Jesus hat für alle Menschen gelebt und ist für alle gestorben. So augenfällig wird das selten dargestellt wie bei den Passionsspielen in Erl. 650 Frauen, Männer und Kinder werden das Stück auf die Bühne bringen. Zum 400. Jubiläum präsentiert sich die Passion rundum erneuert durch Künstler wie Felix Mitterer und Regisseur Markus Plattner.

Walter Hölbung

„Meine Arbeit ist vorbei, jetzt kann ich zuschauen.“ So kommentierte Felix Mitterer Ende Jänner den Stand der Dinge. Denn der Dramatiker hat den Text für die Passionsspiele Erl bereits lange abgeliefert. Was er den Erlern vorgelegt hat, ist eine Passion, die auf der Höhe der Zeit angekommen ist. Mitterer hat nach eigenen Worten „die Frauen in die Mitte geholt, mit dem Antisemitismus aufgeräumt und die Botschaft von der Liebe herausgearbeitet“. Leicht sei es ihm nicht von der Hand gegangen, die „für die Christen bekannteste und wichtigste Geschichte aller Zeiten“ zu schreiben, sagt er. Aber die Arbeit für die Passionsspiele zähle zu den Höhepunkten seines Schaffens für die Volksbühne. Auch Salzburgs Erzbischof Alois Kothgasser zeigte sich von Mitterers Textfassung und vom „menschennahen“ Konzept der Passionsspiele beeindruckt.

Glaubhafte Emotion
Wer noch immer mitten drin steckt in der Arbeit, ist der junge Tiroler Regisseur Markus Plattner. Sechs mal in der Woche lädt er mehr als 500 Protagonisten zur Probe, ein kaum vorstellbarer logistischer Aufwand. Auch ihm kommt nur Lob über Mitterers Textvorlage über die Lippen: „Ich bin beeindruckt von dem Stück, weil es vor lauter Liebe nur so strotzt.“ Beeindruckt ist Plattner auch von der Disziplin der Laiendarsteller auf der Bühne. Das Spiel und die Darstellung einer bestimmten Figur sei für die Menschen ein sehr „intimer Prozess. Die Menschen sind über Jahre hinweg die Figur, die sie spielen“, so Plattner. Und so gelinge es ihnen, dass sich „die Worte der Textvorlage mit den eigenen Emotionen verbinden“. Das führe letztlich zu jenem Effekt, der der Grund des ganzen Theaters ist: „Dass wir herunten (die Zuschauer), das glauben, was da oben auf der Bühne geschieht.“ Unterstützt wird die Dramaturgie auf der Bühne von der Musik (Wolfram Wagner), dem Licht (Ralf Wapler), Bühnenbild (Annelie Büchner) und den Kostümen (Lenka Radecky.

Die Passionsspiele werden am 26. Mai um 9 Uhr mit einem Festgottesdienst im Passionspielhaus eröffnet. Dabei wird auch die neue Vereinsfahne der Passionsspiele gesegnet.

Aufführungen von 26. Mai (Premiere) bis 5. Oktober jeweils am Samstag und Sonntag sowie zusätzlich am 30. Mai (Fronleichnam). Aufführungsbeginn ist 13 Uhr.
Kartenpreise zwischen 18 bis 37 Euro.
Reservierungen unter Tel. 05373/8139, E-Mail: info@passionsspiele.at.
Internet: www.passionsspiele.at

Eine Erfolgsgeschichte

Die Erler Passionsspiele gehen heuer ins 400. Jahr. Die erste Aufführung eines „Osterspieles“ in Erl lässt sich für das Jahr 1613 nachweisen. Seither bringen – mit Unterbrechungen – die Bewohner von Erl das Leben und Sterben Jesu auf die Bühne. 1959 wurde das Passionsspielhaus eröffnet, das Platz für 1.500 Besucher bietet. Die stufenförmig aufgebaute Bühne hat Platz für 600 Darsteller. In den 60er-Jahren dauerten die Aufführungen den ganzen Tag, seit den 80er-Jahren wird von Mai bis Oktober von 13 bis 16 Uhr gespielt. Schüler der HS Erl erstellen ein englisches Textbuch zum Passionsspiel. Erstmals stehen englischsprachigen Zuschauern auch Szeneerläuterungen über Kopfhörer zur Verfügung.

Ausstellung
Zeitgleich mit der Uraufführung am 26. Mai öffnet auch eine Jubiläumsausstellung im Kunstraum des Passionsspielhauses. Sie ist an den Spieltagen bei freiem Eintritt zugänglich und lässt die 400-jährige Geschichte der Erler Passionsspiele Revue passieren.

Mit dem KirchenBlatt zur Jubiläums-Passion 2013 in Erl (Tirol)

Termin: 21. Juli 2013, Abfahrt ab Bregenz um ca. 8 Uhr,
Zustiegsmöglichkeiten in Dornbirn, Hohenems, Feldkirch und Bludenz.
Rückkehr um ca. 21 Uhr.
Komplettpreis: € 75,- / Person
KirchenBlatt-Begleitung: Xaver Nenning
Anmeldeschluss: 8. Mai 2013
Anmeldung: T 05522 3485-211 oder kirchenblatt@kath-kirche-vorarlberg.at