst während der Barockisierung im 17. bis 18. Jahrhundert, ist unklar, ebenso wie seine weitere Geschichte. In der Beschreibung der Kirche 1879 durch den Konservator Samuel Jenny wird der Altar nämlich nicht (mehr) erwähnt. Sicher ist jedoch, dass er 1887 auf der Vorarlberger Landesausstellung in Bregenz gezeigt und im „Innsbrucker Tagblatt“ besonders erwähnt wurde. Der Altar kam dann allerdings nicht mehr zurück auf den Kristberg, sondern wurde in Schruns eingestellt.

Der Altar verlässt Vorarlberg.

1902 verkaufte der Pfarrer von Silbertal den Altar nach Innsbruck (um 400 bis 600 Kronen), um mit dem Erlös zum Mindern der Schulden für die zehn Jahre zuvor neu gebaute Silbertaler Kirche beizutragen. 1909 erfolgte ein Weiterverkauf des Altars innerhalb Tirols, dann nach Graz. Bereits in diesen Jahren gab es Bemühungen von Denkmalschützern, den Altar ins Silbertal zurückzubringen. 1911 ging der Altar in deutschen Privatbesitz. Hannover, Stuttgart und München waren seine weiteren Standorte. Zweimal - 1963 und 1978 - wurde der Altar bei Auktionen angeboten, zweimal bemühte sich das Land Vorarlberg erfolglos um einen Rückkauf. Er blieb in Privatbesitz.
Vor vier Jahren war es aber dann soweit. Am 1. Dezember 2015 wurde der Altar in einem Münchner Aktionshaus wieder ausgerufen. Das vorarlberg museum konnte das Werk mithilfe von Rücklagen und Silbertaler Unterstützung um 80.000 Euro nach Vorarlberg zurückholen und umgehend konservieren und restaurieren lassen. Ab kommenden Sonntag ist der Altar nun wieder am Kristberg zu sehen.

Zweiter Georg.

Zwischen 1963 und 1978 wurde übrigens die Mittelfigur des hl. Georg ausgetauscht. Die Figur, die heute im Altarschrein steht, stammt zwar auch aus derselben Zeit und ist vom Stil her ähnlich, allerdings nicht ganz so zart und elegant wie der originale Heilige und auch um eine Spur zu groß für den Altar. Das Original wurde im Mai 2019 auf einer Auktion angeboten, überstieg mit einem Zuschlagspreis von 28.000 Euro aber die Mittel des vorarlberg museums, wie auf Nachfrage in Bregenz zu erfahren war. Die Anfrage des Museums bezüglich einer Leihgabe blieb bislang unbeantwortet. «

Ausstellung

  • Eröffnung der Ausstellung am So 25. August. 10 Uhr: Messe in der Kapelle St. Agatha; 11 Uhr: Feier anlässlich der Rückkehr des Altars; 14 Uhr: Führung mit Alt-Bürgermeister Willi Säly und Andreas Rudigier, Direktor des vorarlberg museum.
  • Besichtigung: 25. August bis 29. September; Mi, Sa und So, jeweils 15 bis 17 Uhr.

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 34 vom 22. August 2019)