16. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr B, 18. Juli 2021

Wort zum Sonntag von Hans Rapp

Der Prophet Jeremia macht die alten Eliten Judäas für den Verlust des Landes verantwortlich. Ein Wort Gottes verheißt einen gerechten Herrscher aus der Familie Davids.

1. Lesung

Jeremia 23,1-6

Weh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen – Spruch des Herrn. Darum – so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Schafe zerstreut und sie versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert. Jetzt kümmere ich mich bei euch um die Bosheit eurer Taten – Spruch des Herrn. Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe. Ich bringe sie zurück auf ihre Weide und sie werden fruchtbar sein und sich vermehren. Ich werde für sie Hirten erwecken, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren gehen – Spruch des Herrn. Siehe, Tage kommen – Spruch des Herrn –, da werde ich für David einen gerechten Spross erwecken. Er wird als König herrschen und weise handeln und Recht und Gerechtigkeit üben im Land. In seinen Tagen wird Juda gerettet werden, Israel kann in Sicherheit wohnen. Man wird ihm den Namen geben: Der Herr ist unsere Gerechtigkeit.

Der Epheserbrief entwickelt eine Vision eines neuen Miteinanders von Juden und Nichtjuden. Beide haben Zugang zu Gott. Der Gott Israels ist der Vater aller Menschen.

2. Lesung

1. Epheserbrief 2,13-18

Schwestern und Brüder! Jetzt seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, in Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile – Juden und Heiden – und riss die trennende Wand der Feindschaft in seinem Fleisch nieder. Er hob das Gesetz mit seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in sich zu einem neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. Denn durch ihn haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater.

Viele Menschen fühlen sich in Galiläa von der Person Jesu angezogen: Dieses Interesse bringt Jesus und seine Jünger an ihre Grenzen. Das Mitgefühl Jesu ist jedoch größer.

Evangelium

Markusevangelium 6,30-34

In jener Zeit versammelten sich die Apostel, die Jesus ausgesandt hatte, wieder bei ihm und berichteten ihm alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sagte er zu ihnen: Kommt mit an einen einsamen Ort, wo wir allein sind, und ruht ein wenig aus! Denn sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen, so zahlreich waren die Leute, die kamen und gingen. Sie fuhren also mit dem Boot in eine einsame Gegend, um allein zu sein. Aber man sah sie abfahren und viele erfuhren davon; sie liefen zu Fuß aus allen Städten dorthin und kamen noch vor ihnen an. Als er ausstieg, sah er die vielen Menschen und hatte Mitleid mit ihnen; denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er lehrte sie lange.

Wort zum Sonntag

Pfr. Georg NigschDr. Hans Rapp MSc
ist Bibelwissenschafter. Er leitet das Team Entwicklung und ist Referent für interreligiösen Dialog der Katholischen Kirche Vorarlberg. Den Autor erreichen Sie unter

Wort zur 2. Lesung

Das Verhältnis des neuen Christusglaubens zum traditionellen Judentum war für den Apostel Paulus ein wichtiges Thema. Mussten Menschen, die an Christus glaubten, auch Juden sein? Mussten sie alle Gebote des damaligen Judentums halten? Wie Paulus war auch die Verfasserin oder der Verfasser des Epheserbriefes davon überzeugt, dass mit dem Tod und der Auferstehung Jesu eine ganz neue Zeit angebrochen war. Es sollte nun keine Unterscheidung mehr zwischen Juden und Nichtjuden geben. Der Gott Israels hatte mit diesem Geschehen alle Menschen zu sich gerufen. Alle haben den gleichen Zugang zu Gott.
Der Epheserbrief bezeichnet die Juden mit dem Wort „die Nahen“. Die Nichtjuden sind für ihn die „Fernen“. Die Menschen, die der Einladung Gottes folgen, bildeten fortan eine Gemeinschaft neuer Menschen. Der Epheserbrief verwendet für diese neue Gemeinschaft das Bild des Körpers. Die Feindschaft zwischen Juden und Nichtjuden sollte der Vergangenheit angehören. Jesus war gekommen, um beiden den Frieden zu bringen. In der weiteren Geschichte hat sich das Verhältnis von Juden und Christen nur allzu oft in eine Feindschaft verwandelt. Viele christliche Theologen haben den Juden nicht verziehen, dass sie Christus nicht als den Messias anerkannten und selbst Christen wurden. Über die Jahrhunderte hat sich in den Kirchen eine tiefsitzende Judenfeindschaft entwickelt. Deshalb ist die Botschaft des Epheserbriefes so wichtig: Jesus hat den Frieden gebracht und nicht die Feindschaft. Für Judenfeindschaft ist im Glauben der Christen kein Platz!

Zum Weiterdenken
Jesus hat in der neuen Gemeinschaft der Kirche Frieden gestiftet zwischen christusgläubigen Juden und Nichtjuden. Sie stehen darin beide auf gleicher Stufe. Was könnte das für die Gestaltung des Verhältnisses der Kirche zum Judentum heute bedeuten?

Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen
und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Meine Lebenskraft bringt er zurück.
Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit,
getreu seinem Namen.
Auch wenn ich gehe im finsteren Tal,
ich fürchte kein Unheil;
denn du bist bei mir,
dein Stock und dein Stab, sie trösten mich.
Du deckst mir den Tisch
vor den Augen meiner Feinde.
Du hast mein Haupt mit Öl gesalbt,
übervoll ist mein Becher.
Ja, Güte und Huld
werden mir folgen mein Leben lang
und heimkehren werde ich ins Haus des Herrn
für lange Zeiten.

Antwortpsalm (aus Psalm 23)

(aus dem Vorarlberger KirchenBlatt Nr. 28 vom 15. Juli 2021)