Stellen Sie sich vor, in Österreichs Kirchen würde zu Erntedank eine Million Tonnen Lebensmittel vor den Altar gelegt. Unvorstellbar? Genau diese Menge landet allein in Österreich jährlich im Müll, obwohl sie noch genießbar wäre. Unvorstellbar.

Rund ein Drittel aller Lebensmittel wird verschwendet. Weltweit. Eine Tatsache, die sich vor allem auch auf das Klima auswirkt: wäre Lebensmittelverschwendung ein Land, wäre es nach China und den USA nämlich der drittgrößte Verursacher von Treibhausgasen. Den moralischen Zeigefinger können die Vorarlberger/innen sich sparen, denn auch sie werfen jedes Jahr pro Kopf rund elf Kilogramm Lebensmittel weg. Oder eben auch 45 Millionen Euro.

Die App für Lebensmittelrettung

Ein Trend, den viele so nicht (mehr) hinnehmen wollen und kreativ wurden. „Too good to go“ - also „zu gut zum Wegwerfen“ heißt etwa eine App, mit der man per Handy Lebensmittel retten kann. Die Idee ist einfach: Gastronomische Betriebe haben am Ende des Tages überschüssige Lebensmittel, die nicht verkauft werden können, aber noch vollkommen genießbar sind. Diese Produkte kommen in ein „Überraschungssackerl“, das per App erstanden und während eines vereinbarten Zeitfensters direkt beim Betrieb abgeholt werden kann. Und zwar zu einem Drittel des Originalpreises. Als zwölftes Land startete „Too good to go“ vor einem Jahr auch in Österreich - seit Juni 2020 ist Vorarlberg mit an Bord. 416.065 Mahlzeiten konnten in Österreich so bereits gerettet werden.
www.toogoodtogo.at

Offene Kühlschränke

Wer Lebensmittel lieber „offline“ rettet, kann die Offenen Kühlschränke in Dornbirn, Feldkirch und Götzis nutzen. Unter dem Motto „Nimm und bring“ ist jede/r eingeladen, Ernteüberschüsse, Eingekochtes sowie anderes frisches und genießbares Essen zum Kühlschrank zu bringen oder mitzunehmen - auch wenn das Ablaufdatum vielleicht schon erreicht ist. Verboten sind lediglich rohes Fleisch, Fisch, angebrochene Packungen und Lebensmittel, die offensichtlich schon verdorben sind. Mit einem Regal für Waren, die nicht in den Kühlschrank müssen, wird das Angebot komplettiert. Seit Oktober 2018 „läuft“ der Kühlschrank bei der Stadtbibliothek Dornbirn - mittlerweile gibt es auch beim Familienzentrum Treffpunkt an der Ach in Dornbirn, beim Mobilpunkt in Feldkirch und beim KAB Treff in Götzis Nachahmer-Kühlschränke.

_Stadtbibliothek Dornbirn: Dienstag bis Freitag, 10 bis 18 Uhr; Samstag 10 bis 16 Uhr
_Familienzentrum Treffpunkt an der Ach, Dornbirn: Montag bis Freitag, 7 bis 19 Uhr; Samstag und Sonntag, 8 bis 12 Uhr
_Mobilpunkt Feldkirch: Montag bis Freitag, 7.30 bis 18 Uhr
_KAB Treff, Götzis: Montag bis Donnerstag, 8.30 bis 12 Uhr
www.offener-kuehlschrank.at

Brot von gestern - Gutes von gestern

Eine zweite Chance bietet die Bäckerei Mangold ihrem „Brot von gestern“. Seit Jänner wird das Restbrot aus den 11 Filialen nämlich nicht nur abgeholt und unterschiedlichen Institutionen zur Verfügung gestellt, sondern auch in einer speziellen Filiale in Dornbirn Hatlerdorf erneut zum Verkauf angeboten. Man habe auch in der Vergangenheit den größten Teil des Altbrotes sinnvoll weiterverwertet, mit „Gutes von gestern zum halben Preis“ werde aber nochmals ein Zeichen gesetzt, so Mangold.
Mangold, Hatlerstraße 70, Dornbirn: Dienstag bis Samstag, 8.30 bis 12.30 Uhr

Genuss Box

Ein Zeichen setzen kann man auch mit der „Genuss Box“. Statt Essen wegzuwerfen, bieten viele Gastronomiebetriebe den Gästen nämlich an, ihr Essen mit dem  „praktischen Mitnahme-Behältnis für späteren Essensverzehr“ mit nach Hause zu nehmen. Ein Erfolgskonzept, das seit Ende 2017 mehr als 133.000 Essen in Vorarlberg vor der Tonne gerettet hat.