Es gäbe zu tun, aber Maria lässt die Arbeit liegen. Und auch Abraham lässt alles stehen und liegen, weil Gäste kommen. Sie sind wichtiger als die Arbeit – oder auch nur der Mittagsschlaf.

16. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr C, 21. Juli 2019
Wort zum Sonntag von Fabian Drack

Evangelium

Lukas 10,38–42
In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

1. Lesung

Genesis 18,1–10a
In jenen Tagen erschien der Herr Abraham bei den Eichen von Mamre, während er bei der Hitze des Tages am Eingang des Zeltes saß. Er erhob seine Augen und schaute auf, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Als er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte: Mein Herr, wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, geh doch nicht an deinem Knecht vorüber! Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen Brot holen, dann könnt ihr euer Herz stärken, danach mögt ihr weiterziehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten: Tu, wie du gesagt hast! Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Knete es und backe Brotfladen! Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Knecht, der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er selbst wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie aßen. Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da sprach er: In einem Jahr komme ich wieder zu dir. Siehe, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.

2. Lesung

Kolosser 1,24–28
Schwestern und Brüder, ich freue mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist. Ihr Diener bin ich geworden gemäß dem Heilsplan Gottes, um an euch das Wort Gottes zu erfüllen. Er ist jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war – jetzt aber seinen Heiligen offenbart wurde. Ihnen wollte Gott kundtun, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Völkern ist: Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit. Ihn verkünden wir; wir ermahnen jeden Menschen und belehren jeden Menschen in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen vollkommen darstellen in Christus.

WORT ZUM SONNTAG

Fabian Drack

Fabian Drack ist Pastoralassistent in Traun. Den Autor erreichen Sie unter

Tu es

„Fabian, Fabian, du machst dir viele Sorgen und Mühen.“ Nach ein paar sowohl beruflich als auch privat sehr intensiven Wochen und Monaten trifft mich diese Aussage Jesu scheinbar genau zur richtigen Zeit. Die Worte Jesu im Evangelium gelten hier nicht nur Marta, sie gelten uns allen, sie gelten mir persönlich.
Unser Tun, auch im kirchlichen Dienst, ist immer mehr geprägt von noch mehr, noch schneller, noch professioneller, noch attraktiver. Unsere Angebote sollen mehr Menschen ansprechen, wobei der gewünschte Effekt doch meistens ausbleibt.
Da ist es schon eine große Herausforderung, dass Jesus uns eigentlich wieder auf das Wesentliche verweist, das wir gerne auch übersehen oder sogar vergessen.
Ich denke oft für mich selbst, ob es nicht hilfreicher wäre, sich einfach einmal Zeit zu nehmen, sich hinzusetzen, nachzulesen, nachzudenken, was die Botschaft Jesu für mich bedeuten kann und was sie eigentlich von mir möchte. Vielleicht übersehen wir ja in unserer Geschäftigkeit so manches Hilfreiche und Wegweisende, das uns erst in der Stille, im Hören auf Gottes Wort und einem Nachsinnen darüber viel klarer wird.
Der heilige Benedikt schreibt in seiner Regel: „Hört man das Zeichen zum Gottesdienst, lege man sofort alles aus der Hand.“ Frei nach dieser Weisung versuche ich ganz bewusst, mir jeden Tag ein paar Minuten Zeit zum Ruhigwerden und Nachdenken zu nehmen. Sobald ich die Glocken unserer Kirche läuten höre, vor allem zu Mittag, lasse ich das, was ich gerade tue, ruhen und höre einfach nur im Stillen auf ihren Klang. Zugegeben: Immer gelingt es mir nicht, aber wenn ich es schaffe, dann tut es mir unheimlich gut und lässt mich in der Unruhe des Arbeitsalltags zumindest für ein paar Minuten durchatmen.

Zum Weiterdenken

Ich nehme bewusst das Läuten der Glocken wahr und lasse sogleich alles liegen, was mich gerade beschäftigt.

 

Der makellos lebt und das Rechte tut,
der von Herzen die Wahrheit sagt,
der mit seiner Zunge nicht verleumdet hat,
der seinem Nächsten nichts Böses tat  
und keine Schmach auf seinen Nachbarn gehäuft hat.
Der Verworfene ist in seinen Augen verachtet,  
aber die den Herrn fürchten, hält er in Ehren.  
Er wird nicht ändern, was er zum eigenen Schaden geschworen hat.
Sein Geld hat er nicht auf Wucher verliehen  
und gegen den Schuldlosen nahm er keine Bestechung an.
Wer das tut,
der wird niemals wanken.

Aus dem Antwortpsalm (Psalm 15)

(Aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 29 vom 18. Juli 2019)