Sein Leben und Sterben sah Franz Reinisch im Dienst einer anderen Macht: Der gewaltfreien Liebe Gottes, wie er sie in der Gestalt Mariens erkannt hatte. Wenn Gewalt vor Recht ergeht, wird Widerstand zur Pflicht. Eine Gedenknotiz.

von Walter L. Buder

Franz Reinisch ist der einzige Priester, der den Fahneneid auf Hitler verweigerte. Seinen Mitbrüdern und Mitmenschen die anders dachten und handelten hat er nie einen Vorwurf gemacht. Seltsam unaufgeregt, in eigenartig friedensstiftender Radikalität steht der Schönstattpriester, Palottinerpater, Teiljurist und Ganz-Theologe mit seiner Überzeugung gegen das NS-Herrschaftssystem.  Wie der Bregenzer Familienvater Ernst Volkmann oder der selige Franz Jägerstätter, beides katholische Laien und zu Lebzeiten zeitweilig als Mesner im kirchlichen Dienst, verweigerte er dem verbrecherischen Diktator Hitler den geforderten unbedingten Gehorsam.

Der Verurteilte
„Der Verurteilte“, schreibt Reinisch am 25. Juli 1942 in seiner Schlusserklärung ans Reichskriegsgericht, „ist kein Revolutionär, d. h. Staats- und Volksfeind, der mit der Faust und Gewalt kämpft; er ist ein katholischer Priester, der die Waffen des Geistes und des Glaubens gebraucht. Und er weiß, wofür er kämpft! (...)“. Sein Wissen kommt aus Büchern aber auch aus der Welt- und Menschenerfahrung eines wachen Geistes, eines Christen, der die „Zeichen der Zeit“ - mit Verstand und den „Augen des Glaubens“ zu lesen wusste. Während böse Mächte und Gewalten die Tagesordnung diktieren, schreibt der Schönstatt-Apostel - den Tod vor Augen - die Grundlinien eines tagesaktuellen, weil ewigen Programmes: Menschenwürde und „innere Freiheit bis hin zur Freiheit der Kinder Gottes“; der unendliche Wert jedes Menschen; den Sinn und Wert des Leidens; das Wunder der Wandlung in der Hingabe; die Kraft der Liebe Gottes, die sich „sieghaft“ durchsetzen wird. 

Meine Zelle - ein Symbol des Himmels
Vieles davon entdeckt er in der Gestalt Mariens, die ihm die Schönstatt-Bewegung erschließt. So reinigt er seine Zelle „nicht weil Vorschrift, sondern freiwillig, aus Liebe, um ein Stücklein himmlischer Schönheit auf Erden zu haben. Meine Zelle - ein Symbol des Himmels.“  Reinisch ist ein gutes Zeichen für die Kraft von Menschen, die im Dienst der bedingungslosen Liebe Gottes die Welt verändern. 

Franz Reinisch SAC hat der Macht des Faschismus und der Gewalt des Nazi-Systems widerstanden. Dafür ist er am 21. August 1942 - vor 72 Jahren - in Berlin-Brandenburg enthauptet worden.Er ist in Levis geboren (1. Februar 1903) und in Altenstadt getauft worden, wo eine Straße seinen Namen trägt.  Palottiner

Ende Mai 2013 ist in der Diözese Trier das Seligsprechungsverfahren für Franz Reinisch eingeleitet worden.  Auf der, aus diesem Anlass eingerichteten Projekthomepage finden sich die gesammelten Informationen zu Leben, Wirken und Bedeutung des Gewissensmärtyrers mit Vorarlberger Wurzeln.

„Das NS-Prinzip: „Gewalt geht vor Recht“, zwingt mich in die Notwehrstellung. Es gibt für mich daher keinen Eid der Treue auf eine solche Regierung. ‚Mit Vorbehalt‘ den Eid abzulegen, muß ich nicht und will ich nicht!“ (Tagebuch, 25.6.1942)

www.franz-reinisch.org