Umweltfreundliche Möbel? Was wohl vielen als Unmöglichkeit erscheint, haben sich zwei Tischler aus Nofels zum Ziel gemacht. Mit ihren kompostierbaren Stücken zeigen sie: es geht!

Patricia Begle

Begonnen hat die Geschichte mit dem Wunsch, organisch geformte Möbel zu bauen. Die Formen sind fließender und irgendwie hatte Wolfgang Mähr genug von den vielen Ecken, Kanten und geraden Linien.  So entstand der „Schlüfer“, eine Mischung zwischen Ei und Nest. Der kleine Finn Laurin war der erste, der es „bewohnen“ durfte, erzählt der vierfache Familienvater. Die Materialien waren natürlich auch „organisch“ - kein Metall oder Kunststoff, kein Leim, nur Natur. So kann der „Schlüfer“ - sollte er eines Tages nicht mehr gebraucht werden - friedlich vor sich „hinrotten“.

Teamwork
Diesem Grundsatz sind Wolfgang und Christoph Mähr, die beiden Eigentümer der Tischlerei, bei der Entwicklung der Folgeprodukte treu geblieben. „Wir möchten zeigen, dass es möglich ist, etwas herzustellen, das keine Probleme verursacht, wenn es nicht mehr verwendet wird“, erklärt Wolfgang. Ein einfacher Grundsatz, dessen Umsetzung allerdings so einiges braucht: Know-how, Kreativität, Geduld. Und vor allem Leidenschaft, denn die Eigenkreationen sind alle neben dem Alltagsgeschäft entstanden. „Mein Bruder und ich ergänzen uns gut“, weiß Wolfgang. „Mein Bereich ist das Design, er ist für die Produktion zuständig.“ Die beiden sind Tüftler, arbeiten Hand in Hand und kennen kein „Das geht nicht“.

Spurenlos
Dass es geht, beweisen die Werkstücke, die sie in den letzten fünf Jahren entwickelt haben. Neben dem „Schlüfer“ gibt es den „Bock“, einen Barhocker, das „Welli“, eine Wellnessliege und den „Dreiblatt“, einen Hocker. Die „ArtDesign“ in Feldkirch war dann der erste „Gradmesser“, hier holten sich die Tischler Feedback ein. Vor eineinhalb Jahren beschlossen sie dann, sich auf ein Werkstück zu konzentrieren, um es serienmäßig zu produzieren - und damit zum Träger ihrer Idee zu machen. Das Label „spurenlos“ wurde geboren.

Dreiblatt
„Unsere Wahl fiel auf den Hocker“, erklärt Wolfgang. „Er lässt sich leicht zerlegen, verpacken und versenden, wiegt nur zwei Kilo.“ In vielen kleinen Schritten und noch mehr Arbeitsstunden wurde das Stück optimiert. „Wir haben sicher 20 verschiedene Varianten der Sitzfläche ausprobiert“, erzählt der Möbeldesigner von der Entstehungsgeschichte. Anfangs bestand diese aus Stroh, vermischt mit Naturkautschuk.  „Stroh ist ein cooles Material“, weiß der Holzexperte. „Es verfügt über Festigkeit und Elastizität - auf einem Strohballen sitzt man einfach gern.“ Letztendlich konnte das Material die statische Herausforderung, die der Hocker mit sich bringt, nicht erfüllen. Geblieben ist aber eine Strohbeschichtung von fünf Millimetern - als Dreiblatt-Variante. Ja, Variante, denn den Hocker gibt es in verschiedenen Holzarten, Höhen und Farben. Er lässt sich leicht zusammenstecken - der dafür nötige Winkel ist eines der Ergebnisse der intensiven Tüftelei - und ist durch seine Leichtigkeit und Beweglichkeit wohl die gesündeste Sitzvariante für den Rücken. „Im Prinzip ist der Hocker jetzt sehr einfach, er besteht nur noch aus Massivholz, ist auf das Essentielle reduziert und funktioniert. Mein Großvater hätte ihn wahrscheinlich auf dieselbe Art gemacht“, erklärt Wolfgang.

Unterstützung
Seit Mitte April wird über Crowdfunding Unterstützung für die serielle Produktion gesucht. „Das ist auch ein Weg zu schauen, wie der Hocker ankommt“, erklärt Wolfgang. „Und mit dem Geld können wir noch ein paar Produktions- und Verpackungsabläufe optimieren.“ Die Gegenleistungen für das investierte Geld? Eine Einladung zum Grillfest, eine Pfeffermühle aus dem Hause Mähr oder natürlich ein Dreiblatt. Die wohl bedeutendste „Gegenleistung“ besteht jedoch im Wachsen einer Produktionsweise, die nicht auf Kosten der Umwelt, sondern anders geht. Spurenlos eben. «

www.spurenlos.at