Er zählt sicher zu den sperrigeren Seligen - Franz Jägerstätter, der Mesner und Landwirt aus St. Radegund, der im NS-Regime den Wehrdienst aufgrund seines Glaubens verweigerte. Regisseurin Brigitta Soraperra bringt diesen Helden auf die Theaterbühne und mit ihm 50 Schauspieler/innen und Sänger/innen.

Veronika Fehle

Theater am Kirchplatz, geht das? Ja, das geht. Das hat sogar Tradition - nicht nur in Rankweil, man denke nur an den Salzburger „Jedermann“ vor  den imposanten Domportalen. Nun, den „Jedermann“ hatte man ja schon in Rankweil. Deshalb wird es in diesem Sommer nun Zeit für einen anderen kritischen Helden.

Den Verführern widerstehen
Denn zugegeben: Die Vorarlberger Regisseurin Brigitta Soraperra hat sich mit Felix Mitterers „Jägerstätter“ keinen leichten Stoff für ein Freilufttheater ausgesucht, aber einen wichtigen. „Ich musste einfach zusagen,“ erklärt sie, „mir ist das Stück in Zeiten wie diesen, in denen Menschen weltweit wieder vermeintlichen Heilsbringern verfallen und demokratische Werte und Menschlichkeit mit Füßen getreten werden, ein Herzensanliegen. Franz Jägerstätters Gewissensentscheidung stelltzwar bei weitem kein Einzelschicksal dar, aber er steht wie kaum ein anderer für Hoffnung und die Fähigkeit der Menschen, populistischen Verführungen zu widerstehen – auch wenn der Preis dafür hoch ist.“

Bis ins letzte Detail
Mit diesem Enthusiasmus für das Stück und seine Geschichte hat Soraperra dann auch gleich zahlreiche Mitstreiter/innen anstecken können. Rund 50 Schauspieler/innen und Sänger/innen aus ganz Vorarlberg und dem angrenzenden Liechtenstein sitzen seit Monaten über den Textzeilen, üben sich in ihre Rollen ein, verinnerlichen jede kleine Anweisung der künstlerischen Leitung. Mit Ursula Sabatin (Choreographie), Arno Oehri (Musik) und Michael Fliri (Chor) kann man in Rankweil auf Profis zurückgreifen. Und alle feilen sie an den Szenen, bis Bewegungen, Gesang, Ausdruck und Musik perfekt aufeinander abgestimmt sind und jedes Detail ins andere greift. 

So auch an jenen Intensivwochenenden im Rankweiler Vereinshaus. Nach sechs Stunden Probenarbeit ist da von Ermüdungserscheinungen noch keine Spur. Wie elektrisiert arbeiten alle an den Szenen. „Wir wollen einfach, dass es gut wird“, sind sich  alle Akteure einig. Und gut wird es. Die 10-jährige Olivia ist vielleicht das beste Beispiel für das Engagement, das hinter dem gesamten Projekt steht. Aus Höchst fährt sie zuverlässig zu jeder einzelnen Probe nach Rankweil, lässt die Freizeit Freizeit sein und probt. Das will schon was heißen. 

Es darf auch gelacht werden
Den Jägerstätter selbst mimt übrigens Sepp Gröfler. Hauptberuflich leitet er die Telefonseelsorge Vorarlberg. Aber auch der Humor ist ihm als Kabarettist nicht fremd. Für beides sorgt Sepp Gröfler bei den Proben, für den nötigen Ernst aber auch für den Witz zwischendurch. Auch das tut gut, den Proben wie den Schauspieler/innen und Sänger/innen, die so ihre Anspannung einfach auch einmal weglachen können. Als nächstes steht nun der Bühnenbau an, die ersten Kostüme haben auch bereits Bekanntschaft mit Nadel und Faden geschlossen und die Jagd auf die letzten noch fehlenden Requisiten hat ebenfalls begonnen. Und geprobt wird natürlich auch weiterhin – intensiv, gemeinsam und begeistert. 

„Jägerstätter“ in Rankweil:

die Premiere findet am 18. August, 20.30 Uhr, auf dem Platz vor der Basilika Rankweil statt.
Weitere Vorstellungen bis 27. August. 

Kartenvorverkauf:
Rathaus Rankweil, Musikladen Rankweil, Elektro Tschanett Rankweil, Volksbank Vorarlberg.
Mehr Fotos von den Proben und dem Bühnenaufbau: www.instagram.com/basilikarankweil